Wie soll man ein so dröges Thema wie die Geschichte des Staatsrates spannend gestalten? Die Verantwortlichen der Ausstellung „Le Conseil dans tous ses Etats“, die zurzeit im Geschichtsmuseum der Stadt Luxemburg zu sehen ist, haben auf der Ebene der Inszenierung große Anstrengungen gemacht – mit Erfolg. Inhaltlich präsentiert sich das Ganze allerdings eher als eine lohnenswerte Lektion in Luxemburger Geschichte seit 1815, denn als tiefschürfende Auseinandersetzung mit der Schaffung und Entwicklung dieser Institution. Die Entstehung des Staatsrates im Rahmen des Putsches von 1856 etwa wird zwar behandelt, aber das Kräftespiel zwischen den orangistischen Regierungsvertretern und der vom liberalen Großbürgertum kontrollierten Kammer kommt zu kurz. Die Reaktion der Bevölkerung auf diesen Konflikt hätte ebenfalls interessiert. Erwähnenswert dann aber der Blick auf die Rolle der Institution in den gesellschaftlichen Fragen, welche die Politik seit den Siebzigerjahren beschäftigten. Interessant auch die Aussagen der aktuellen Fraktionspräsidenten zur Legitimität des Gremiums und zu seinem Reformbedarf. Hier wird der innere Widerspruch des Staatsrats besonders deutlich: Er soll eine überparteiliche Rolle spielen, wird aber nach parteipolitischen Kriterien besetzt und äußert sich regelmäßig zu politischen Opportunitätsfragen. Die Legitimitätsfrage bleibt gegenüber einem Gremium, das auf halbem Weg zwischen königlichem Beratungsorgan und zweiten Kammer stecken geblieben ist, weiterhin aktuell. Leider fällt der Vergleich mit dem Ausland, der in diesem Kontext vielleicht Impulse geben könnte, in der Ausstellung sehr knapp aus.
Musée d’Histoire de la Ville, jusqu’au 21.1.2007.