Saleem Haddad: Guapa

Saleem Haddad jagt die Leser*innen seines Romans „Guapa“ einen Tag lang durch eine namenlose arabische Stadt. Der Erzähler Rasa ist stets an ihrer Seite: Ein schwuler Mann, der gegen Regierungen protestiert und Liebesbotschaften auf die Rückseite eines Fotos schreibt.

Copyright: Europa Editions

„The morning begins with shame.“ Das ist der erste Satz aus „Guapa“, dem Debütroman von Saleem Haddad. Die Scham, die der Erzähler Rasa am Morgen empfindet, lässt den Tag über nicht nach. An sich begleitet sie ihn schon sein ganzes Leben: Ein Leben, das vom Kampf um Anerkennung und von der Selbstfindung in einer Welt voller Feindseligkeit geprägt ist. mehr lesen / lire plus

#dichterdran: Schiller hatte die schönsten Locken

Unter #dichterdran parodieren Twitter-User*innen den sexualisierten Blick männlicher Literaturkritiker auf Autorinnen. Der ist Ausdruck eines strukturellen Problems der Literaturkritik.

Foto: CC BY nefasth SA 2.0

„Solche Rezension sind so dermaßen peinlich, dass ich mich eigentlich gar nicht darüber aufregen möchte“, twitterte die Journalistin Nadia Brügger vor wenigen Tagen und verwies dabei auf Martin Ebels Buchbesprechung zu Sally Rooneys Debütroman „Gespräche unter Freunden“ im Schweizer Tages-Anzeiger. „Kann bitte ich das nächste Mal eine schreiben – und zwar ohne die Autorin unnötig zu sexualisieren und ihre Leistung großväterlich zu schmälern?“ Ebel schreibt in seiner Rezension über Rooneys sinnliche Lippen, über ihre vermeintliche Ähnlichkeit zu einem verschreckten Reh – und er behauptet, manche Romanszenen könnten von Marivaux abgeschrieben sein. mehr lesen / lire plus

Buck Tu Gou: Kurz, kürzer, am kürzesten

Kremart feiert den Auftakt der neuen Buchserie „Buck tu gou“. Es sind schmale Heftchen zum kurzweiligen Lesevergnügen. Muss das sein?

Buck Tu Gou

Bildquelle: Kremart Edition

Manchmal ist weniger bekanntlich mehr. Auf Literatur trifft das in den Augen der meisten Leseratten jedoch nicht zu. Kremart sieht das anders und kommt mit einem luxemburgischen Verschnitt von Pixibüchern daher. „Buck tu gou oder eine Tasse Literatur zum mitnehmen“, bewirbt das Verlagshaus die neue Buchserie. „Diese Büchlein im Format 12,5 auf 9 cm kann man gemütlich bei einer Tasse Kaffe oder einer heißen Schokolade genießen.“

Das erklärt das zunächst irritierende Kaffeebohnen- und Kakaopflanzen-Design – und den Titel der Serie, bei dem alle Gedankenrädchen auf Hochtouren laufen müssen, bis man das „verluxemburgischte“ Book-to-go dahinter erkennt. mehr lesen / lire plus

Joseph Kayser: „De Mann, deen ëmmer laacht“

Joseph Kayser liefert mit „De Mann, deen ëmmer laacht“, eine der unangenehmsten literarischen Figuren 2018.

Editions Schortgen

Wer nach einer Abbildung für die Redewendung „unter die Gürtellinie gehen“ sucht, kann getrost auf ein Porträt von Clement S. zurückgreifen. Der überzeugte Junggeselle ist ein Korinthenkacker. Ein Beamten-Arschloch wie es im Buche steht: kleinkariert, gehässig und fies. Jede Provokation, jedes durch ihn verschuldete Unglück, jede Entrüstung über sein unmögliches Verhalten ringt ihm ein dreckiges Lachen ab. Er ist unsympathisch bis unausstehlich und wirkt in seiner Absurdität doch so real.

Joseph Kayser gelingt es einen authentischen Charakter zu konstruieren, der durch seine Infamie besticht. mehr lesen / lire plus