Alternativer Hip-Hop
: Komische Fische


Dass man es bei „Käptn Peng und die Tentakel von Delphi“ nicht mit einem weiteren beliebigen Hip-Hop-Act zu tun hat, verrät allein schon der Name. Was sich hinter diesem verbirgt, ist eine äußerst versatile Musikgruppe, die sich nicht scheut, auch komplexe Inhalte vorzutragen.

Peng! Da kommen schon die Tentakel!

Beim „Food for Your Senses“-Festival im Jahre 2013 waren sie eines der Highlights, nun kehren sie nach Luxemburg zurück: Käptn Peng und die Tentakel von Delphi. Dass Hip-Hop nicht mit Ghetto-Rap, Knarren, Drogen und sexistischen Texten gleichzusetzen ist, ist an sich nichts Neues. Schon seit Jahrzehnten gibt es in Amerika wie in Europa auch für den Sprechgesang eine alternative Szene abseits des Mainstreams. In Amerika waren für diese Richtung Pioniere wie Themselves und weitere Gruppen des Labels Ant Icon auf dieser Seite des Atlantiks hat sich die Tendenz vor allem in Deutschland durchgesetzt. Dies liegt vielleicht auch daran, dass es vorher schon die sogenannte Hamburger Szene gab, mit Bands wie Tocotronic oder Die Sterne, die intellektuelle Texte auch in der Popmusik salonfähig gemacht haben.

Gegründet wurde die Kombo bereits im Jahr 2012 von den Brüdern Johannes und Robert Gwisdek, die vorher schon unter dem Namen Käptn Peng und Shaban musiziert hatten. Die Neuauflage – mit vier neuen Musikern – verzichtet auf jegliche elektronische Sample-Elemente und versucht, an deren Stelle unorthodoxe Instrumente einzusetzen. Da wird auch ein alter Koffer oder eine Bürste zur Hand genommen, um einen Beat zu fabrizieren. Ein wenig erinnert das Konzept an die deutsche Kult-Industrial-Band Einstürzende Neubauten, die sich auch den Objekt-Klängen verschrieben hat. Aber wo die Neubauten immer noch schwermütig auf Noise-Teppichen über komplizierte bis kryptische Texte sinnieren, da steppt bei den Tentakeln von Delphi der Bär.

Denn das Besondere an dieser Band ist, dass ihre Melodien und Refrains bewusst radiotauglich gehalten sind. Mitgröhlen ist also erlaubt oder sogar erwünscht, und wer Käptn Peng und die Tentakel von Delphi schon mal live erleben konnte, weiß, dass die Band es auch live versteht alles zu geben und die Mengen zu begeistern.

Dies liegt vor allem an der Bühnenpräsenz des Frontmanns und Sängers Robert Gwisdek. Oder besser gesagt, an seinem Nebenberuf, denn der Musiker hat sich mit der Schauspielerei ein zweites Standbein geschaffen. Und das nicht ohne Erfolg: 2017 war er als „Ohrfeigen-Mann“ im Kinofilm „Tiger Girl“ zu sehen, und auch Tatort-Fans dürfte sein Gesicht nicht unbekannt sein. Dies schlägt sich auch in den sorgsam in Szene gesetzten Musikvideos nieder, mit denen Käptn Peng und die Tentakel von Delphi sich eine große Anhängerschaft erspielen konnt.

Eine solche brauchen sie auch, denn wegen des gut gefüllten Terminkalenders können die Mitglieder der Band nicht den in der Musikbranche üblichen Aufwand treiben – wohl auch ein Grund dafür, dass sie mit „Kreismusik“ ihr eigenes Label gegründet haben. Zwei Alben sind bis jetzt erschienen „Expedition ins O“ im Jahr 2013 und „Das nullte Kapitel“ im Mai letzten Jahres. Dazwischen haben die Musiker noch den Soundtrack zum Kinofilm „Alki Alki“ fabriziert, in dem auch Sänger Gwisdek mitspielt.

Wem also nach etwas lockerer Atmosphäre mit Sprechgesang ist, der sollte sich den Termin freihalten.

Am 31. Januar im Atelier.

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