Schauspieler ohne AllürenSchauspieler, Filmregisseur und Partymensch: Luc Feit ist immer auf der Suche nach neuen Impulsen.
Die Schuhe darf Luc Feit mittlerweile auf dem roten Teppich der Berlinale abtreten. Und er darf bei den Promi-Feiern dabeisein. Der gebürtige Luxemburger genießt schon etwas Ruhm über die Grenzen hinaus, wenn auch noch nicht so, dass er vor kreischenden Fans Reißaus nehmen müsste wie Germany-Beau Til Schweiger.
Seit Beginn der 90er Jahre hat Luc Feit im deutschen Film- und Fernsehgeschäft Fuß gefasst. Zu sehen ist der 40Jährige regelmäßig auf SAT 1 am Montagabend. Eine Menge heißer Luft „ventiliert“ er als Jurist und Ekel Frank in das Gebläse der Anwalt-Serie „Edel und Starck“. Kaum zu glauben – trifft man den Schauspieler privat -, dass seine Filmrollen oft Fieslinge und Psychopathen sind. „Daran ist meine Visage schuld“, meint Feit. Die stechenden Kulleraugen, der bleiche Teint, der volle Mund … verführen nun mal Regisseure zu schwarzen Gedanken, attestieren schroffe Eigenheiten: „einschüchternde Kälte“ … Widersprechen muss man den Göttern der Filmschöpfung allemal! Schon allein die legere Freizeit-Garderobe (Raver-Outfit) verleiht dem Schauspieler-Profi urbane Lässigkeit. Und als zappelnder Schnösel oder trällernder „Poli“ in Frank Feitlers „Lëtzebuerger Owend“-Produktion gewinnt er auf der Bühne die Lacher des Publikums mühelos. Hände und Füße sind dem Komiker stets behilflich. In schrägen Verrenkungen zeigt er gelenkig Slapstick erster Klasse. Körpersprache ist Feits Trumpf, obgleich er selbst mit seinen akrobatischen Leistungen nie recht zufrieden ist. Aber auch für ernste Theaterstoffe ist er offen. Ob als Künstler-Exote Warhol oder, wie vor wenigen Wochen als Außenseiter-König Edward II (übrigens sein Lieblingsstück), – Feit liefert den Beweis, dass er auch die „seriöse Materie“ beherrscht.
Das Schauspieltalent wurde nicht zufällig entdeckt. Seine Biografie schreibt sich wie die des Mainstreams: Zuerst die Ausbildung, dann der Job! Trotz schwacher Rhetorik, bewirbt sich Feit etwas waghalsig in Stuttgart an einer Schauspielschule. Mit Erfolg, wie man weiß. Die Ausbildungszeit möchte Feit auf keinen Fall missen. Nach Grundregeln, die laut einheimischen Schulkodex für ihn stets ein Tabu waren, nimmt er sich hier des Studiums der Schauspielerei an: „Fehler sind der Weg zur Perfektion. Fauxpas sind nicht zwingend Misserfolge. Man muss nur lernen, sie zu nutzen, um positive Resultate zu erzielen.“
Fernseh-Soaps, klassische Bühnenstücke, Krimis, Road-Movies, Komödien, Klamauk und, und, und. Umfangreich ist Feits Repertoire allemal. Und die Person Luc Feit, wo findet sie sich wieder? Ein Teil seines Ichs steckt in jeder der Rollen. Dandytum und Clownerie liegen nicht weit entfernt voneinander. Selbst Regie führte Feit schon. Der Kurzfilm „Ferkel“ thematisiert Schwulsein. Als militanter Kämpfer für die Homosexuellenfrage sieht er sich nicht. In seinem Bekanntenkreis ist Homosexualität eine stinknormale Sache. Diskussionen erübrigen sich also.
Unabhängig sein
„Eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit halten“ heißt Feits Leitmotiv. Berufliche Unabhängigkeit ist ihm wichtig. Die Abwechslung sucht der Freidenker. Folglich zieht er befristete Verträge vor. „Feste Engagements lähmen ab einem Zeitpunkt die Kreativität! Ein Wechsel gibt dann neue Impulse.“ Privat sind die Wünsche eher konventionell: Das Leben mit einem liebe- und verständnisvollen Menschen gemeinsam meistern. Dieses Glück bietet Freund Dietrich seit fast zwei Jahren.
In der „O-Bar“, einem unterhaltsamen Ort für Heteros und Homos in der Nähe des „Théàtre des Capucins“, trifft man die Leinwandgröße öfters. Freilich liegt der Arbeitsplatz gleich um die Ecke … Die sympathische „Crew“, das tolle Ambiente überwiegen als Ursache der Besuche. Für den Gast die ideale Therapie nach Stress-Tagen. Andere Vernügen? „Sonnen, Ausflüge nach Lissabon oder Barcelona. Weniger hingegen ein meditativer Rückzug in einsame Landhäuser“, sagt Luc Feidt spontan. Seine unkomplizierte, direkte Art verleiht dem Akteur den „nonchalanten“ Charme. Gibt es eigentlich Dinge, die dem coolen Typen den letzten Nerv rauben? Ungezwungen zu sein, bedeutet nicht unsensibel zu sein. Körperliche und seelische Überforderung zogen Feits Gesundheit bereits arg in Mitleidenschaft. Mangelnde Durchsetzungskraft eigener Ideen bei Inszenierungen fuchst den Künstler besonders. Dann schmeißt auch mal der Lässige das Handtuch. Denn gute Team-Arbeit hat für ihn immer Vorrang. Außerdem mag er Menschen ohne Humor, „Streber“, „elitäre Wichtigtuer“ nicht. Eingeschlossen jene, die mit Gefühlen geizen und denen es einfach an Großzügigkeit und Toleranz fehlt.
Wer gönnt dem Party-Menschen da nicht neidlos den „Erholungsurlaub“ zu den Shooting Stars dieser Welt? Momentan ruft die Arbeitspflicht in der heimatlichen Provinz. Dort wird bereits im Kapuzinertheater für die Vorstellung „Den zweeten Fabesch Fränz“ unter der Regie von Josiane Peiffer fleißig geprobt. Übrigens, Feit verkörpert die Hauptfigur in diesem Stück. Er illustriert das tragische Scheitern eines Sporttalents.
Das Pendeln zwischen Berlin und Luxemburg ist für den Reisenden Routine. Vor acht Jahren zog er von Köln in die City an der Spree. Sie ist sein zweiter Lebensmittelpunkt. An der Metropole liebt er das „Anarchische“ und in der „kleinen Schweiz“ liegen eben seine Wurzeln. Ausschließlich ein Quartier im idyllischen Dreiländereck? Luc Feit wehrt ab. Räumlich und geistig letztlich doch zu eng! So behält man zumindest eine kritische Distanz zu Großstadtdschungel und Pampa.
Christiane Schiltz
„En zweete Fabesch Fränz“, vum Pit Hoerold. Regie: Josiane Peiffer. Mam Luc Feit, Marc Olinger, Fernand Fox a Pol Hoffmann. Premiär ass den 23.2. am Kapuzinertheater. Weider Daten: 26., 27.2. an den 1., 2., 8., 9.3. Reservatioun, Tël. 22 06 45.