Kamera-Upgrade fürs Fairphone 3

Fair und bezahlbar sollte das Fairphone der dritten Generation sein – dafür musste man Einschränkungen in Kauf nehmen. Dank der Modularität lässt sich jetzt zu kleinem Preis eine der kleinen Schwächen beheben.

Die beiden neuen Kamera-Module fürs Fairphone 3. (www.fairphone.com)

Als das Fairphone 3 Ende 2019 erschien, zog die Fachzeitschrift ct eine durchwachsene Bilanz, und auch die woxx konnte das Gerät nur mit Einschränkungen empfehlen. Nun sind neue Kameramodule erhältlich, und wurden ebenfalls von der ct getestet. Zur Erinnerung: Die Kamera war seinerzeit einer der Schwachpunkte des Fairphone-Modells, insbesondere weil sie kaum für Nachtfotos zu gebrauchen war. Über den Symbolwert hinaus, den diese Module für die Modellpflege haben: Inwiefern verändert sich die Bewertung des Fairphone 3?

Wenig, wenn man die Einzigartigkeit des Projekts zugrunde legt. Es gibt derzeit keine andere Smartphone-Firma, die bei Rohstoffen und Herstellung genau hinschaut. Im Fairphone 3 werden faires Gold, Zinn und Wolfram aus konfliktfreien Minen sowie Kunststoff und Kupfer aus dem Recycling verbaut. Außerdem ist ein Lohnbonus für die chinesischen Arbeiter*innen im Kaufpreis enthalten. Und schließlich ist das Fairphone modular aufgebaut – Akku, Display oder Kamera können separat ersetzt werden oder ein Upgrade erhalten.

Fair und pfiffig

An dem Hauptnachteil des Modells ändern die neuen Module wenig: Für das gleiche Geld kann man ein technisch überlegenes Smartphone der oberen Mittelklasse bekommen – ein „unfaires“ allerdings. Anzumerken ist ebenfalls, dass das Fairphone 3 für unter 500 Euro über Basics wie Fingerabdrucksensor und USB-C-Anschluss verfügt, aber auch über selten gewordene Features wie einen austauschbaren Akku, eine Kopfhörerbuchse, einen Slot für microSD-Speicherkarten und zusätzliche Steckplätze für den Dual-SIM-Betrieb.

Mittlerweile gibt es das Fairphone auch mit dem alternativen „Google-freien“ Betriebssystem „/e/“, das auf Android basiert und mit diesem kompatibel ist. Erhältlich ist /e/ für einen geringen Aufpreis bei der in Paris ansässigen „e Foundation“ (gute Bewertung im ct-Test!). Für ein „Fairphone 3+“ mit einem vorinstallierten /e/ und den neuen Kameramodulen zahlt man 500 Euro.

Mehr Bilder bei wenig Licht

Laut ct stellen die neuen Kameramodule durchaus einen Fortschritt dar. Die Hauptkamera macht nun auch nachts ordentliche Bilder und die mit der Frontkamera geschossenen Selfies sind schärfer. Die Blendenöffnungen sind die gleichen geblieben (f/1,8 bzw. f/2,0), aber die Auflösung der Sensoren ist stark angewachsen: 48 bzw. 16 Megapixel statt 12 bzw. 8. Das Hauptmodul soll allerdings die Fotos immer noch auf 12 Megapixel herunterrechnen – mit einem Qualitätsgewinn bei schlechten Lichtverhältnissen.

Die ct unterstreicht allerdings, dass unter normalen Lichtverhältnissen keine Verbesserung gegenüber der alten Hauptkamera zu sehen ist, und dass die Bildverarbeitung immer noch träge ist: Eine halbe Sekunde Wartezeit zwischen zwei Fotos wird für manche Nutzer*innen wie eine Spaßbremse wirken.

Mein nächstes Handy?

Die Module kosten 60 bzw. 35 Euro einzeln und sind leicht einzubauen, laut ct „braucht man nur einen Schraubendreher und zehn Minuten Zeit“. Das Modell wird von der Herstellerfirma mit den neuen Modulen als „Fairphone 3+“ für 470 Euro verkauft (mit Standard-Google-Betriebessystem). Die ct erinnert daran, dass man zu diesem Preis Smartphones mit besserer Kamera bekommt, kann den Modulen aber doch etwas abgewinnen: „Wer schon ein Fairphone [3] besitzt, knipst mit ihnen aber immerhin abends schönere Bilder, ohne ein neues Handy kaufen zu müssen.“

Auch wir würden das Fairphone 3 immer noch nicht uneingeschränkt empfehlen – alles hängt vom Nutzungsverhalten der Käufer*innen ab. Das Gerät ist nichts für IT-Freaks, und trotz der neuen Module auch nicht für ambitionierte Hobby-Fotograf*innen geeignet. Doch wer sich öfter fragt, ob sein jetziges Smartphone nicht für die eigenen Bedürfnisse überdimensioniert ist, für die oder den entfällt mit der Möglichkeit nächtlicher Schnappschüsse ein weiterer Grund, über das Fairphone die Nase zu rümpfen.

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