Berthe Lutgen: Feminismus in Bildern

Noch bis zum 22. April beschäftigt sich eine Ausstellung im Neumünster mit Ungerechtigkeiten und Gewalt, die tagtäglich überall auf der Welt gegen Frauen begangen werden.

„La marche des femmes“ wird noch bis zum 22. April im „Neimënster“ gezeigt. (Foto: © neimenster.lu)

Wer sind die Entscheidungsträger*innen in Luxemburg? Männer. So lautet die einfache Botschaft des Werks „The Deciders“, das gegenwärtig in der Abtei Neumünster gezeigt wird. Es ist Teil der Ausstellung „La marche des femmes“, die der Luxemburger Künstlerin und Frauenrechtlerin Berthe Lutgen gewidmet ist.

Auf einem der Werke ist in Ölfarben gezeichnet ein Gesicht zu sehen. Ein Auge ist dunkel umrandet, es könnte an Müdigkeit liegen. Spätestens bei Betrachtung des zweiten Auges wird deutlich, dass es sich um zwei Veilchen handelt. Die Lippen sind asymmetrisch: Eine Schwellung hat die linke Seite verformt. „Femme battue“ hängt direkt am Eingang der Ausstellung und konfrontiert Besucher*innen ohne Umwege mit einer Problematik, die Frauen überall auf der Welt betrifft: häusliche Gewalt. Das Werk setzt jedoch nicht nur auf Schockwirkung, sondern auch auf Information. So sind auf Post-its statistische Daten, Regelungen und Aktionen zahlreicher Länder aufgelistet. „Chaque année en France, plus d’une centaine de femmes sont abattues par leur conjoint ou leur ex, sans que cela n’émeuve grand monde. Libération 29.03.17“, ist zum Beispiel zu lesen. Neben diesen Texten, die zwar die Realität beschreiben, letztendlich jedoch abstrakt bleiben, verleiht das Bild Opfern von Gewalt konkrete Sichtbarkeit.

Noch stärker auf Information ausgerichtet ist ein Werk, das auch der Ausstellung den Titel liefert. Vordergründig erhalten die Betrachtenden einen gewissen Überblick über Frauenrechte in einzelnen Ländern. Neben Indien und Afghanistan ist auch die EU aufgeführt. Auf diesem Teil des Bildes werden einige der Forderungen des 21. Jahrhunderts benannt: Verbot sexistischer Werbung im öffentlichen Raum, Reduktion nicht-bezahlter Arbeit, flexiblere Arbeitszeiten. In der Bildmitte sind Pionierinnen der Frauenbewegung abgebildet. Schaut man aber über Einzelaspekte hinaus, ergibt das gesamte Bild eine Reihe von Frauen, die hintereinander marschieren, um für ihre Rechte zu demonstrieren.

Lutgen benutzt vielfältige Mittel wie Selbstporträts, Collagen oder synoptische Tabellen. Die Bandbreite an Themen, die in den Werken thematisiert wird, reicht von der Istanbul-Konvention über Zwangsprostitution bis hin zu Lohnungleichheit und reproduktiven Rechten. Auch das Thema Schwangerschaftsabbruch wird anhand eines Plakats aufgegriffen, das Lutgen 2012 anfertigte.

1935 geboren, studierte sie an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris und an der Kunstakademie in München. Hierzulande ist sie vor allem als Begründerin des MLF (Mouvement de Libération des Femmes au Luxembourg) bekannt. Neben ihrem politischen Engagement ist ihr künstlerisches Schaffen für sie stets eine zusätzliche Möglichkeit, Botschaften zu vermitteln und sich für feministische Belange einzusetzen. Wie die Ausstellung eindrücklich zeigt, haben viele ihre Positionen auch im Jahr 2018 nichts an Aktualität verloren.


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