Lesungen, zumal literarische, stehen im schlechten Ruf eher Einschlafhilfen für kulturell ambitionierte Schlafwandler zu sein. Nicht so die „Lesebühne“ im Rocas, die regelmäßig die Lachmuskeln des Publikums auf harte Proben stellt.

Die Stamm-Mann- (und Frau)schaft in voller Aktion.
Eine Lesung, zumal im beschaulichen Großherzogtum Luxemburg, läuft meist nach ein und demselben Schema ab: In einem überheizten Saal eines überdimensionierten und total überteuerten Kulturzentrums sitzen ein Dutzend Leute und lauschen – mit angestrengter Miene – den poetischen Hochflügen und Tiefschlägen eines Autors, wenn sie nicht gerade den Kampf gegen den griechischen Gott Morpheus verlieren. Die „Lesebühne“, die am ersten Oktober in der ersten Etage des Café Rocas ihre Herbstsaison einläuten wird, ist dagegen eine angenehme Ausnahme und zeigt, wie ganz anders Vorlesekultur sein kann und beweist dass auch das Publikum diese Alternative honoriert.
Zu dieser Bühne gehören erstens einmal die drei von der Stammmannschaft: Christian Happ, Francis Kirps, und Claudine Muno. Der Satiriker Francis Kirps, der mit seinem Buch „Planet Luxemburg“ schon einige Bekanntheit in Luxemburg erringen konnte, ist nebenbei, zusammen mit Anselm Neft, Ella C. Werner und Lino Wirag, Mitherausgeber von „Exot – Zeitschrift für komische Literatur“. Zudem gehört er auch der Lesebühne „Ferkel im Wind“ in Bonn an. Daneben hat er zahlreiche Teilnahmen an Poetry-Slams und anderen Veranstaltungen aufzuweisen, die nicht zum offiziellen Literaturbetrieb in Luxemburg gehören. Claudine Muno, die zweite im Bunde, braucht man eigentlich nicht mehr vorzustellen. Die wohlbekannte luxemburgische Autorin und Musikerin gibt bei den „Lesebühnen“-Veranstaltungen meistens ein paar neue Songs zum Besten, die zwar nicht immer den Weg in eines ihrer mannigfaltigen musikalischen Projekte finden, die ZuschauerInnen aber trotzdem erfreuen. Der dritte im Bunde ist der Trierer Slam-Poet Christian Happ, dessen herrlich absurde Texte auch dem lokalen Publikum bekannt sind. Geladene Gäste der kommenden „Lesebühne“ sind der Düdelinger Poet Tom Hengen, der das Publikum mit seiner englischen Lyrik unterhalten wird und die deutsche Slammerin Anke Fuchs, die zu Hause mit ihrem Programm „rasendlangsam“ schon fast Profistatus erreicht hat und unablässig tourt.
Wer nun annimmt diese „Lesebühne“ sei eine neue Erfindung, dem sei erklärt, dass es sie schon seit Januar 2011 in dieser Form gibt – vorher fand sie im damaligen „d:qliq“ statt – und erfreut, außer in der Sommerpause, alle zwei Monate ihr Publikum. Es nahmen eine Menge namhafter junger und weniger junger Talente daran teil, darunter: Fränz Conrad, Lambert Schlechter, Corbi, Cyberpiper, Antoine Cassar, Plakeg oder Ugedoen, Miriam R Krüger, Antoine Lemaire, Sid Mysore, Guy Schons und Jerome Jaminet aus Luxemburg. Aus Deutschland machen mit: Toby Kunze, Florian Cieslik, Julia Roth, Theresa Hahl, Dorian Steinhoff, Christian Gottschalk, Christian Bartel und Anselm Neft.
Denjenigen, die einen zwanglosen und kurzweiligen Abend verbringen möchten, sei wärmstens empfohlen, sich am nächsten Mittwoch im Rocas einzufinden.
Am 1. Oktober im Café Rocas um 20 Uhr.