Anna und Bernhard Blume legen sich mit dem Hoheitsanspruch gewisser Kunstströmungen an.
Die Sichtbarmachung des Unsichtbaren bildet ein zentrales Thema in der Inszenierungskunst von Anna und Bernhard Blume. Das Kölner Künstlerpaar, beide Jahrgang 1937 und Absolventen der damals von Joseph Beuys geprägten Düsseldorfer Kunstakademie, begannen bereits Ende der 1960er Jahre mit Fotografie zu experimentieren. Statt der ansonsten vergänglichen Werke von Fluxus und Performanceart – dem künstlerischen Ursprung ihres Schaffens – nutzten sie die Fotografie nicht als Medium um die Wirklichkeit abzubilden, sondern um mit Hilfe der inszenierten Fotografie, Aspekte des Happenings bildhaft zu verdichten. Und das oft auf sarkastisch-ironische Art.
Zurzeit sind einige Arbeiten der Blumes in der Galerie Beaumontpublic unter dem Titel „Trans-Skulptur“ zu bestaunen. Hier gehen sie der Frage nach der Funktion der konstruktiven Kunst und des Minimal-Art mit sezierender Genauigkeit nach. So etwa in den großformatigen schwarz-weiß Fotoserien auf denen die beiden – mittlerweile in die Jahre gekommenen – Protagonisten mit dem archetypischen Inventar der formalistischen Moderne kämpfen: Konstruktivistische Skulpturenelemente eines Piet Mondrian, Kasimir Malewitsch oder auch Wassily Kandinsky werden als Balken und Kugeln aus Styropor zu immer wüsteren geometrischen Gebilden gestapelt. Mittendrin das Künstlerpaar Anna und Bernhard Blume, die zwischen den Balken stecken, den Kopf ratlos hinter einer Kugel verbergen, mit verzerrten Gesichtern durch die Formenteile steigen oder den Halt zu verlieren drohen. Statt dass Klarheit aus der Reduktion auf die elementare Form entsteht, inszenieren Anna und Bernhard Blume das Chaos. Der Sinn der Kunst scheint verloren. Keine transzendentale Erfahrung scheint ihr mehr inne zu wohnen. Die reine Fetischform vermag nichts mehr mitzuteilen.
Auch andere Prinzipien büßen bei den Blumes ihre Bedeutung ein und werden verballhornt. Etwa wenn auf einer schwarzen Ausstellungswand in der Galerie, ein einziges weißes Bild hängt, auf dem mit schwarzen Lettern die Aufschrift prangt: Reine Vernunft. Auch hier führt das Künstlerpaar eine Bedeutung ad absurdum, moralische und philosophische Grundsätze sowie allgemeine Konventionen werden hinterfragt, die Vernunft wird als bürgerlicher Wert in einen Bilderrahmen gepackt. Den Blumes gelingt es Ordnungen zu relativieren. Fast kein Wunder also, dass das Künstlerpaar eigentlich auch durch seine Inszenierungen im kleinbürgerlichen Milieu bekannt wurde. Beispielsweise mit der Printserie „Vasenekstasen“, wo eine weiße Blumenvase in der Wohnung ein bedrohliches Eigenleben gegen die Bewohner entwickelt. Zwar sind diese älteren und anschaulicheren Arbeiten dieses Mal nicht zu sehen, dennoch sind auch die ausgestellten, teils minimalistischen Bildsequenzen zum Thema „Trans-Skulptur“ sehr überraschend. Es gelingt ihnen sich selbst und andere nicht allzu ernst zu nehmen ? oder zumindest so ernst, um die Frage nach der Bedeutung der Kunst erneut zu stellen.
In der Galerie Beaumontpublic noch bis zum 20. Juni.?
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