Dämonen und Besessene versetzen die Menschen im argentinischen Hinterland in Angst und Schrecken: Cuando acecha la maldad (When Evil Lurks) von Demián Rugna lässt sich als Allegorie auf eine Pandemie lesen – vor allem, weil das Grundvertrauen in die Mitmenschen so erschüttert wird.

Pedro Yazurlo (Ezequiel Rodríguez) ist auf der Flucht vor einem Dämon, der erst geboren wird. (Foto: © Aramos Cine)
Die beiden Brüder Pedro (Ezequiel Rodríguez) und Jaime (Demián Salomon) leben ziemlich abgelegen irgendwo in Argentinien. Eines Nachts hören sie Schüsse im Wald, am nächsten Morgen entdecken sie eine Leiche. Sie finden heraus, dass es sich bei dem Toten um einen sogenannten „Reiniger“ handelte, eine Art Exorzisten. Gerufen hatte ihn die alleinerziehende Mutter von Uriel, denn ihr Sohn ist, so ist sie überzeugt, von einem noch ungeborenen Dämon besessen. Die Polizei zeigt sich von dieser Neuigkeit unbeeindruckt. Gemeinsam mit ihrem Nachbarn und Verpächter Ruiz (Luis Ziembrowski) transportieren die Brüder den Besessenen mit einem Pick-up, nur um am Zielort festzustellen, dass Uriel im Laufe der Reise verschwunden ist. Die Männer sind trotzdem überzeugt, das Problem losgeworden zu sein.
Dämon oder Virus?
Es stellt sich jedoch schnell heraus, dass dem nicht so ist. Neben Uriel sind auch andere Lebewesen vom Dämon besessen. Was mit einer Ziege beginnt, endet schnell in einem Blutbad. Pedro und Jaime bleibt nichts anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen und zu versuchen, die Geburt des Dämons doch noch irgendwie aufzuhalten. Sie bemerken etwas zu spät, dass Kleidung, die mit dem Besessenen in Kontakt gekommen ist, ausreicht, damit sich der Einflussbereich des Dämons ausweitet. Das stellt sich als fatal heraus, als Pedro versucht seine Kinder, die bei seiner Exfrau leben, zu retten.
Im Laufe des Films stellen die Brüder immer wieder fest, dass sie niemanden vertrauen können und sich die dämonische Präsens unbemerkt verbreitet. Das wirkt durchaus wie eine Allegorie auf die Covid 19-Pandemie: Auf einmal kann jede*r Träger*in einer tödlichen Infektion sein; am besten kommt man niemandem mehr zu nahe. Dazu passen auch die sieben Regeln im Umgang mit Dämonen, die im Film von mehreren Charakteren aufgezählt werden, um sie dann sofort wieder zu brechen. So zählt Pedros Mutter die Namen des Teufels auf, auch das Verbot von elektrischem Licht scheint niemanden zu beeindrucken. Ein wenig erinnert das Szenario auch an den Horrorklassiker „The Thing“, wobei der Dämon sich in „When Evil Lurkes“ in mehreren Menschen oder Lebewesen befinden kann.

(Foto:© Aramos Cine)
Alle Actionszenen in dem Film sind äußerst brutal. Sie zeugen nicht nur von einer sinnlosen und grausamen Gewalt, sondern betonen manchmal auch die menschlichen Schwächen der Protagonist*innen. So fällt Pedros Tochter fast dem Dämon zum Opfer, weil ihr Vater sich lauthals mit seiner Mutter streitet und dabei alles andere vergisst – auch die wichtigen Regeln, um sich den Besessenen vom Hals zu halten.
Obwohl er den größten Teil seiner Laufzeit spannend und gruselig ist, hat der Film selbst einige Schwächen. Besonders in der zweiten Hälfte schafft es Regisseur Demián Rugna nicht, die vielen Ortswechsel so zu gestalten, dass die Handlung nicht verwirrend wird. Außerdem gibt es da noch den Umgang mit Jairs, Pedros Sohn, Autismus. Bei der Darstellung bedient sich der Regisseur an Klischees und Vorstellungen, neurodivergente Menschen hätten etwas „dämonisches“ an sich. Wenig hoffnungsvoll ist auch der Schluss, wobei das in dem Genre ja zum guten Ton gehört.