Originaler Afrobeat
Seun Kuti ist der jüngste Sohn des bekannten nigerianischen Musikers Fela Kuti. Letzterer kreierte in den 1970er-Jahren zusammen mit der Schlagzeug-Ikone Tony Allen den Afrobeat, indem er nigerianische Musikstile mit Elementen aus Jazz und Funk zu einer enorm druckvollen, neuen Form mixte. Nach dem Tod seines Vaters 1997 übernahm der damals blutjunge Seun die Band seines Vaters Egypt 80. Er hat sich jetzt sechs Jahre Zeit gelassen hat, um eine reguläre neue Scheibe zu veröffentlichen. Heavier Yet hat all das, was man von einem richtig guten Afrobeat-Album erwartet: scharfe Bläsersätze, knackige Gitarrenriffs, einen umwerfenden Polyrhythmus vom Schlagzeuger und prägende Call-and-Response-Gesänge vom Bandleader und einem Frauenduo. Der Vater Fela war bekannt für seine bissigen Texte, in denen er den Machtmissbrauch der Herrschenden und soziale Ungerechtigkeit kritisierte. Von den bisherigen Platten Seuns (wie auch von denen seines Bruders) weiß man, dass auch er politisch kein Blatt vor den Mund nimmt, auch wenn die Liedtexte auf der neuen CD leider nicht enthalten sind. Lenny Kravitz hat dieses starke Afrobeat-Album produziert, das keine Wünsche offenlässt. Erstklassig!
Seun Kuti & Egypt 80 – Heavier Yet (Lays the Crownless Head) – Record Kicks
Koreanische Saiten
Wer den banalen K-Pop ablehnt, aber wissen möchte, was an kreativen Klängen aus Südkorea kommt, wird mit dieser Platte bestens bedient. Dal:um ist ein Frauenduo, das aus Suyean Ha und Hyeyoung Hwang besteht und nun nach seinem Debut Similar & Different (2021) mit Coexistence nachlegt. Was man hier hört, sind sechs Instrumentalstücke, die mit lediglich zwei Instrumenten eingespielt wurden; also ganz puristisch. Zum Einsatz kommen die beiden klassischen Saiteninstrumente des nordostasiatischen Landes, zwei Arten von Wölbbrettzithern, die jeweils rund 1,60 Meter lang sind. Suyean Has Gayageum ist ein 25-saitiges Instrument, das helle, harfenähnliche Töne hervorbringt, während Hyeyoung Hwangs Geomungo nur sechs, dunkel klingende Saiten aufweist, die üblicherweise mit einem Bambusstab angeschlagen oder auch mal gestrichen werden. Das perfekt eingespielte Duo produziert auf der neuen Platte Melodien, die mal verhalten klingen, oft aber beeindruckend explosiv wirken. Auch wenn sie sich nicht explizit als Roots-Musikerinnen bezeichnen, ist die lokale Klangästhetik unüberhörbar. Eine fesselnde koreanische Klangreise!
Dal:um – Coexistence – tak:til, Glitterbeat Records
Gehobene Schätze
Der Musikwissenschaftler und Afrika-Spezialist Werner Gräbner ist verantwortlich für die Plattenserie Zanzibara, die zwischen 2005 und 2020 mit zehn Alben beim renommieren Label Buda Musique erschien und teils klassische, teils aktuelle Musik aus Tansania und der dazugehörigen Inselgruppe Sansibar vorstellte. Vieles davon war Musik, die wegen der alten und engen Handelsbeziehungen zu arabischen Ländern deutliche Einflüsse von ebendort aufwies. Nun ist Zanzibara 11 erschienen. Hier allerdings geht es um kongolesische Musik, denn in der tansanischen Metropole Daressalam suchten auch Künstler*innen aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo (früher Zaire) Arbeit. Die aktuelle Ausgabe der Serie beinhaltet Musik von zwei solcher Gruppen, dem Orchestre Maquis du Zaïre und dem Orchestre Safari Sound. Folglich hört man hier Musik, die auf der Rumba congolaise basiert, die rhythmisch wie melodisch viel von den Klängen Kubas enthält. Die Aufnahmen aus Tansania wurden zwischen 1982 und 1986 gemacht und von Gräbner selbst sorgfältig restauriert und gemastert. Herausgekommen ist ein ganz feines Album mit Stücken erstklassiger Gruppen, die auch heute noch Spaß machen. Eine ausgezeichnete Entdeckung!
V.A. – Zanzibara 11, Congi in Dar: Dance No Sweat – Buda Musique
Dänische Besinnlichkeiten
Genau vor zwei Jahren hatte Henriette Flach ein in Dänemark preisgekröntes Album unter ihrem Namen veröffentlicht, an dem auch Anna Østerby schon beteiligt war. Dann haben beide über einen längeren Zeitraum gemeinsam Stücke geschrieben und nun ein Album als Duo unter dem Titel Ude af mine hænder („Aus meinen Händen“) herausgebracht. Flach ist eine in Dänemark bereits mehrfach ausgezeichnete Künstlerin, die die Hardangerfiedel spielt, eine Violine, die durch zusätzliche Resonanzsaiten an Volumen gewinnt. Auch spielt sie die Nyckelharpa, ein altes Streichinstrument, bei dem die Tonhöhe mithilfe von Tasten verändert wird. Østerby ist Akkordeonistin und so bleiben die zwölf Stücke rein instrumental – eben aus ihren Händen. Ihre Kompositionen orientieren sich an der dänischen beziehungsweise skandinavischen Folktradition. Fast alle sind ruhig gehalten und in verhaltenem Tempo. Flach und Østerby ergänzen sich nicht nur als Musikerinnen, das, was sie zu Gehör bringen, klingt zudem auch sehr intim und grazil. Diese Musik hat etwas tief Berührendes. Sehr zu empfehlen!
Flach|Østerby – Ude af mine hænder – GO‘ Danish Folk
World Music Chart Europe (WMCE) – Top 20
1. Justin Adams & Mauro Durante – Sweet Release – Ponderosa
2. Baba Zula – Istanbul Sokaklari – Glitterbeat
3. Buzz‘ Ayaz – Buzz‘ Ayaz – Glitterbeat
4. Nusarat Fateh Ali Khan – Chain of Light – Real World
5. Carmen Souza – Port’ Ingles – Galileo
6. Saagara – 3 – Glitterbeat
7. Driss El Maloumi & Watar Quintet – Details – Contre Jour
8. Amir Amiri Ensemble – Ajdad, Ancestors – Fifth House
9. Ayom – Sa.li.va – Ayom
10. Seun Kuti & Egypt 80 – Heavier Yet (Lays the Crownless Head) – Records Kicks
11. Wowakin – Latem – Wowakin
12. V.A. – Super Disco Pirata – Analog Africa
13. El Khat – Mute – Glitterbeat
14. Lucibela – Moda Antiga – Lusafrica
15. Jaune Toujours – Vertigo – Choux de Bruxelles
16. Jaakko Laitinen & Väärä Raha – Äyskäri – Playground Music
17. Parno Graszt – Suttok a szél – Podium Shows
18. Aylin’s Soulgarden – Bi Dir Demdir – CPL Music
19. Nfaly Diakité – Hunter Folk Vol. 1 – Mieruba
20. Mari Boine – Alva – By Norse Music