GEO & DANIEL FUCHS: Bilder die man nicht vergisst

Dass Geo und Daniel Fuchs in Luxemburg längst nicht mehr unbekannt sind, lässt sich am Erfolg ihrer kürzlich in der Kulturfabrik gezeigten audiovisuellen Projektion „Looking at another world“ messen. Woxx traf sich zu einem Gespräch mit dem sympathischen Fotografenpaar.

Mit der „Conserving-Trilogie“ haben Geo und Daniel Fuchs die Spitze der internationalen Fotokunstszene erreicht. Ihre Arbeit zeigt in Alkohol und Formalin konservierte Lebewesen (Tiere und Menschen), die sie über mehrere Jahre hinweg in naturwissenschaftlichen und anatomischen Sammlungen in Europa fotografiert haben. Diese ästhetischen Bilder ziehen den Betrachter in einen fast magischen Bann und konfrontieren ihn gleichsam mit einem Teil seines Lebens, der oftmals tabuisiert wird: dem Tod.

In ihren Arbeiten „Espada – in den Armenvierteln Portugals“, „Transsexuelle Menschen in Deutschland“, und „Die Unbehausten“, richten sie ihre Blicke auf die Menschen, die in Extremsituationen leben. Ihr neuestes Projekt „Famous Eyes“ zeigt Fotografien von Berühmtheiten unserer Zeit, unter anderem von Künstlern und Medienleuten.

Wie ist das Projekt „Famous Eyes“ entstanden?

Ursprünglich war die Idee, einfach Augen zu fotografieren, tausende von Augen, um damit richtige Augenräume zu bauen. Über die Beschäftigung mit dem Thema Auge entwickelte sich dann eine neue Idee. Wir fingen an, uns für ganz bestimmte Augen zu interessieren, wie zum Beispiel das von Fotografen, weil sie mit ihrem Auge Dinge oder Momente erfasst, und zum Teil weltberühmte Bilder geschaffen haben, die jeder kennt. Das Auge wurde zum Symbol der Kreativität oder der Kunst.

Dann haben wir festgestellt, dass es neben dem Augenbild auch ein Portrait geben muss. Das Auge allein ist ein Symbol, und es zeigt dann doch zu wenig der Persönlichkeit des Menschen. Es musste so etwas geben wie ein inszeniertes Portrait, das die Persönlichkeit und die Arbeit der Person erfasst. Wenn man Menschen wie zum Beispiel David Lachapelle kennt, wird man in diesen Portraits viel von seiner Arbeit und seiner Persönlichkeit wiedererkennen.

Am Ende wurde aus der Idee Fotografen zu treffen und diese zu fotografieren, eine Methode, die wir dann auf viele Künstler und im weiteren Sinn auf Kreativität erweitert haben. So haben wir Musiker, Schauspieler, Designer getroffen. Im Laufe der letzten drei Jahre ist ein sehr großes Projekt entstanden. Wir haben nahezu 400 Personen fotografiert, davon sind 200 in unserem Buch.

Inwiefern unterscheidet sich „Famous Eyes“ von ihren vorherigen Projekten?

Unsere Projekte setzen sich viel mit Tod und Vergänglichkeit auseinander, und dies sind sehr lebendige Themen. Die Treffen mit den Künstlern waren immer sehr spannungsgeladen, weil wir nie wussten, was auf uns zukam, und wie die Personen reagieren würden. In der Situation vor Ort haben wir immer versucht, etwas Neues zu entwickeln, womit sich auch die Person wohlfühlt. Wir haben mit einer Polaroidkamera gearbeitet. Dadurch konnten wir die Bilder zusammen mit den Personen, die wir fotografiert haben, anschauen. Wir haben nicht eher aufgehört, bis wir alle zufrieden waren, bis wir „das Bild“ hatten, für das Buch und für das Projekt.

In der „Conserving-Serie“ liegen Tod und Schönheit eng beieinander. Wie reagiert das Publikum auf diese Bilder?

Tod ist eines der letzten großen Tabuthemen unserer Zeit. Keiner möchte gerne mit dem Tod in Berührung kommen oder sich damit auseinandersetzen. Für uns war es eine Herausforderung, das Thema Tod auf eine Art und Weise zu bearbeiten, die anschaubar ist. In den Conserving-Bildern sieht man auf der einen Seite eine Schönheit, aber es wird einem andererseits auf einmal bewusst, dass es sich um tote Exponate von Tieren oder Menschen handelt. Wenn wir die Bilder oder Projektionen der Conserving-Trilogie zeigen, ist das Feedback, die Resonanz bei den Betrachtern immer sehr groß. Die Menschen sind teilweise fasziniert oder sind auch erschüttert.

Wir haben erfahren, dass diese Bilder immer unheimlich viel bewegen, die Menschen sind berührt. Man sieht heutzutage so viele Bilder, Bilder, die man sieht, aber auch wiederum schnell vergisst. Ich denke, die Conserving-Bilder vergisst man nicht. Unser Anliegen liegt darin, etwas auszulösen und etwas beim Publikum zu bewirken.

Sie haben die Mitglieder von der Musikgruppe Rammstein auch im „Conserving-Stil“ fotografiert. Wie war diese Zusammenarbeit?

Das war sehr spannend! Die Rammsteinmitglieder haben in einem Magazin ein Portfolio von Conserving gesehen, und auch sie waren sehr angetan. So sehr, dass sie uns angesprochen haben, ob wir sie auch im Sinne von Conserving fotografieren könnten, das heißt wie tote Exponate. Die ganze Arbeit war sehr aufwendig. Wir mussten ein riesiges Bassin finden, in dem man die Rammsteinmitglieder eintauchen lassen konnte. Es war eine gute Zusammenarbeit, sie waren sehr offen. Wir konnten viel unsere eigene Inspiration einbringen. Die ganze Arbeit war intensiv und hat uns viel Spaß gemacht.

In „Die Unbehausten“ und „Transsexuelle in Deutschland“ steht der Mensch im Mittelpunkt. Wie war Ihr Verhältnis zu diesen Menschen?

Man kann Armut sehr schlimm darstellen oder so, dass die Menschen ihre Würde behalten oder kraftvoll wirken. In unseren Bildern behalten die Menschen ihre Kraft oder bekommen sie von uns.

Wir hatten viele Kontakte und eine intensive Zusammenarbeit über mehrere Jahre mit den Transsexuellen. Wir machen keine entblößenden Bilder, sondern Bilder, zu denen die Menschen stehen können. Sie waren sehr stolz darauf, weil sie der Gesellschaft zeigen konnten, dass sie ganz normale Menschen sind und eben keine Anschauungsobjekte oder gar Außerirdische.

Hatten Sie persönlich eine so positive Resonanz auf Ihre Arbeit in Luxemburg erwartet?

Wir haben seit einigen Jahre eine gute Verbindung zu Luxemburg. 1998 und 2000 haben wir hier in Luxemburg die Serien „Espada – die Armenviertel in Portugal“ beziehungsweise „Conserving“ ausgestellt. Es freut uns natürlich sehr, dass viele, die bei der Projektion in der Kufa dabei waren, unsere Arbeit schon kannten. Und es macht natürlich dann sehr viel Spaß, wenn man so eine Projektion konzipiert und viele Menschen kommen, um sie zu sehen.

Nadine Clement


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