GEORGE CLOONEY: Flügelaltars

Trotz eines klingenden Staraufgebots kann George Clooney mit seiner neuesten Regiearbeit nicht überzeugen. Statt sich auf die packende Story der „Monuments Men“ zu verlassen, hat er den Film mit pathetischen Momenten überladen.

Greift einmal tief in die Klischeekiste. What else, Mr. Clooney?

Das Genre trägt den bezeichnenden Namen „Men-on-a-Mission-Movies“: Eine Gruppe handverlesener wagemutiger Männer wird ausgeschickt, um eine wahnwitzige Mission zu erfüllen. Die Protagonisten sollten möglichst stereotypisch sein, der Erfolg am Ende – trotz diverser Peripetien und Verluste – muss zuverlässig eintreten. Die Filmgeschichte kennt namhafte Beispiele, von Robert Aldrichs Klassiker „The Dirty Dozen“ bis zu Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“. Von diesem Genre hat sich George Clooney inspirieren lassen, um die Geschichte der „Monuments Men“ zu erzählen. Gemeint sind die Männer und Frauen des „Monuments, Fine Arts and Architecture Program“, das ab 1943 von den Alliierten zu dem Zweck geschaffen wurde, Europas Kulturgüter vor der Zerstörung zu bewahren. Im Film besteht die wackere Truppe aus gerade mal sieben Mann (u.a. Matt Damon, Bill Murray, Jean Dujardin) und wird von George Clooney höchstpersönlich angeführt. Als Architekten oder Kunsthistoriker stellen sie nicht unbedingt die kriegerfahrenste Truppe dar, dennoch wird sehr schnell klar, dass auch sie bereit sind, ihr Leben für die Mission zu lassen. Die Antagonisten: Die Nazis, die Europas bekannteste Kunstwerke sammeln, um mit ihnen Hitlers Traum eines Führermuseums in Linz zu erfüllen beziehungsweise sie später, nach dem Erlass des Nero-Befehls, zu zerstören. Später wird dann noch eine russische Sondereinheit auftauchen, die die Kunstwerke als Kriegsreparationen für die Sowjetunion sichern will. Zwei Kunstwerke werden zu den symbolischen Pfeilern der Mission erhoben: der Genfer Flügelaltar von Jan van Eyck und die Brügger Madonna von Michelangelo.

Das klingt eigentlich nach den richtigen Zutaten für einen packenden Film über einen weniger bekannten Aspekt des Zweiten Weltkriegs. Doch von Anfang an will einfach der Funke nicht überspringen, und das trotz der wiederholten Versicherungen der Helden, wie wichtig ihre Mission sei. Oder liegt gerade darin die Krux? In diesem Film wird noch an vielen anderen Stellen gesagt, wie wichtig dies oder jenes sei, und sehr oft werden voller Ehrfurcht die Namen von großen Künstlern genannt. Doch je öfter diese Bekundungen wiederholt werden, desto leerer und unechter wirken sie. Erstaunlicherweise hilft hierbei auch Alexandre Desplats Filmmusik nicht, im Gegenteil: Da sie bloß redundant unterstreicht, was gerade verbal und durch bedeutungsschwere Mimik ausgedrückt wird, wird der Zuschauer durch Interpretationsvorgaben erschlagen, statt dass Spannung erzeugt würde. Dem Film hätte außerdem eine strengere Hand im Schnitt gutgetan. Obwohl es meist eine gute Idee ist, die Abenteuer eines Teams in Episoden zu erzählen, wirkt diese narrative Formel hier leider unstrukturiert und manche Szene einfach nur überflüssig. Die größte Schwäche des Films ist aber wohl: Er will Kriegsfilm, Heldenepos, aber auch Abenteuerkomödie sein und ist am Ende weder Fleisch noch Fisch. Die komischen Szenen wirken unbeholfen und unpassend statt entlastend, während die ernsthaften Momente allzu oft in Rührseligkeit ertrinken.

Am Ende sollen wir uns dann über die Wiederherstellung der Weltordnung in Gestalt der Rettung der Madonna und des Flügelaltars freuen, werden aber – erneut – mit Pathos erschlagen, sodass die Frage bleibt: what else, Mr. Clooney?

Im Utopolis


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