Alternd aber Unabhängig

Nach siebenjähriger Pause haben Garbage, die in den 1990er Jahren mit Hits wie „Stupid Girl“ und „I Think I`m Paranoid“ bekannt wurden, ein neues Album veröffentlicht. Ein großer Schritt für eine Band, die sich in ihrer Blütezeit schon alt fühlte.

Ein sich treu gebliebenes Relikt aus den fernen 1990ern: Garbage.

Garbage, 1994 in Madison, Wisconsin gegründet, sind neben ihren Hits vor allem für ihre Frontfrau Shirley Manson bekannt. Die Wurzeln der Band liegen zwar im Grunge, von diesem Stil aber wollte man sich von Anfang an abheben. Ziel war es, Pop zu schaffen und ihm eine eigene Note zu geben, durch das Zusammenführen von Stilelemente aus verschiedensten Genres. Oftmals werden Garbage deshalb als die „Indieband“ der 1990er gesehen, die dieses heute als Standard geltende musikalische Amalgam hoffähig machte.

Die ersten drei Alben der Band waren kommerziell extrem erfolgreich. Doch der Erfolgsdruck, gepaart mit wiederholten Krankheitsausfällen einzelner Bandmitglieder, wie die Stimmbandoperation der Sängerin Manson sowie persönliche Probleme führten dazu, dass das 2005 erschienene Studioalbum „Bleed Like Me“ das vorerst letzte war. Unvermittelt wurden mitten in der Welttournee noch ausstehende Konzerte abgesagt und eine offizielle „Bandpause“ verkündet.

In den darauffolgenden sechs Jahren gingen die Bandmitglieder ihren eigenen musikalischen und persönlichen Ambitionen nach. Drummer Butch Vig, der vor Garbage vor allem durch seine Tätigkeit als Produzent, besonders aber für seine Arbeit an Nirvanas Album „Nevermind“ bekannt war, nahm seine alte Arbeit wieder auf und widmete sich Bands wie Green Day und den Foo Fighters. Shirley Manson nahm ein Soloalbum auf, das bis heute unveröffentlicht ist, weil ihr Label sie laut eigener Aussage zur „Annie Lennox ihrer Generation“ machen wollte, sie sich jedoch weigerte, das Album auf Radiotauglichkeit hin zu polieren.

Bald darauf kontaktierte Manson ihre ehemaligen Bandkollegen, um einen neuen Anfang zu machen. Der Titel des im Mai erschienenen Albums „Not Your Kind of People“ klingt also nicht nur nach Programmatik. Er beschreibt die Herangehensweise der Band, die das Album auf ihrem eigenen Label Stunvolume veröffentlicht hat. Es vereint künstlerische Freiheit mit dem Spaß am Spielen, der schon die ersten Garbage-Alben geprägt hatte, und der typischen Mischung aus Popsong und Collage.

Beim ersten Hören erkennt man, um welche Band es sich handelt, gleichzeitig aber vehindert die Detailverliebtheit dieses Albums – Helikoptergeräusche hier, Kindergesänge dort – dass man es für eine Kopie seiner Vorgänger halten könnte. Butch Vig sagte in einem Interview, die Band wollte sowohl „High-Tech“ als auch „Low-Tech“ vereinen. Man könnte auch sagen, das Tor zur Welt der Musik stand sperrangelweit offen. Trotz alldem haben Garbage es geschafft, ein in sich stimmiges Album zu produzieren, das sich anhört, als hätten die vier Musiker die Zusammenarbeit zeitweise nie aufgegeben gehabt.

Gleichgültig ob „Not Your Kind of People“ ein Hit wird oder für wie gut oder schlecht man es halten mag, das Konzert im Atelier ist jedenfalls ausverkauft. Das spricht für eine enorm treue Fangemeinde und auch dafür, dass Garbage eine Band ist, die sich Respekt erarbeitet hat. Sängerin Shirley Manson traf in einem Interview kürzlich den Kern der Sache: „If you are genuine and honest, people respect that […]. They believe you because they know it’s authentic“.

Am 27. Juni im Atelier.


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