OSTERN 2.0: Ein Papst zum Herunterladen

Religiöse Apps und frömmelnde Videokanäle begleiten gläubige Nutzer durch den Alltag.

Jeden Mittwoch um zehn ist es soweit: Dann erscheint der Papst in einem Fenster über dem Petersplatz. Die Gläubigen reisen zum Teil von weither an, um die Generalaudienz mitzuerleben. Seit Januar können sie auch zuhause bleiben und einfach ihr Smartphone einschalten. Der Vatikan bietet eine Papst-App an, welche die Auftritte live und in voller Länge überträgt.

Der Start der App fiel noch in die Amtszeit Benedikts XVI. Damals war aus dem Vatikan zu hören, dass die katholische Kirche in der „digitalen Arena“ gegenwärtig sein müsse. Was natürlich auch für Franziskus, den neuen Papst gilt. mehr lesen / lire plus

RECHT AUF DIGITALES VERGESSEN: Das Netz hat ein gutes Gedächtnis

Nutzer sollten sich genau überlegen, was sie im Internet veröffentlichen. Es ist schwierig, unangenehme Inhalte zu löschen. Daher wird über ein Recht auf digitales Vergessen gesprochen.

Gestern online gesetzt, heute gelöscht, morgen vergessen? Doch in den Maschen des Internet bleibt vieles hängen. Und wie in der realen Welt ist es manchmal auch ganz gut, dass man Dokumente wieder aus dem Papierkorb herausfischen kann.

Das Internet vergisst nicht. So sagt man. Gemeint ist damit, dass Nutzer zum Beispiel von peinlichen Fotos, die sie irgendwann dummerweise ins Netz gestellt haben, noch nach vielen Jahren heimgesucht werden. Diese Jugendsünden können nicht einfach so gelöscht werden. mehr lesen / lire plus

NEUROTHEOLOGIE: Wie Glaube im Gehirn entsteht

Gott in sich fühlen, mit dem Kosmos verschmelzen, auf wunderbare Art geheilt werden … Einige Hirnforscher glauben, dass sich religiöse Phänomene auf neuronale Prozesse zurückführen lassen. Andere sind skeptisch.

Wenn Gott schon nicht im Himmel sitzt, so könnte der Glaube an ihn zumindest in den Hirnwindungen Wirkung zeigen.

Sehr unterschiedliche Menschen versammelte der Neurologe Uffe Schjødt in einem Labor an der Aarhus Universiteit in Dänemark: 18 fromme Pfingstchristen und 18 nicht-religiöse Menschen. Die Probanden wurden in einen Magnetresonanztomographen geschoben, eine High-Tech-Röhre, die neuronale Prozesse im Gehirn scannt, und lauschten dort Fürbittegebeten. Diese wurden abwechselnd von einem Nichtchristen, einem gewöhnlichen Christen und einem mit der Gabe der Heilung gesprochen – zumindest dachten die Probanden das. mehr lesen / lire plus

NATURWUNDER ALS ROHSTOFFQUELLE: Und jetzt die Tiefsee?

Sie ist der größte Lebensraum des Planeten – und der unbekannteste dazu: Nicht einmal ein Prozent der Tiefsee ist erforscht. Bergbaufirmen wollen nun am Meeresgrund lagernde Rohstoffe abbauen.

Leuchtet verlockend blau, fischt ohne Wurm und Leine: der Schwarzangler.

Die eigentliche Tiefsee beginnt bei tausend Metern. Dorthin dringt kein Sonnenlicht, und der Druck ist so immens, dass ein Mensch ganz einfach zerdrückt würde. Kalt ist es auch da unten. In den Tiefseegräben sinkt die Temperatur auf beinahe null Grad.

Viele sonderbare Wesen leben in der Dunkelheit, zum Beispiel der Tiefsee-Anglerfisch, ein gruseliger Geselle mit imposantem Maul und langen, spitzen Zähnen, die durchsichtig wie Glas sind. mehr lesen / lire plus

AQUAKULTUR: Forellen werden Vegetarier

Soll man, statt die Meere zu überfischen, vermehrt auf Fischzucht setzen? Doch die Aquakultur ist keineswegs nachhaltig per se. In Hamburg werden deshalb alternative Zuchtverfahren erforscht.

Ulfert Focken mit seinen Öko-Zuchtfischen

Ein Platschen ist zu hören. Drei Karpfen strecken ihre eigenwilligen Barteln aus dem Versuchsbecken. Eigentlich stochern sie damit im Schlamm des Teichs nach Würmern und Insektenlarven. Aber in der Aquakulturanlage von Ahrensburg werden den Karpfen dunkelbraune Pellets als Nahrung serviert.

