Mudam-Affäre: Kulturminister Eric Thill weiterhin in der Kritik

Kulturminister Eric Thill steht hinsichtlich seines Verhaltens in der Mudam-Affäre noch immer im Kreuzfeuer der Kritik. Mit seiner Blockadehaltung schädige er den Ruf des Mudam, so die Oppositionspolitikerin Djuna Bernard.

Die Mudam-Affäre hat in den vergangenen Wochen noch an Brisanz gewonnen. (© RG72/Wiki Commons)

Die Abgeordnete Djuna Bernard (Déi Gréng) wirft gegenüber der woxx dem Kulturminister Eric Thill (DP) weiterhin mangelnde Offenheit vor. „Ich unterstelle Herrn Thill nicht unbedingt, dass er gelogen hat, aber ich unterstelle ihm zumindest, dass ihm von Anfang an nicht unbedingt an Transparenz gelegen war.“ Damit hält die Politikerin in Ansätzen an ihrer früheren Kritik fest, obgleich sie sich etwas zurückhaltender ausdrückt als noch vor einer Woche. Ende April hatte sie den Kulturminister scharf angegriffen: Man müsse davon ausgehen, dass er „ein kaltblütiger Lügner ist oder er sein Ministerium absolut nicht unter Kontrolle hat“, sagte sie unmittelbar nach einer Fragestunde im Parlament.

Davor hatte Bernard den Kulturminister bereits mit Vorwürfen konfrontiert: „Warum haben Sie, Herr Thill, in der Chamberkommission nicht die Wahrheit gesagt? Warum halten Sie Dokumente zurück, die der Verfasser explizit bereit ist zu teilen, um Transparenz zu schaffen?“

Die Oppositionspolitikerin bezog sich auf Ereignisse, die sich bereits am 23. April in einer Sitzung der Kulturkommission abgespielt hatten. Auf der Tagesordnung stand damals eine Auseinandersetzung mit den mutmaßlichen Missständen im Mudam (siehe Kasten). Dabei befassten sich die Mitglieder der Kommission mit zwei Dokumenten, die Thill vorlagen. Es handelte sich zum einen um eine Bestandsaufnahme, die das Beratungsunternehmen „Qualia“ zwischen September 2024 und Januar 2025 im Mudam durchgeführt hatte. Der Kulturminister habe laut Bernard den Mitgliedern der Kulturkommission zum Schutz der darin zu Wort kommenden Personen keine Einsicht in das Dokument gewähren wollen. Erst durch hitzige Diskussionen habe sich Thill zumindest teilweise umstimmen lassen. Er versprach den Sitzungsteilnehmer*innen einen Einblick in die Schlussfolgerung des Berichts – eine Zusage, der er zu Beginn dieser Woche auch Folge leistete.

Zum anderen ging es in der Sitzung um einen persönlichen Brief von Patrick Majerus, dem früheren Präsidenten des Mudam-Verwaltungsrats, an den Kulturminister. In diesem Schreiben legte er die Gründe für seinen Rücktritt dar. Weil es dem Wunsch des Verfassers entspreche, wolle er den Brief aber nicht öffentlich machen, gab Thill während der Sitzung an.

Diese Aussage sollte Folgen für den Kulturminister haben. Denn in der Chamber-Plenarsitzung vom 29. April erklärte Bernard, dass, wie sie selbst von dem Betroffenen erfahren habe, Majerus eine E-Mail an drei hohe Beamt*innen des Kulturministeriums geschickt habe mit der ausdrücklichen Erlaubnis, seinen Brief der Transparenz willen publik zu machen. Besagte E-Mail liegt auch der woxx vor.

