ZEHN JAHRE CCRN: Die Köpfe dahinter

Mit „Plakate machen Leute“, einer retrospektiven Ausstellung von Werbe-Plakaten ihrer Veranstaltungen, feiert die hauptstädtische Kulturinstitution ihr zehnjähriges Bestehen als Kulturzentrum.

Kulturelle Vielfalt: Jazz-Highlights, Lesungen, Theater, politische Diskussionsveranstaltungen und Fortbildungen – dafür steht das größte Kulturzentrum Luxemburgs heute. Zugleich kann die Institution auf eine Geschichte zurückblicken, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Einst war sie Benediktinerkloster mit Brauerei, dann Militärhospital, später Männergefängnis und während des zweiten Weltkriegs Haftanstalt für politische Häftlinge. Erst 1980 wurde das Gefängnis endgültig geschlossen und der historische Gebäudekomplex zum Kultur- und Begegnungszentrum umfunktioniert. Der Traum des LSAP-Kulturministers Robert Krieps ging damit in Erfüllung. Fortan erstrahlte die alte Abtei Neumünster als soziokulturelles Begegnungszentrum in neuem Glanz. Claude Frisoni, der ehemalige Koordinator des Kulturhauptstadtjahrs Luxemburgs 1995, sollte ab 2004 die Leitung der Institution übernehmen und dem CCRN seinen Stempel aufdrücken. Nach langen Querelen und einer zähen Auswahlprozedur übernahm dann Mitte Februar dieses Jahres die ehemalige Direktorin des Kulturzentrums in Ettelbrück (CAPe), Ainhoa Achutegui, das Ruder. „Das CCRN zu einem Haus für alle zu machen“, ist ihre Vision. (siehe woxx 1254)

Denn heute ist die renommierte Kulturinstitution zwar zu einer festen Größe geworden, ist Bezugspunkt für die Jazz-Szene und Begegnungsort für politische Diskussionen und will wie ein Magnet mit seinem breiten Kulturprogramm Kulturinteressierte aus dem ganzen Land und der Großregion anlocken, doch der elitäre Touch, der Ruch des Akademischen ist geblieben. Ob die neue Direktorin es tatsächlich schafft, das Haus für ein breites Publikum zu öffnen und auch Nicht-Akademiker anzuziehen, muss sich erst herausstellen.

Die retrospektive Ausstellung des CCRN-Graphikers Guy Schuler im Kreuzgang der Abtei Neumünster versammelt Werbe-Plakate aus den letzten Jahren, die die Vielfalt des Kultur-Programms widerspiegeln. Insgesamt 44 CCRN-MitarbeiterInnen hat der Fotograf Eric Chenal frech inszeniert und abgelichtet. Die Idee war, dass die MitarbeiterInnen, die an der Programmation mitgewirkt haben, das Programm widerspiegeln und die Plakate wiederum die MitarbeiterInnen. „Es ist wirklich witzig, was dabei herausgekommen ist“, findet Guy Schuler, dem beim Rundgang durch die Ausstellung immer neue Nuancen auffallen. So scheinen sich einige Menschen regelrecht hinter den Plakaten zu verstecken, verschwinden fast hinter ihnen, lugen verschmitzt und augenzwinkernd hervor oder halten das Plakat selbstbewusst, einem Torrero gleich, wie ein rotes Tuch seitlich in die Höhe. Die Intention dabei war, einmal die Gesichter hinter dem Programm der Kulturinstitution zu zeigen. Eine gute Idee, die MitarbeiterInnen des Hauses zu würdigen, und die entfernt an Brechts „Fragen eines lesenden Arbeiters“ erinnert. Sind es doch nicht nur die Könige, die das siebentorige Theben erbauten – wenngleich in den Büchern und in der Geschichtsreibung nur die Namen berühmter Könige auftauchen. Sie haben die Felsbrocken jedoch nicht herbeigeschleppt.

Doch das Konzept trägt nur bedingt, die Gesichter der Menschen dahinter sind zwar meist erfrischend, doch die Plakate – trotz zum Teil innovativer bunter Motive – wirken in ihrer Fülle langweilig blass und repetitiv. Am Ende stellt sich letztlich doch der Eindruck ein, dass es sich bei „Plakate machen Leute“ um die Nabelschau einer renommierten Institution handelt, die fraglos Grund hat, ihre Programmvielfalt zu feiern, aber noch einen langen Weg vor sich, um die einfachen Leute zu erreichen.

Bis zum 19. September, täglich von 11 bis 18h im Kreuzgang des CCRN.


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