Der Ernährung von Zuchtfischen gilt das wissenschaftliche Interesse des Instituts für Fischereiökologie, das in einem umgebauten Gewächshaus nordöstlich von Hamburg seinen Sitz hat. Der Karpfen zum Beispiel ist genau genommen kein Vegetarier, erklärt Ulfert Focken, einer der Biologen des Instituts. mehr lesen / lire plus

WELTERNÄHRUNG: Insekten sind nicht Igitt

Von allen exotischen kulinarischen Gebräuchen ist der Verzehr von Insekten möglicherweise der zukunftsträchtigste. Käfer und Heuschrecken statt Rinder und Hühner zu essen, könnte helfen, die Nahrungsmittelknappheit zu überwinden.

Immer mehr Menschen müssen satt werden, bis 2050 wahrscheinlich neun Milliarden. Aber wovon? Die Landwirtschafts- und Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat eine Kampagne gestartet, die den Verzehr von Sechsbeinern und deren Larven propagiert. Werden Ameisen und Mehlwürmer unser täglich Brot sein?

Der Proteinanteil von Insekten – zwischen 22 und 91 Prozent ? spricht dafür. Es gibt zum Beispiel die rotbeinige Heuschrecke aus Nordamerika, eine Ernteplage ersten Grades, die weder Klee noch Sojabohnen noch Hülsenfrüchte verschont. mehr lesen / lire plus

WIE GRÜN IST DIE CLOUD?: Server im Sekundenschlaf

Da wir immer häufiger googeln, immer öfter Videos bei YouTube hochladen und dauernd E-Mails verschicken, wächst der weltweite Datenverkehr – und damit auch die Anzahl von stromfressenden Rechenzentren. Es ist höchste Eisenbahn, dass diese sparsamer werden.

Rechnen – und kühlen – rund um die Uhr. Leibniz-Rechenzentrum bei München.

Im April flatterte auf dem Dach der europäischen Amazon-Zentrale in Luxemburg-Grund eine Plakatleinwand mit der Aufschrift: „How clean is your cloud?“ Die Umweltorganisation Greenpeace wollte mit der Aktion darauf aufmerksam machen, dass der Online-Händler seine Serverfarm vor allem mit Kohle- und Atomstrom laufen lässt.

Rechenzentren wie das von Amazon halten das Internet in Gang. mehr lesen / lire plus

STAATEN GEGEN DAS INTERNET: Verfolgung im Netz

Staatliche Internet-Zensur versucht, die freie Meinungsäußerung einzuschränken. Autoritäre Regierungen scheuen bei den Kontrollmaßnahmen keinen Aufwand, doch Blogger und Dissidenten lassen sich nicht den Mund verbieten.

Die Große Mauer ist einzigartig. Die „Great Firewall“, mit der die chinesische Regierung den Internetzugang einschränkt, leider auch. Ob sie wohl ausreicht, einen Dammbruch zu verhindern?

„Reporter ohne Grenzen“ bezeichnet derzeit zwölf Länder sehr plakativ als „Feinde des Internet“: China, Kuba, Iran, Myanmar (Birma), Nordkorea, Saudi-Arabien, Bahrain, Syrien, Belarus (Weißrussland), Turkmenistan, Usbekistan und Vietnam. Tunesien und Ägypten gehören seit dem „arabischen Frühing“ nicht mehr zu dieser ersten Kategorie. Sie haben den Status „unter Beobachtung“, so wie zwölf andere Nationen: Eritrea, Russland oder die Türkei, aber auch Frankreich und Australien. mehr lesen / lire plus

WWW.ERINNERUNG.NET: Nichts als Grabsteine

Auch im Internet wird versucht, die Erinnerung an Verbrechen und Völkermord wachzuhalten. Das geht weit über reine Information hinaus.

Neue Arten,
an dramatische vergangene Ereignisse zu erinnern.
Ein freies Internet bietet Raum für künstlerische oder kollektive Aufarbeitung von Geschichte.

