Erdnah, sich nie zu weit vom Diesseits in seiner konkreten Gegenständlichkeit entfernend und doch zugleich ausgreifend scheinen die gedanklichen Umlaufbahnen, die der Sprecher – oder Protagonist? – in „Als Versprechen dieser Zeit“ beschreibt. Es ist ein sanftes Rotieren um sich selbst und die eigene Vergangenheit – denn was bedeutet zum Beispiel die geschlechtsspezifische kindliche Prägung für das spätere Leben? Mithilfe einer dichten, lyrischen Sprache versucht der Sprecher sich von den Glaubenssätzen, die seine Kindheit und Jugend formten, freizumachen; er verliert sich dabei aber zu keinem Moment in einer übertriebenen Nabelschau. Ebenso konstitutiv wie die eigene Geschichte ist für das Ich nämlich das Du, dem er in Liebe und Respekt begegnet. Dass die Versprechen, die man einander gibt, eine Trennung jedoch nicht unbedingt abwenden können, ist eine Erkenntnis, die der Sprecher frei von Bitterkeit und Groll akzeptiert. Mit beeindruckender Großherzigkeit und ohne den Glauben an die Zukunft zu verlieren lässt er die geliebte Person ziehen: „da ist ein Vertrauen und ich weiß, / dass du anderswo glücklich werden wirst / ich weiß, egal wo es ist: / es wird mit einer grazilen Landung passieren“.
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