In Veronikas skurriler Familie leben alle nach Kräften ihre Eigenarten aus. Ihr um Hygiene bemühter Vater zieht in der verschachtelten Familienwohnung in Rom immerzu neue Wände ein. Währenddessen überhäuft ihre Mutter sie im Minutentakt mit Telefonanrufen und überwacht die Kinder Tag und Nacht. Veronika selbst wächst im Schatten ihres talentierten Bruders auf und wird ohne große Ambitionen Schriftstellerin ‒ wohl auch als Schutzmechanismus, um mit der eigenen Familie fertigzuwerden, wie die Autorin erklärt. Mit einer wunderbaren Portion stoischer Ironie erzählt Veronica Raimo von Ferienreisen, die ins Wasser fallen, komisch bizarren Liebesschaften und der Einsamkeit des Erwachsenwerdens. Die willkürlich aufeinanderfolgenden kurzen Kapitel beschreiben dabei Erinnerungen mit autobiografischen Zügen. Dass einige Erlebnisse überspitzt scheinen (zumindest ist das stellenweise zu hoffen) stört die unterhaltsame Lektüre nicht im Geringsten. Denn der Autorin gelingt trotz wenig Handlung eine liebenswerte Tragikomödie, in der die Verletzlichkeit und Melancholie der Ich-Erzählerin regelmäßig zum Vorschein kommen.
Nichts davon ist wahr, von Veronica Raimo. Klett-Cotta, 2023.