Pont Adolphe:
 Ten Years After

Vor zehn Jahren hatte er die Idee einer „Brücke unter der Brücke“ – Jo Simon, ehemaliger Direktor von Sudgaz. (Foto: woxx)

Als im Februar 2014 nach längerer Zeit wieder eine Fahrraddemo der Lëtzebuerger Vëlos Initiativ (LVI) stattfand, nahm an ihr auch der damals noch recht neue Verkehrsminister François Bausch (Déi Gréng) mit seinem Faltrad teil. Besondere Aufmerksamkeit wurde damals dem „Pont Adolphe“ zuteil, der kurz vor seiner Renovierung stand. Schon seit einiger Zeit war der LVI bekannt, dass die Straßenbauverwaltung keine Möglichkeit sah, neben den Streifen für die Tram, die Autos und die FußgängerInnen auch noch einen weiteren für die RadfahrerInnen zu reservieren – dazu sei der Platz auf der Fahrdecke zu knapp.
Eine zu der Zeit vieldiskutierte Lösung hätte in einer gesonderten, nur für den sanften Verkehr zugelassenen Brücke zwischen der „Gëlle Fra“ und dem damaligen Repräsentationssitz von Arcelor-Mittal (heute Sparkasse) bestanden.
Eine solche „Passerelle“ stieß aber sowohl bei der LVI als auch bei den DenkmalschützerInnen auf wenig Gegenliebe. Die Stimmung bei der Demo auf der Brücke verleitete den Minister zu dem Versprechen, eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden.

Eine Idee für die Schublade

Ein Sprung zurück ins Jahr 2007: Damals hieß der Verkehrs- und Bautenminister Claude Wiseler (CSV). In diesem Jahr wurde die bevorstehende Renovierung des Pont Adolphe intensiv diskutiert, und auch die LVI wollte die Begehren der RadfahrerInnen einbringen, weshalb im Herbst eine Entrevue des Komitees mit dem Minister stattfand. Schon damals versicherte dieser, es gebe keine Chance, gesonderte Radwege anzulegen. Unter den LVI-Komitee-Mitgliedern war auch Jo Simon, der schon Monate zuvor beim Minister einen Termin erbeten hatte, weil er ihm einen Alternativvorschlag unterbreiten wollte. Er hatte nie eine Antwort erhalten, weshalb er die genannte Entrevue als Chance nutzte, dem Minister seine Idee vorzustellen. Sie beruhte auf diesem eigentlich simplen Gedanken: Statt die Brückenfahrbahn zu benutzen, könnten die Fahrräder auf einer unter der Brücke aufgehängten Stahltrasse verkehren. Simon hatte die Pläne des Pont Adolphe genau unter die Lupe genommen und festgestellt, dass sich zwischen den charakteristischen Bögen über die ganze Länge der Brücke ein Leerraum von fast fünf Metern befand. Mehr als genug also, um eine bidirektionale Fahrradpiste anzulegen. Am Ende der Brücke sollten schneckenförmige Rampen es den RadfahrerInnen erlauben, ohne eine allzu steile Steigung an die Fahrbahnoberfläche zu gelangen.
Der Minister nahm die Skizzen eher kommentarlos entgegen und leitete sie an die Straßenbauverwaltung weiter, wo sie, wie so viele gute Ideen, in irgendeiner Schublade verschwanden.
Die LVI hatte das von ihrem Komiteemitglied erarbeitete Konzept zuvor beraten, vertrat aber offiziell weiterhin die Position, dass eine Lösung auf der Oberfläche der Brücke gefunden werden müsse. Tatsächlich hatte die Denkmalschutzverwaltung sich zwischenzeitlich einverstanden erklärt, die Fahrbahn um die Breite der Aussichtsbalkons auf jeder Seite auszuweiten. Doch diese Idee wurde offenbar nicht weiter verfolgt. 
Ein Sprung nach vorn ins Jahr 2014: Anlässlich der Vorstellung der bevorstehenden Renovierungsarbeiten am Pont Adolphe, für die eigens ein Infopavillon am Boulevard Roosevelt errichtet worden war, machte François Bausch seinen Vorschlag zur Lösung des Problems bekannt: Die RadfahrerInnen sollten unterhalb der Brücke über eine Hängevorrichtung zirkulieren. Seine Dienststellen hätten einen solchen Vorschlag gefunden, als sie von ihm gedrängt wurden, noch einmal alle Alternativen durchzuspielen.
Der Fund kam gerade noch zur rechten Zeit, denn die Fahrbahnplatten, die vorfabriziert angeliefert werden würden, sollten gerade bestellt werden. So konnten die Hängevorrichtungen noch fristgerecht geplant und mit eingegossen werden, was nachträglich wohl gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Und zur Freude des Ministers wurde die Brückenrenovierung insgesamt billiger als geplant, was es erlaubte, die zusätzlichen Ausgaben für die Hängebrücke von etwas mehr als 6 Millionen Euro ohne „rallonge budgétaire“ durch das Parlament zu finanzieren und somit auch jede Verzögerung der Renovierungsarbeiten zu vermeiden.
Die nun realisierte Lösung ist der von Jo Simon skizzierten so ähnlich, dass dessen Autorenschaft auch vom Minister nicht bestritten wurde. Lediglich die Lösung im Bereich der Auffahrten ist eine andere. 
Mittlerweile war auch die LVI mit der Hängebrücke als brauchbarer Alternative einverstanden, hatte aber vor, die Geschichte dieser Idee bis kurz vor der Eröffnung für sich zu behalten und die Erklärung ihrer teilweisen und nicht ganz freiwilligen Vaterschaft bis Freitag „aufzuheben“. Doch am Dienstag, auf der Pressekonferenz zum Programm der Mobilitätswoche in der Hauptstadt, ließ der Minister die Katze aus dem Sack … und die woxx war um eine Exklusivstory ärmer.


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