(RK) – Bereits nach drei Spielzeiten ist aus der Philharmonie ein fester Bestandteil der Luxemburger Kulturszene geworden – und das Programm der vierten Saison – ein 200 Seiten starkes Büchlein – wurde mit Spannung erwartet.
Beeindruckend ist über den Umfang des Programms hinaus die Liste berühmter Namen, die vom internationalen Status der Konzerthalle zeugen. Besonders das „Luxembourg Festival“ zum Saisonbeginn klotzt mit Stars aus World music und Klassik: Allein im Bereich Klaviermusik werden zum Beispiel Alfred Brendel, Grigory Sokolov, Hélène Grimaud und Mitsuko Uchida auftreten.
Auch den „Rising Stars“ ist wieder eine Konzertreihe gewidmet, bei der junge KünstlerInnen vorgestellt werden. Das „Musique de chambre“-Abonnement wurde eingestellt, dafür ist „L’Orchestral“ neu hinzu gekommen – der Name steht für das Programm. Der Vergleich zwischen den Interpretationen von Bach-Kantaten durch Pierre Cao und Masaaki Suzuki verspricht interessant zu werden – beides Konzerte in der Reihe „Voyage dans le temps“. Schade nur, dass bei der Programmierung dieser Reihe die „Zeitmaschine“ bei 1650 ins Schlenkern kommt: Mittelalterliche Musik fehlt völlig und die Renaissance ist nur durch die Aufführung des Hilliard-Ensemble vertreten.
Unanfechtbar ist dagegen die Schwerpunktsetzung der „Grands classiques“-Reihe: Im Haydn-Jahr 2009 kommt der Begründer der Wiener Klassik zu Ehren. Höhepunkte sind ein Auftritt des Concentus musicus mit Nikolaus Harnoncourt und – fast genau zum 200. Todestag – eine Aufführung der „Schöpfung“ durch die Haydn-Philharmonie mit Adam Fischer.
Doch die Philharmonie versteht sich nicht nur als Klassik-Palast. Unter den auftretenden Jazz-Ensembles ragt das Trio des großen Ornette Coleman hervor, aber auch jenes des jungen Esbjörn Svensson. Zwei große Damen der World music sind ebenfalls in der kommenden Saison zu Gast: die berühmte Fadista Mariza und Omara Portuondo vom Buena Vista Social Club. Den erfolgreichen „Stummfilm mit Live-Musik“-Veranstaltungen schließlich ist im kommenden Jahr eine eigene Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque gewidmet.
Die zeitgenössische Musik heißt zwar „klassisch“, ist dafür aber nicht weniger exotisch – und hat in der Philharmonie ihren festen Platz: Neben dem „Musiques d’aujourd’hui“-Abonnement findet Ende November das „Rainy days“-Festival statt. Dieses Jahr lautet das Motto „relax!“, und die Musik soll gehört werden „im Liegen, im Gehen, beim Essen, schwimmend, berauscht, selbst musizierend, aufmerksam oder nebenbei“.
Der Versuch, sich für „neue Musik“ zu engagieren, indem man auf das Publikum zugeht, ist nicht untypisch. Die Attraktivität der Philharmonie fängt bei Kleinigkeiten wie der Freundlichkeit des Verwaltungspersonals und dem Dienstleistungsangebot vom Buffet bis zum CD-Tisch an. Erfreulich auch die Backstage-Konferenzen zur Einführung in Konzertprogramme. Besonders engagiert zeigt sich die Philharmonie schließlich in Sachen Musik-„erziehung“: Ganz ohne erhobenen Zeigefinger wird in fünf verschiedenen Konzertreihen das Interesse von Kindern zwischen einem und zwölf Jahren an der klassischen Musik geweckt.
www.philharmonie.lu
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