Iris Wolffs kunstreicher Roman „Lichtungen“ hat seinen Platz auf der Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises verdient. In schön ausgeformter Sprache wird die Liebesgeschichte von Lev und Kato erzählt, die, weil sie während des Ceaușescu-Regimes in Rumänien aufgewachsen sind, Mangel und Unterdrückung kennen. Die beiden Freunde stehen sich während ihrer Jugendjahre sehr nahe, gehen aber getrennte Wege, als sich die Grenzen öffnen. Jahre wird es brauchen, bis sie wieder zueinanderfinden – aber das erfahren die Leser*innen schon zu Beginn des Romans, denn dieser erzählt konsequent rückwärts. „Lichtungen“ ist ein Buch, das so vielschichtig ist wie ein „infinite zoom picture“ – ein Bild, das man vergrößern und vergrößern kann, nur um immer weitere, verschachtelte Mikrokosmen zu erblicken. So reist man beim Lesen durch die Zeit und erkennt dabei immer deutlicher, wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander aufgehoben sind.
Klett-Cotta Verlag, 256 Seiten, ISBN: 978-3-608-98770-6.