Mit seinem Film „Contact High“ entfernt sich der Österreicher Glawogger von seinen sozial engagierten Semi-Dokumentarfilmen um in einer Roadmovie-Komödie den Feinheiten des Drogenrauschs nachzuspüren.
Zugegeben, Menschen die nicht schon mindestens einmal in Kontakt mit Drogen waren, werden einige Schwierigkeiten mit „Contact High“ haben. Und auch notorische Gesetzeshüter sollten den Film meiden – sie könnten den Saal schlechtgelaunt verlassen. Allen anderen Kontaktfreudigen aber ist der letzte Film von Michael Glawogger wärmestens zu empfehlen – sogar als eine Art europäisches Gegenstück zum amerikanischen Klassiker „Fear and Loathing in Las Vegas“ – nur wird hier nicht die Wüste Nevadas zum Hintergrund für spektakuläre Acid-Trips, sondern die Strecke zwischen Wien und Lodz.
Auch Drogenfilme brauchen eine Geschichte und diese hier geht so: Ganove Harry (Detlev Buck) soll für einen noch größeren Ganoven eine geheimnisvolle Tasche in Lodz abholen. Da Harry – wohl vom andauernden Drogenrausch – etwas schwerfällig ist, gibt er den Auftrag an seinen Untergebenen und Dealer Schorsch weiter. Der Schorsch aber ist ein ziemlicher Depp und so bittet er wiederum seine Bekannte Mao den Auftrag zu übernehmen. Die hat aber auch keine rechte Lust und backt lieber Spacecakes mit Magic Mushrooms. Schlussendlich müssen die beiden Angestellten ihrer Würstchenbude, Johann und Max dran glauben und nehmen den Zug nach Lodz. Unterwegs testen sie Max‘ Theorie des „Contact High“: Max schmeißt die Drogen und Johann spürt sie mit. Dass dies zu hundeköpfigen Bardamen und geschrumpften Hotelzimmern führen kann, stört die beiden Chaoten weniger, als die schlechte Angewohnheit der Tasche immer wieder zu verschwinden. Dabei sind sie nicht die einzigen die darauf aufpassen: Harry und Schorsch überwachen die beiden auf Schritt und Tritt.
Unterwegs werden Vorurteile gegen Polen revisiert, wird vor richtigen Bullenschweinen geflüchtet und das Ganze endet so wie es hätte beginnen sollen: in einem bunten, psychedelischen Reigen der die ganze Welt erfasst.
„Contact High“ ist trotz wunderbarer Kameraführung und Effekte, Liebe zum Detail und Humor eine ziemlich halbgare Sache geworden. Zwar kann sich der austrophile Zuschauer freuen ein Wiedersehen mit den Hauptdarstellern aus Glawoggers Film „Nacktschnecken“ zu feiern, wo sie übrigens die exakt gleichen Rollen spielen – trotzdem zündet der Kontakt oft nicht. Zu nervig sind manche Dialoge, zumal die mit Schorschi – den man mehrmals während des Films von der Leinwand ohrfeigen möchte. Oder das dauernde Bekifftsein der beiden Hauptdarsteller. Zu Anfang ist es lustig aber irgendwann geht es einem dann wie im realen Leben – es nervt nur noch.
Wirklich schade, denn Michael Glawogger gehört mit Ullrich Seidl („Hundstage“) zu den besten jungen Filmemachern die zur Zeit aus Österreich kommen.
Da die Hoffnung bekanntlich zuletzt stirbt und wegen der notorischen Verzögerungen die deutsche und österreichische Filme in hiesigen Filmverleihen oft erleiden, werden wir wohl erst in einigen Monaten in den Genuss von Michael Glawoggers letztem Film „Das Vaterspiel“ – der schon bei den Grazer Filmfestspielen 2009 abgeräumt hat – kommen, der Ende dieses Monats jenseits der Mosel starten wird. Hier kann man sich auf gehaltvollere Kost einstellen: Es geht um einen jungen Videospielproduzenten der in seinen Spielen immer wieder seinen Vater umbringen will und schlussendlich in New York einem Altnazi eine neue Kellerwohnung bauen muss … ein richtiger Trip also, ganz ohne LSD.
„Contact High“, im Utopia.