Wenn das „enfant terrible“ der deutschsprachigen Literatur einen neuen Roman vorlegt, kocht bekanntlich das Feuilleton über. Bei „Die Toten“ war das natürlich nicht anders, auch wenn beispielsweise „Imperium“ bei weitem skandalträchtiger ist als das neue Werk. In dieser feinziselierten Chronik entführt der Schweizer Autor den Leser in die Welt kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. In einer quasi kinematografischen Montage werden zwei Filmliebhaber vorgestellt, der Schweizer Regisseur Emil Nägeli und der japanische Ministerialbeamte Masahiko Amakasu – die beide im zweiten Teil des Buchs im Rahmen eines regelrecht faustischen Pakts auf der Berlin-Tokio-Achse aufeinandertreffen werden. Umringt von historischen Personen wie Charlie Chaplin, Siegfried Kracauer, Lotte Eisner, Heinz Rühmann und vielen weiteren entwickelt sich „Die Toten“ zu einer Art Tanz auf dem Vulkan, einem Totentanz, in dem so mancher Schachtelsatz von einem Entsetzen ins nächste führen kann. Sicher, Krachts preziöse Schreibweise kann irritieren – doch, hat man sich dem vorgegebenen Rhythmus einmal hingegeben, kann man sich dem Bann dieses Buches nicht mehr entziehen. Übrigens: Christian Kracht wird am 27. Oktober in den Rotondes aus „Die Toten“ vorlesen.
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