„Tu vois le cirque …“ hat die Fotografin Marie Taillefer ihre Ausstellung in der Galerie Clairefontaine überschrieben. „Le cirque“ heißt hier so viel wie „Siehst du den Trubel“? Dabei herrscht in ihren Bildern alles andere als Aufregung. Es sind Stillleben, leuchtend bunt und zugleich düster wie Renaissance-Gemälde – Momentaufnahmen aus einem Leben ohne den verstorbenen Vater. Ihm hat Taillefer diese Sammlung gewidmet, die gleichzeitig auch ihre Abschlussarbeit an der renommierten Schweizer Vevey-Fotografieschule war. Ausgangspunkt sind Polaroids, die sie digital verarbeitet und von denen sie Drucke anfertigt. Die Galerie Clairefontaine hat einige ihrer Arbeiten in kastenförmige Rahmen gefasst, welche die Aufnahmen subtil und schlicht in Szene setzen. Beeindruckend, poetisch und zutiefst widersprüchlich sind die Fotos der erst 26-Jährigen. Obwohl sie tief in die Intimität eindringen, bleiben sie doch allgemein; sie sind oft unscharf und dokumentieren trotzdem präzise die kleinen Details des Alltags: Ein leerer Sessel, eine Umarmung, eine halbgeöffnete Tür. Das klingt nach schwer zugänglicher, abstrakter Kunst, aber hier wird sich jedeR angesprochen fühlen. Als ob man nachts an einem beleuchteten Fenster vorbeigeht und am liebsten hineinklettern würde …
Bis zum 19. Februar.