RICHARD EYRE: The Other Man

Richard Eyres („Notes on a Scandal“, „Iris“) Verfilmung von Bernhard Schlinks Kurzgeschichte „Der Andere“ will gleichzeitig Beziehungsdrama und Thriller sein, kann aber trotz Starbesetzung nicht ganz überzeugen.

Liebhaber und Ehemann begegnen sich auf dem Schachbrett. Antonio Banderas und Liam Neeson.

Die erfolgreiche Schuhdesignerin Lisa (Laura Linney) ist weg. Ihr Ehemann Peter (Liam Neeson), ein britischer Software-Designer und ihre Tochter Abigail (Romola Garai) sind gefangen zwischen dem Bedürfnis weiter zu leben und der unbefriedigten Suche nach Antworten. Eines Abends entdeckt Peter auf dem Handy seiner Frau eine eindeutige Nachricht von einem anderen Mann. Die Frau, die er seit 25 Jahren liebt, und die er zu kennen glaubt, scheint ihn betrogen zu haben. Peter setzt nun alles daran, diesen Mann zu finden, in der Hoffnung, seiner Frau wieder näher zu kommen. Die Suche führt ihn nach Mailand, wo er seinen Nebenbuhler findet. Ralph (Antonio Banderas) ist ein attraktiver Geschäftsmann, in vielen Punkten das Gegenteil von Peter. Peter beobachtet den anderen Mann und schließlich lernen sich die beiden in einem Café über einer Schachpartie kennen. Der sehr offen wirkende Ralph vertraut sich Peter an und erzählt ihm sogar von seiner Geliebten. Doch auch hier ist nicht alles so wie es scheint.

Die Geschichte dreht sich um die nicht anwesende Lisa und ihre Geheimnisse. Wer ist diese Frau, die alles zu haben scheint und offensichtlich damit nicht zufrieden war? Diese Frage muss sich auch der Ehemann stellen, und so jagt Peter nicht nur ihr nach, sondern auch ihrem gemeinsamen Leben, das er in Frage gestellt sieht durch die Entdeckung der Affäre mit dem Anderen. Peter, der sonst Kühle und Pragmatische, wird in seiner Verzweiflung zum Getriebenen, gar Besessenen, dem man alles zutraut. Liam Neeson weiß diesen verletzten Ehemann sehr packend darzustellen. Wie die Gewissheiten des Ehemanns, sein Vertrauen in seine Frau sich langsam wandeln und er nur noch an Rache denken kann, wird fesselnd von Neeson präsentiert. Antonio Banderas seinerseits hat nicht unbedingt die dankbarste Rolle erwischt, denn dieser Ralph entspricht etwas zuviel den gängigen Klischees des mediterranen Schlawiners. So ist man doch irritiert von dem bemühten Kontrast feuriger Südländer vs. verhaltener Brite. Man merkt gleich, dass Ralph etwas zu verbergen hat, dass er nicht ganz der perfekte Mann ist. Dennoch schafft es Banderas zu vermitteln, was Lisa in Ralph gefunden haben könnte: Lebenslust, Leidenschaft, oder einfach nur etwas Anderes. Allgemein überzeugt das Ensemble, allen voran die weniger bekannte Romola Garai als Tochter die einsehen muss, dass auch Eltern ein bewegtes Liebesleben führen können.

Vor allem die Momente, in denen Liebe, Glück oder auch Betrug reflektiert werden, geben diesem Filme einen gewissen Reiz. Dennoch, es bleibt vieles unausgesprochen und um der Spannung willen werden so manche Ungereimtheiten in Kauf genommen. Mit Rückblicken und Innuendos wird anfangs noch eine recht spannende Atmosphäre aufrecht erhalten. Man ist allein neugierig, was sich hinter dem Mysterium der verschwunden Frau versteckt. Dieses Rätsel wird natürlich am Ende gelöst aber es ist leider keine sehr befriedigende Auflösung. Die letzten 20 Minuten ziehen sich schwerfällig dahin und driften gefährlich nahe an der Grenze von Gefühlsduselei. Letztlich stellt sich in Frage, was dieser Film erzählen wollte und leider bleibt der Eindruck, dass man längerfristig nicht soviel daraus mitnimmt.

The Other Man läuft im Starlight (Dudelange)


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