LuxFilmFest 2024: Drag, Blut und Konversionstherapie

Auch in diesem Jahr erwartet Besucher*innen des Luxembourg City Film Festival wieder ein interessantes Angebot an LGBTIQA-Filmen. Die woxx stellt vier Highlights vor.

(© Luxbox)

Toll

Vergangenen September feierte „Toll“, der mittlerweile zweite Langfilm der brasilianischen Filmemacherin Carolina Markowicz auf dem Toronto Film Festival (Tiff) Weltpremiere. Der Film handelt von Suellen (Maeve Jinkings), die mit illegalen Mitteln versucht, ausreichend Geld aufzutreiben, um ihren Sohn Tiquinho (Kauan Alvarenga) zu einem Priester in die Konversionstherapie zu schicken. Mit ihrem Film ist Markowicz nicht an Schwarz-Weiß-Malerei oder Schuldzuweisungen interessiert: Stattdessen ist „Toll“ eine nuancierte Analyse einer komplizierten Mutter-Sohn-Beziehung. Tiquinho ist nie nur wehrloses Opfer. Suellen ihrerseits ist ein zutiefst widersprüchlicher Mensch: Ihr Verhalten wird von Voreingenommenheit und Hypokrisie bestimmt, gleichzeitig zögert sie bei jeder Entscheidung, die sie trifft. „When you look at this mom, she’s not evil. She’s a product of this society, of this culture. I want people to understand her as well“ erklärte Markowicz auf dem Tiff der Presse gegenüber.

Screenings am 1., 6. und 7. März

(© Atalante)

The Summer with Carmen

Vom queeren Line-up auf dem LuxFilmFestival ist „The Summer with Carmen“ des griechischen Filmemachers Zacharias Mavroeidis sicherlich einer der leichtesten Streifen. Auf einem queeren Strand in Athen angesiedelt, handelt die Komödie von zwei befreundeten Männern: Nikitas ist angehender Filmemacher, Demosthenes hilft ihm beim Schreiben eines Drehbuchs über einen Hund namens Carmen. Mavroeidis, der das Drehbuch gemeinsam mit seinem besten Freund Fondas Chalatsis schrieb, war es wichtig, mit diesem Film eine Art von Freundschaft – nämlich einer zwischen zwei schwulen Männern – zu zeigen, wie man sie sonst auf der großen Leinwand nur selten zu sehen bekommt.

Screenings am 1. und 7. März

(© SXSW)

Queendom

Seit 2013 gilt „homosexuelle Propaganda“ in Russland als strafbar, seither hat sich der staatlich propagierte Hass gegen die LGBTIQ-Gemeinschaft noch zusätzlich verschärft. Seit Juli 2023 sind Änderungen von Geschlechtskennzeichnungen in Pässen sowie geschlechtsangleichende Operationen untersagt. Im Dezember verbot der Oberste Gerichtshof in Russland die „internationale LGBT-Bewegung“ mit der Begründung, es handele sich dabei um eine „extremistische Organisation“. In diesem Kontext ist „Queendom“ entstanden, eine Doku über die russische Dragkünstlerin Gena Marvin: Nicht nur auf Social Media setzt sie sich mit extravaganten Kostümen gegen LGBTIQA-Diskriminierung ein, auch in den Straßen Moskaus sowie ihres Heimatorts Magadan war sie regelmäßig unter Lebensgefahr unterwegs. „Queendom“ zeigt Marvins Lebensalltag, ihre brutale Festnahme bei einer Demonstration gegen die russische Invasion der Ukraine und ihre anschließende Flucht nach Paris.

Screenings am 4. und 6. März

( © Sundance Institute)

Love Lies Bleeding

Als Bodybuilderin Jackie (Caty O’Brian) das heruntergekommene Fitnessstudio Crater Gym im Staat New Mexico betritt, ahnt sie noch nicht, dass hier weit mehr auf sie wartet als Power Racks und Hantelbänke: Ein Blick zwischen ihr und Managerin Lou (Kristen Stewart) reicht, um sich heillos ineinander zu verlieben. Verfügte „Saint Maud“, das Debüt der britischen Filmemacherin Rose Glass, lediglich über lesbische Untertöne, so steht Queerness in „Love Lies Bleeding“ explizit im Zentrum. Glass’ neuster Streifen ist ein Genremix aus Thriller und Romanze, der genauso wenig vor Gewaltexzessen zurückschreckt wie vor ausschweifenden Sexszenen. Nachdem „Love Lies Bleeding“ im Januar bei seiner Weltpremiere auf dem Sundance Filmfestival anhaltenden Beifall erntete, ist er nun auch im Rahmen des LuxFilmFests zu sehen.

Screening am 10. März

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