Kommunikationsschwierigkeiten

(© Wuppertaler/Wiki Commons)

Thill beteuerte, er werde der Sache auf den Grund gehen. Er reagierte am Folgetag noch mit einer Pressemitteilung, in der er bekräftigte, zu jedem Zeitpunkt ehrlich gewesen zu sein. Majerus habe ihm nie persönlich mitgeteilt, dass er eine Veröffentlichung des Briefes autorisieren würde – von der Nachricht an seine Beamt*innen habe er erst am Vortag erfahren. Dieses Versäumnis „ist unglücklich und wir arbeiten das intern auf, um so etwas in Zukunft zu vermeiden“, unterstrich der Minister in dem Statement, das nicht, wie sonst üblich, auf der offiziellen Website des Ministeriums veröffentlicht wurde. Den Rücktrittsbrief werde er an die Abgeordnetenkammer weiterleiten, versprach er. Mittlerweile wurde das Schreiben auch von RTL veröffentlicht.

Was die Bestandsaufnahme über das Mudam angehe, so habe das Kulturministerium die „Commission d’accès aux documents“ (CAD) zu Rate gezogen. Man warte deren Stellungnahme ab, um zu entscheiden, ob das vollständige Dokument veröffentlicht werden könne – gegebenenfalls werde neben der Abgeordnetenkammer auch die Presse Einsicht in die Bestandsaufnahme erhalten, schreibt das Kulturministerium auf Nachfrage der woxx.

Bernard zeigte sich mit der anfänglichen Reaktion des Kulturministers unzufrieden. Sie reichte deswegen nach der Fragestunde eine „demande d’accès aux informations et documents“ ein – die Antwort hierzu steht noch aus. Eine Resolution von Déi Gréng wurde nicht angenommen. Im Gespräch mit der woxx kritisierte die Politikerin nicht nur Thill selbst, sondern auch die ihm unterstellten Beamt*innen. Die Personen, an die sich Majerus schriftlich gewandt habe und die bei der Sitzung der Kulturkommission zugegen gewesen seien, hätten früher reagieren und die Angaben des Kulturministers revidieren müssen, so Bernard.

In der Sitzung der Kulturkommission habe Jean-Paul Ohlinger, neuer Präsident des Mudam-Verwaltungsrats, den Teilnehmer*innen glaubhaft vermitteln können, dass er die Vorwürfe rund um das Management des Museums ernst nehme und alles aufarbeiten wolle, sagte sie. „Vonseiten des Ministeriums hatte ich aber das Gefühl, dass es ihnen von Anfang an darum ging, uns so wenige Informationen wie möglich zukommen zu lassen – unter dem Vorwand, den Ruf des Mudam nicht schädigen zu wollen.“

Tatsächlich hatte Thill schon in seiner Stellungnahme dieses Argument angeführt und betont, dass wenn man das Dossier Mudam weiterhin öffentlich ohne inhaltliche Tiefe breittrete, das nicht nur das Personal belaste, sondern auch kurz- und langfristig dem Renommee des Mudam und dem kulturellen Standort Luxemburg schade. Eine dürftige Rechtfertigung in den Augen der Déi Gréng-Politikerin, die der Meinung ist, dass Thills „Blockadehaltung“ dem Ruf des Mudam am meisten schade.

Gegenüber der woxx unterstrich sie, dass das Parlament eine Kontrollfunktion gegenüber der Regierung ausübt – ein Punkt, den sie bereits in der oben genannten Resolution sowie während der Fragestunde in der Chamber hervorgehoben hatte. „Dies ist nur möglich, wenn den Regierungsmitgliedern der Stellenwert von Transparenz bewusst ist.“

Hintergrund der Mudam-Affäre

Seit Monaten steht die Mudam-Direktorin Bettina Steinbrügge im Fokus öffentlicher Kritik. Museumsmitarbeiter*innen werfen ihr laut Medienberichten Mobbing, Vetternwirtschaft und Missmanagement vor. Das angeblich toxische Arbeitsklima soll bereits zu mehreren Kündigungen geführt haben. Das Mudam selbst weist sämtliche Anschuldigungen zurück. Ende März hatte RTL als erstes Medium über die Vorwürfe berichtet.


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