Auf der Seite „Memory Loops“ ist Erinnerung wie ein virtuelles Kunstwerk aufgebaut. Nutzer sehen als erstes eine Stadtkarte von München: Der Wirrwarr grauer Straßenzüge auf schwarzem Hintergrund, darauf verteilt lauter blaue Kreise, die im Zentrum dicht beieinander und teilweise übereinander liegen. Geht man auf einen dieser Kreise, so erscheinen
Adressen, zum Beispiel Lenbachplatz 3. Beim Anklicken ist plötzlich eine Kinderstimme zu hören, die eine Mitteilung von Hitlers Privatsekretär Martin Bormann aus dem Jahr 1942 verliest: „Betrifft beschlagnahmte Kunstschätze bei der Firma Bernheimer, München“. mehr lesen / lire plus

SELTENE-ERDEN-VERSORGUNG SICHERN: Claims und Chemie

Weil die Seltenen Erden für Hightech so wichtig sind, werden Erkundungsprojekte unternommen und Recycling-Verfahren entwickelt. Europa soll künftig nicht mehr so stark von Importen abhängen.

Ran ans Praseodym! Zerlegter Nickel-Metallhydrid-Akku, enthält Seltene Erden.

Dysprosium, Lanthan, Neodym, Samarium, Yttrium – Metalle wie diese werden als Seltene Erden bezeichnet. Sie stecken in Computern, LCD-Bildschirmen und Digitalkameras, aber auch in „grünen“ Technologien wie Windkraftanlagen, Elektroautos oder Energiesparlampen. Im Jahr 2010 senkte China seine Seltene-Erden-Ausfuhren, woraufhin die Preise auf den Rohstoffmärkten explodierten. Kein Wunder, werden doch 97 Prozent der begehrten Metalle im Reich der Mitte gefördert.

Dieses Monopol ist ein Problem ? dass es allerdings ein hausgemachtes ist, unterstreicht nachdrücklich Jens Gutzmer vom Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie im sächsischen Freiberg: „Wir haben es zugelassen, von einem Land abhängig zu sein. mehr lesen / lire plus

NEUGIERIGE SUCHMASCHINE: Wer suchet, der zeiget

„Kannst du ja mal googeln!“ Ein weit verbreiteter Ratschlag, wenn man Informationen aus dem Internet einholen will. Wenige Nutzer machen sich klar, dass sie beim Eintippen der Suchbegriffe auch private Daten preisgeben.

Der Nigersaurus taqueti: elefantengroß, Riesengebiss mit über 500 Zähnen, und trotzdem ausgestorben.

Suchmaschinen helfen, das im Internet verfügbare Wissen zu erschließen. Zu diesem Zweck durchforsten sie mithilfe von speziellen Programmen unablässig das Internet und speichern Informationen von gefundenen Seiten in einer eigenen Datenbank. Wenn Nutzer eine Suchanfrage starten, greifen sie so gewissermaßen auf Hunderte von Millionen Seiten zu.

Allerdings hinterlassen sie dabei Spuren – die eingegebenen Suchbegriffe werden nämlich gespeichert. mehr lesen / lire plus

Treibhausgas Methan: Megatonnen aus dem Moor

Ende November wird in Durban wieder über Maßnahmen gegen die Erderwärmung verhandelt. Ein bisher eher wenig beachtetes Treibhausgas, das aber 25-mal so stark wirkt wie CO2, ist das Methan. Ein Schweizer Wissenschaftler erforscht die Kreisläufe dieses Klimakillers.

Spannend wie ein Fußballspiel. Ein Forscher untersucht, ob in diesem Moor methanogene oder methanotrophe Bakterien die Oberhand bekommen.

Den verschlungenen Wegen des Methans war Josef Zeyer schon im sibirischen Lena-Delta nachgegangen. Im Sommer 2008 besuchte der Umweltmikrobiologe die Forschungsstation Samoylov, eine einfache Holzhütte in den endlosen Weiten der Tundra. Dort bestimmte er die Methankonzentrationen in den Polygonseen, den typischen arktischen Tümpeln. Die Arbeit war stellenweise schwierig, denn wenn die Temperaturen nur auf wenige Grade über Null anstiegen, fielen blutgierige Mückenschwärme über den Forscher her. mehr lesen / lire plus

VON DER SCHALTSEKUNDE ZUR SPÄTSCHICHT: Wem gehört die Zeit?

Winterzeit: Um 3 Uhr morgens springt der Stundenzeiger auf 2 Uhr zurück. Gesund ist das nicht. Doch auf den biologischen Tagesrhythmus wird in der Arbeitswelt wenig Rücksicht genommen – mit gravierenden Folgen. Forscher entwickeln Modelle, bei denen Schichtdienste sich an die innere Uhr halten.

Pavillon des Cercles, Jura.
Unser Zeitrhythmus wird durch das Tageslicht geeicht.

