Für viele noch ein unbeschriebenes Blatt, in der Musikwelt schon längst eine bekannte Größe: The Faint aus Nebraska fordern Musikredakteure zu Wortneuschöpfungen heraus und beweisen wie einfach es sein kann, Genregrenzen zu überschreiten.
Man hört und liest Bezeichnungen wie Neowave oder Elektropunk, Vergleiche wie „Daft Punk meets Marylin Manson“ werden bemüht und dennoch bleibt es schwer sich vorzustellen, was einen bei dieser fünfköpfigen Band aus dem Mittleren Westen Amerikas erwartet. Die Bandgeschichte von The Faint ist – stilistisch gesehen – eher bewegt. Das Debüt vor über zehn Jahren ging noch unter dem Namen Norman Bailer als Lofi-Folk-Band vonstatten. Zu der Zeit gehörte ein gewisser Conor Oberst zur Formation; den heutigen Bright Eyes-Frontmann konnte man noch letzte Woche im Atelier sehen. In den späten Neunzigern wurde The Faint deutlich rocklastiger um sich dann mit dem Wechsel ins neue Jahrtausend neu zu definieren. Auf ihrem ersten offiziellen Album „Media“ schienen sie noch auf der Suche nach dem richtigen Ton. Der nächste evolutionäre Schritt ging – wohin sonst – ins Elektronische; programmatisch der Name des zweiten Albums, „Blank-Wave Arcade“. Die Elektro-Gitarren wurden jedoch nicht völlig von Synthesizern ersetzt. Auch in den jüngsten Veröffentlichungen gesellen sich immer noch „traditionelle“ Instrumente zu Tonerzeugern neueren Standes. Auf ihrem vielbesprochenen Album „Wet from Birth“ aus dem Jahre 2003 wechseln sich etwa entschieden punklastige Gitarrenriffs mit schmutzigen Beats ab. Dabei entsteht eine Musik, die sich klar auf die 80er bezieht, ohne jedoch abhängig von Genregrenzen zu agieren. Vielleicht liegt das ja auch an der Besetzung: neben den Gründungsmitgliedern Todd und Clark Baechle und Jacob Petersen wurde The Faint im Laufe der Jahre ergänzt vom Synthie-Programmer Jacob Thiele und dem früheren Death-Metaller Dapose.
Anfang August dieses Jahres erschien das mittlerweile fünfte Album der Band. Wie neuerdings nicht unüblich in der Musikbranche, haben sich The Faint von ihrem „Mutterlabel“ Saddle Creek verabschiedet um nun mit dem bandeigenem Label blank.wav weiterzumachen. „Fasciinatiion“ weiß zu begeistern mit raffinierten, beat-trächtigen und auch tanzbaren Songs. Die erste Single „The Geek Were Right“ entwickelt sich immer mehr zum nicht mehr ganz so geheimen Tipp. Man sollte auch die Texte der US-Amerikaner nicht verschmähen, die man getrost als gesellschaftskritisch bezeichnen kann. Gesellschaft hier als unsere neue, hochtechnologisierte Welt, in der „egghead boys with thin white legs […] and software brains“ herumlaufen … Oder ist das doch nur Zukunftsvision? Es wird sich noch zeigen ob die Geeks recht behalten.
Das Publikum wird sich auf das Luxemburger Trio Hal Flavin als Support freuen dürfen.
Man kann sagen, dass die drei einen passenden Einstieg in diesen Elektro-Abend der gehobenen Klasse bieten werden. Parallelen bestehen unter anderem in der Kombination von Gitarrenklängen mit Synthie-Sounds aber auch in einem anderen entscheidenden Punkt: Beide Bands werden Aufregendes und Unkonventionelles zu bieten haben, abseits von musikalischen Schubladen.
The Faint am 10. September im Atelier. Support: Hal Flavin.