Mit einem Kraken auf dem Kopf, den langen mit Noppen besetzen grauen Ärmchen des Weichtieres, die ihr schmales Gesicht einrahmen, oder gar von Schnecken überzogen – so posiert die junge Musikerin Fiona Apple in ihrem neuen, phantasievollen Musikvideo „Every Single Night“. Ähnlich wie ihr Video zu „Sleep to Dream“ das 1997 mit dem MTV Video Music Award ausgezeichnet wurde. Bei der Verleihung nutzte Apple damals die Gelegenheit, um einmal grundsätzlich mit dem ganzen Starrummel abzurechnen: „This World is bullshit… and you should’nt model your life on what you think that we think is cool, and what we’re wearing… Go with yourself!“. Ihren eigenen Kopf beweist die aus New York stammende Sängerin, Songwriterin und Pianistin nicht nur in ihren Videos oder bei ihren Auftritten, auch das kürzlich erschienene vierte Album zeugt von ihrer Kreativität – obwohl man erst einmal tief Luft holen muß, um den Titel des Werkes überhaupt aussprechen zu können: „The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More Than Ropes Will Ever Do“. Der Titel deutet es denn auch schon an – man hat es hier mit jemandem zu tun, der sich so manch existentielle Fragen stellt und das nicht nur über Beziehungen. Fiona Apple verlangt mit ihren verkopften Texten den Zuhörern einiges ab. Sie ist auch sonst engagierte Veganerin und setzt sich als Unterstützerin von Peta für Tierrechte ein. Letztere sind allerdings kein Thema in den rund zehn Songs von „The Idler Wheel Is Wiser Than the Driver …“. Viele der Songs bestehen nur aus ihrer Stimme, ihrem Klavier und unkonventionellem Schlagwerk und zum Teil sind sie mit Alltagsgeräuschen unterlegt. Einer dieser Songs, die hängen bleiben ist „Valentine“ oder „Hot Knife“ mit seinem dunklen Trommelrhythmus und dem Gospel-Chorus oder das schon erwähnte „Every Single Night“. Ihre exzentrische Seite hat sie sich auch hier bewahrt. Schon mit ihrem Debütalbum „Tidal“, für das sie einen Grammy erhielt, war sie dadurch aufgefallen, dass Genregrenzen bei ihr nicht unbedingt ein Kriterium sind. So schwankt ihr Gesang oft zwischen schmachtvoll gehauchtem Blues, krächzigem Jazz, kraftvollem Pianorock oder seichtem Pop. Es lohnt sich hineinzuhören in ihre Musik, die gut zum launig-lausigen Wetter passt.
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