Es gibt nicht nur Schaltjahre, sondern auch Schaltsekunden. Die letzte wurde am 1. Januar 2009, während die meisten Menschen mit feiern beschäftigt waren, still und leise installiert. Um 0 Uhr 59 Minuten 59 Sekunden mitteleuropäischer Zeit folgte die Sekunde 0 Uhr 59 Minuten 60 Sekunden – und erst danach die volle Stunde. mehr lesen / lire plus

CLIMATE ENGINEERING: Temperatur nach Wunsch?

Mit den Mitteln der Ingenieurskunst den Klimawandel bremsen – das planen Anhänger von Climate Engineering. Aber Wissenschaftler begegnen diesen technischen „Lösungen“ mit großer Skepsis.

Klimabacken im Kleinen. Der Wolkenbildungssimulator AIDA.

Vom Prinzip her ist „marine cloud whitening“ eine einfache Sache: Schiffe fahren auf den Ozean hinaus und versprühen dort Meerwassertropfen. Diese verdampfen und die zurückbleibenden Meersalzpartikel steigen zu den Wolken auf. Dort oben bilden sie Kondensationskeime. Die Wolken werden dadurch weißer und können mehr Sonnenlicht reflektieren. Der Albedo-Effekt, den es auch beim arktischen und antarktischen Eis gibt, wird also künstlich verstärkt – und das Erdklima kühlt ab.

Ein Plan für diese künstliche Wolkenaufhellung existiert erst einmal nur auf dem Reißbrett. mehr lesen / lire plus

TRAUBEN UND TREIBHAUSEFFEKT: Der gut durchlüftete Weinberg

Noch ist der Klimawandel nur ein Nebenthema beim Welt-Weinkongress, der ab dem 20. Juni in Porto stattfindet. Doch die Erderwärmung stellt Winzer vor große Herausforderungen. Wissenschaftler entwickeln bereits Strategien der Anpassung.

Der 50. Breitengrad galt lange als Grenze des Weinanbaus, nördlich davon war es einfach zu kalt und zu dunkel. In Luxemburg können sich ältere Winzer erinnern, dass manche Jahrgänge an der Obermosel früher nicht ausreiften. Der Chronist Johannes Trojan nannte den 1888er Moselwein einen Rachenputzer, der fast herber als Essig schmecke. Noch fast hundert Jahre später musste mangels Qualität auf die Prämierung „Marque Nationale Grand Premier Cru“ verzichtet werden.

Seitdem hat die Kraft der Sonne immer weiter zugenommen. mehr lesen / lire plus

SCHALLSCHUTZ: Ruhe, bitte!

Am 27. April ist der „Tag gegen Lärm“. Der internationale Aktionstag soll auf die Problematik einer lauten Mobilitätsgesellschaft aufmerksam machen, die zwar Menschen und Waren rund um die Uhr in alle Teil der Erde befördern kann, aber kaum noch Raum für Stille lässt.

Ideale Testumgebung für akustisches Zauberwerkzeug: der halbschalltote Raum.

Schall breitet sich auf verschiedene Weise aus: als Ton, Klang, Geräusch oder Lärm. Ein Ton ist eine einzelne Sinusschwingung, zum Beispiel das durchdringende 1000-Hertz-Piepsen des nächtlichen Testbilds, das früher nach Sendeschluss im Fernsehen zu hören war. Oder der Kammerton, nach dem das Sinfonieorchester die Instrumente stimmt. Was dann während des Konzerts an die Ohren dringt, wird wissenschaftlich als Klang eingestuft: die Vermischung von Tönen verschiedener Frequenz, etwa der C-Dur-Dreiklang. mehr lesen / lire plus

KLIMASCHUTZ: Wald bewahren, CO2 sparen

Am Hamburger Institut für Weltforstwirtschaft entwickeln Wissenschaftler Strategien für den Erhalt der Wälder. Ein schwieriges Unterfangen, solange es keine verbindliche globale Schutzvereinbarung gibt.

Joachim Krug und Michael Köhl im Hamburger Gewächshaus.

In der feuchtwarmen Luft des Gewächshauses fühlen sich Limba, Benin-Mahagoni und der Baumfarn aus Tasmanien, sichtlich wohl. Genauso wie ein seltsamer Baum aus Südamerika, dessen Stamm rosafarbene Dornen zieren. „So kommen die Affen nicht an die Früchte heran“, sagt Michael Köhl. Mehr noch als das stachelige Abwehrbollwerk des Florettseidenbaums interessiert den Wissenschaftler die Biomasse, die unter der dornigen Rinde versteckt liegt. Zusammen mit 35 Forstexperten kämpft der Leiter des Instituts für Weltforstwirtschaft in Hamburg gegen ungehemmte Abholzung. mehr lesen / lire plus