Trotz kleinerer Schwächen kann „The Good Fight“ auch in der fünften Staffel ihr beachtliches Niveau halten. Die für die Anwaltsserie charakteristischen Bezüge zur politischen Aktualität bleiben auch in der Post-Trump-Ära spannend.
Von einer Serie, die seit vier Jahren läuft und noch dazu ein Spinoff einer anderen Serie ist, erwarten sich die meisten wohl keine hohe Kunst. Obwohl „The Good Fight“ dieser Beschreibung entspricht, konnte sie ihr hohes Niveau seit der ersten Folge halten.
Wie auch schon die Vorgängerserie „The Good Wife“ steht auch im Spinoff eine Anwaltskanzelei im Zentrum. Zu Beginn der ersten Folge begleiten wir Diane Lockhart (Christine Baranski), die, nachdem sie ihr gesamtes Vermögen verloren hat, bei einer fast ausschließlich afroamerikanischen Großkanzlei unterkommt.
„The Good Fight“ greift immer wieder die politische und soziale Aktualität in den USA auf. Das zum einen bei den Rechtsfällen: Es geht um Anerkennungsrechte in Falle einer künstlichen Befruchtung, geistiges Eigentum, Cyberterrorismus oder auch sexualisierte Gewalt. Zum anderen enthält „The Good Fight“ auch durchgängig Bezüge zur Realpolitik. Während die Trump-Präsidentschaft die ersten vier Staffeln dominierte, sticht vor allem eine Folge heraus, in der eine der Figuren ein anderes Szenario fantasiert: Was wenn Hillary Clinton sich gegen den Republikaner durchgesetzt hätte? Was wäre dann besser? Was vielleicht schlechter?
Auch wenn die Rechtsfälle und politische Aktualität oftmals viel Konflikt- und Spannungspotenzial bergen: So richtig unangenehm wird es, wenn es ums Persönliche geht. Oder vielmehr darum, dass das Persönliche politisch ist. So zieht sich das Thema Rassendiskriminierung durch beinahe jede Folge; regelmäßig brechen innerhalb der Großkanzlei kontroverse Diskussionen über white privilege und strukturellen Rassismus aus. Die Macher*innen, von „The Good Fight“, das Ehepaar Michelle und Robert King, sind zwar darauf aus, leicht verdauliche Unterhaltung zu präsentieren, sie scheuen sich aber nicht, immer wieder heikle Diskurse aufzugreifen.
Coronabedingt musste die vierte Staffel im Mai 2020 abrupt beendet werden. Die siebte und letzte Folge, die vom Tod Jeffrey Epsteins handelte, war zwar herausragend, ein Staffelfinale war es jedoch nicht. Die erste Folge der fünften Staffel, die am 24. Juni diesen Jahres anlief, setzt da an, wo die vorherige unterbrochen wurde und zeigt, wie es den Figuren 2020 erging. Ab der zweiten Folge läuft die Serie dann wieder auf Hochtouren. Neben Fällen über politische Korrektheit und die Ungleichbehandlung von Schwarzen Corona-Patient*innen, sorgt vor allem ein Erzählstrang für besonders viel Spannung: Die Suche nach den Drahtzieher*innen hinter dem Sturm auf das Kapitol in Washington. Auch eine der Serienfiguren steht unter Verdacht. Zurecht?
Ein Spinoff wäre kein Spinoff, wenn es bei den Figuren keine Überschneidungen gäbe: Neben zentralen Figuren wie Lucca Quinn (Cush Jumbo) und Marissa Gold (Sarah Steele)e sind auch viele Nebenfiguren wie Elsbeth Tassioni oder Colin Sweeney (Dylan Baker) wieder mit dabei. Ab und zu werden neue Figuren eingeführt, alte gehen – in „The Good Fight“ entsteht dadurch aber nie ein Loch. Jeder Wechsel haucht den Kanzelei-Dynamiken einen spannenden frischen Wind ein. Das tröstet auch über die zahlreichen „Plotholes“ hinweg, die dadurch entstehen, dass manche Erzählstränge unabgeschlossen bleiben.
Trotz solcher kleinerer Schwächen, lohnt es sich in die fünfte Staffel von „The Good Fight“ reinzuschauen.