
„Was einem nicht gefällt, daran hat man zu kauen“, so eine ungefähre Übersetzung des italienischen Titels der Ausstellung, die zur Zeit in der Galerie Stéphane Ackermann zu sehen ist. Gezeigt werden Zeichnungen und kleine Skulpturen eines jungen neapolitanischen Künstlers mit dem klangvollen Namen Riccardo Albanese. Hier wird dem Besucher keine unverdauliche Kost vorgesetzt, sondern es findet eine ganz persönliche, eher meditative Auseinandersetzung statt, die sich ganz simpler Darstellungsmittel bedient: Auf großformatigen Papierbögen, die an die Wand gepinnt sind, benutzt Albanese eine Mischtechnik mit Kohle, schwarzer Kreide oder Tinte, um in kruder expressiver Linienführung verwelkte, dürre Gräser, gebogene Halme sowie stilisierte Sonnenblumen wieder zu geben. Die botanischen Zeichnungen erinnern von ihrer Kargheit her an japanische Kalligraphien. Albanese scheint es vordergründig weniger um eine ästhetische Komponente zu gehen, als vielmehr um die Reflektion eines Seelenzustandes, einer Melancholie angesichts des Vergänglichen, des Zerbrechlichen von Natur. Dagegen befassen sich die Skulpturen mit dem Thema Fruchtbarkeit. Etwa eine Tonskulptur in Form eines Lilienbündels mit männlichem Geschlechtsorgan oder ein großer Kohlkopf mit applizierten Blättern – Assoziation an den „Choux“ aus dem die Kinder angeblich kommen. Schließlich ist noch eine kleine Keramikskulptur zu sehen, eine im Renaissancestil geformte männliche Büste mit dem Titel „Riccardino“. Hier hat sich Albanese selbst dargestellt mit gesenktem Kopf, ondulierten Locken und zu Fäusten geformten Händen, die halb abwehrend, halb schützend vors Gesicht gehalten werden. Eine sehenswerte Ausstellung, weil unprätentiös und direkt.