BLUES: Ein Wunderkind kommt in die Tage

Seinen ersten Auftritt meisterte er schon als Elfjähriger und seitdem geht es eigentlich nur noch bergauf für den Bluesgitarristen Joe Bonamassa, der langsam aber sicher sein Wunderknabenimage abstreift.

Will nicht gleich den ganzen Berg hoch: Bluesgenie Joe Bonamassa.

Mit über 20 Jahren Erfahrung als Blues-Gitarrist, Sänger und Songschreiber gehört der Musiker im Alter von 34 schon fast zum alten Eisen. Doch trotz seiner herausragenden professionellen Laufbahn ist das ehemalige Wunderkind, gerne auch die „Gegenwart des Blues“ genannt, erst in den letzten Jahren persönlich so gereift, dass er einen eigenen Stil hervorbringen konnte.

Der Weg zum jungen Superstar war für Bonamassa zwar lang, aber wenig steinig. Im Gitarrenladen den seine Eltern betrieben, lernte er früh das Instrument zu meistern und die Hits der amerikanischen und englischen Blues-Größen zu schätzen und bis zur technischen Perfektion zu spielen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt absolvierte er spontan – im zarten Alter von elf Jahren – nachdem der Gitarrist einer Band bei einem Blues-Festival in New York nicht auftauchte.

Daraufhin nahm ihn Blues-Altvater BB King unter seine Fittiche und präsentierte ihm der Öffentlichkeit auf dem goldenen Tablett, indem er ihn seine Konzerte eröffnen ließ. Sein erstes Album veröffentlichte Bonamassa im Teenager-Alter zusammen mit Miles Davis Sohn Erin, Waylon Krieger, Sohn des „Doors“-Gitarristen Bobby Krieger sowie anderen Wunderknaben, die sich zu der Band „Bloodline“ zusammenschlossen. Sein erstes Soloalbum, „A New Day Yesterday“, kam im Jahr 2000 auf den Markt.

Darauf folgten sieben weitere Studioalben sowie zahlreiche Live-Alben, von denen viele unter der Regie Kevin Shirleys entstanden, einem Produzenten, der schon Journey und Led Zeppelin unter die Arme gegriffen hatte. Bonamassas Talent, seine unbeirrte Hingabe und harte Arbeit imponierten nicht nur seiner stetig wachsenden Fangemeinde, sondern auch anderen Blues- und Rockgrößen wie Gregg Allman. Oftmals sind diese kollegialen Freundschaften auch auf seinen Alben in Form von Duetten vorzufinden.

2009 erreichte er auf einem Konzert mit Gast-Star Eric Clapton in der Royal Albert Hall seinen Karrierehöhepunkt. Trotz seinem beeindruckenden Networking in der Blues-Szene schafft er es immer wieder, sich dem Rampenlicht zu entziehen und sein professionelles Auftreten, das ihm schon in jungen Jahren die Aura eines weisen alten Mannes verlieh, zu erhalten. Tatsächlich besagt Bonamassas Erfolgstheorie, die er nach dem neuseeländischen Bergsteiger Edmund Hillary benannt hat, dass es besser ist, den Berg nur drei Viertel des Weges zu besteigen und dort über Jahrzehnte hinaus auszuharren, als ganz bis zum Gipfel klettern zu wollen und dabei zu scheitern.

So besinnt er sich, obwohl er seinen eigenen Stil und seine Songwriter-Fähigkeiten ständig weiterentwickelt, oft auf den klassischen Blues zurück. Nicht nur die Gastauftritte bekannter Musiker auf seinen Alben zeugen davon, auch die Vielzahl der klassischen Blues- und Rock-Cover sprechen Bände. Darüber hinaus engagiert er sich für das sogenannte „Blues In The Schools“-Projekt, in dem Jugendlichen die Geschichte und Bedeutung des Blues nahegebracht wird.

Sein neues Album, „Dust Bowl“, das im März veröffentlicht wurde, ist sowohl Spiegel seiner Leidenschaft für die Klassiker als auch ein Zeugnis dafür, dass selbst ehemalige Wunderkinder sich noch verbessern können. Bonamassa selbst sagte in einem Interview, dass ihn persönliche Schwierigkeiten in den letzten Jahren dazu verleitet haben, seinen ganz persönlichen Blues in seine Musik einzubringen. Bleibt zu hoffen, dass er diesen auch live vermitteln kann.

Am 10. Oktober in der Rockhal.


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