ALTERNATIVE ROCK: Mach’s noch einmal, Dulli!

Nach ihrer Trennung Ende der 1990er Jahre hat die Alternative-Rock-Band The Afghan Whigs unvermittelt wieder zusammengefunden und kommt am 11. Juni nach Luxemburg.

Schütteln die
Perücken wieder mal durch:
The Afghan Whigs.

Offiziell neu im Gepäck ist bisher lediglich ein Cover-Song, Marie „Queenie“ Lyons „See and Don’t See“. Doch der hätte nicht besser gewählt werden können, vereint er doch so vieles, was die Afghan Whigs während ihren besten Jahren ausmachte. Es ist eine Ode an Sänger Greg Dullis Liebe zu Soul und R’n’B und behandelt gleichzeitig ein klassisches Afghan Whigs-Thema, das Dulli oftmals selber Inspiration war und die für ihn typische Leidenschaft mit in die Songs und auf die Bühne brachte: gescheiterte Liebesbeziehungen.

Aber auch auf einer anderen Ebene macht die Wahl dieser Coverversion Sinn. Die Jahre vor der Auflösung der Band waren geprägt vom Druck, der von Seiten des Plattenlabels Elektra Records aufgebaut wurde. Das Album „Gentlemen“ von 1993 hatte Maßstäbe gesetzt, die es zu übertreffen galt. „The only way I can get through the day, is to make up life like it was yesterday“ singt Dulli in „See and Don’t See“. Das beschreibt die Situation, in der Dulli selber sich in den Folgejahren sah. Vor allem aber stand die Band zu Lebzeiten im Schatten anderer alternativer Rockbands der 1990er wie Nirvana, den Smashing Pumpkins oder Pearl Jam, deren Verkaufszahlen wesentlich höher lagen. Den Druck, den dies und der Erfolg des Vorgängers ausgelöst hatte, verarbeiteten sie in „Black Love“ von 1996. So wurde das Album wesentlich dunkler und weniger massenkompatibel als es sich das Label erhofft hatte.

Die Afghan Whigs wechselten daraufhin zu Columbia, wo sie zwei Jahre später ihr letztes gemeinsames Album „1965“ aufnahmen. Selber bezeichnen sie es als Party-Album, auf dem sich ironischerweise genügend fröhliche Pop-Rock-Songs mit Hitpotential befanden. Diese Adrenalinspritze kam jedoch zu spät für die Band und kurz nach der Veröffentlichung gaben sie ihre Auflösung bekannt. Nach außen wurde die geographische Distanz der Bandmitglieder als Grund angegeben. Inoffiziell aber munkelte der kleine Teil der Presse, der überhaupt an der Trennungsgeschichte interessiert war, das ewige Streben nach mehr Anerkennung habe die Musiker, und besonders Greg Dulli, psychisch ruiniert. Nichts desto trotz sind alle drei Bandmitglieder, die vom Anfang bis zum unspektakulären ersten Ende der Afghan Whigs mit im Boot saßen, bis heute der Musik treu geblieben. Sänger und Gitarrist Greg Dulli gründete die Indie-Band The Twilight Singers und kollaborierte mit Queens of the Stone Ages Gitarrist Mark Lanegan. Auch Bassist John Curley und Gitarrist Rick McCollum sind weiterhin in Bands aktiv. Einen zwingenden Grund für die Wiedervereinigung der Afghan Whigs schien es also nicht zu geben.

Ausschlaggebend waren zwei Faktoren: Zu Dullis letzter Akustik-Tour mit den Twilight Singers hatte er John Curley eingeladen, einige Gigs mit ihm zu spielen, und so flossen mehr und mehr alte Whigs-Songs in die Show ein. Man besann sich der guten alten Zeiten und nahm Kontakt mit Rick McCollum auf. Gleichzeitig kam die Anfrage vom Festival-Veranstalter „All Tomorrow’s Parties“, der die Whigs als Headliner buchen wollte. Die diesjährige Tour wird neben dem üblichen Whigs-Repertoire auch einige alte Songs enthalten, die nie veröffentlicht wurden.

Am 11. Juni im Atelier.


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