Morbide Wortschlacht

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(Foto: Ricardo Vaz Palma)

Heiner Müllers Theaterstück „Philoktet, das auf einer der Tragödien Sophokles’ sowie antinationalistischen Stücken Bertolt Brechts basiert, ist wahrlich keine leichte Kost. Mehr noch als um die Geschichte von drei großen Helden des Trojanischen Krieges, dessen Ausgang in ihren Händen liegt, geht es in Müllers Stück um menschliche und politische Manipulation im Allgemeinen. „Was wir hier zeigen, hat keine Moral. Sie sind gewarnt, sie haben nichts zu lachen, bei dem was wir jetzt miteinander machen!“ warnt der Luxemburger Marco Lorenzini, schalkhaft um die Ecke des Vorhangs grinsend, zu Beginn des Stücks. Und fürwahr: In Karolina Markiewiczs experimenteller Bühnenadaption liefern sich zwei schwache Schauspieler mit dem alten Bühnehasen Lorenzini eine wahre Wortschlacht. Lorenzini spielt den wütenden Rächer Philoktet überzeugend furios und lässt nach einem Schlangenbiss einen Schrei ertönen, der einem durch Mark und Bein geht. Ada Günther dagegen verharrt während des gesamten Stücks in ein und derselben Haltung, und auch Dennis Laubenthal wirkt in der Dreierbesetzung blass. Wortfetzen und morbide Monologe fliegen einem nur so um die Ohren, und am Ende bleibt nur Leere und Melancholie, die weder durch die streckenweise einfallsreiche Belichtung noch durch das musikalische Intro oder den Ausklang gemildert wird: psychotische Klänge, die in ihrer schrägen Interpretation an Björk erinnern.


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