„A Star Is Born“ ist ein Hollywood-Melodram in seiner reinsten Form. Das mag nicht jedermanns Sache sein – handwerklich und schauspielerisch weiß der Film aber in jeder Hinsicht zu überzeugen.
„A Star Is Born“ ist bereits die vierte Filmfassung derselben Geschichte. Und auch wenn die jeweiligen Handlungen sich in einigen Nuancen voneinander unterscheiden, so sind die übergeordneten Themen in allen Verfilmungen dieselben: der Aufstieg vom Niemand zum Star und die Schattenseiten des Erfolgs.
Im Zentrum der Handlung steht Ally (Lady Gaga). Tagsüber kellnert sie, nachts tritt sie bei Drag-Shows auf. Anders als die Drag-Queens singt sie aber live und so wird der erfolgreiche Country-Rockstar Jackson Maine (Bradley Cooper) eines Abends auf sie aufmerksam. Begeistert von ihrer Stimme, lädt er sie ein, bei seinem nächsten Konzert mit ihm im Duett zu singen. Anfangs noch schüchtern, freundet sich Ally schnell mit dem Rampenlicht an und entscheidet sich für eine Karriere als Singer-Songwriterin. Doch mit steigendem Ruhm ist Ally immer weniger auf Jackson angewiesen. Der kommt damit nicht zurecht und verfällt mehr und mehr den Drogen und dem Alkohol.
In Jacksons Leben gibt es nur wenige Lichtblicke. Das begünstigt nicht nur seinen Drogenkonsum, auch die Schnelligkeit, mit der er Ally verfällt, ist besorgniserregend. Es handelt sich hier offensichtlich um einen Menschen, der sich an allem festhält, das ihm irgendwie hilft, den Tag zu überstehen. Bei Ally ist das anders: Sie ist selbstständig und ehrgeizig. Dadurch ist für sie am Ende die größte Herausforderung zu entscheiden, was ihr wichtiger ist: ihre Karriere oder ihre Ehe mit Jackson. Denn dass der Alkoholabhängige nicht gut für sie ist, ahnt sie schon nach ihrem ersten gemeinsamen Abend.
Trotz seiner starken Figurenzeichnung weist der Musikfilm, bei dem Cooper ebenfalls Regie führte, einige dramaturgische Schwächen auf. Schon an der Handlungsbeschreibung wird deutlich, dass im Film alles ein wenig zu schnell geht. Dass sich zwei Menschen auf den ersten Blick ineinander verlieben mag ja noch sein. Weniger nachvollziehbar sind aber der Bekanntheitsgrad und der Erfolg, die Ally innerhalb kürzester Zeit erreicht. 1937 – als die erste Verfilmung von „A Star Is Born“ herauskam – war es vielleicht noch möglich, in einer kleinen Bar „entdeckt“ und über Nacht zum Star gemacht zu werden. Im 21. Jahrhundert scheint das jedoch höchst unrealistisch. Diese verknappte Darstellung von Allys Werdegang ist allerdings nur ein Nebenprodukt des größten Fehltritts des Films. In „A Star Is Born“ ging es schon immer um den Aufstieg des einen und gleichzeitigen Abstieg des anderen „Stars“. In der neuesten Fassung steht jedoch vor allem letzterer Aspekt im Vordergrund. Dazu war es nötig, die Figur Jackson weiterzuentwickeln: Er hat nun eine Hintergrundgeschichte, einen Bruder und ist insgesamt sympathischer als in den vergangenen Filmen. Ally dagegen ist eher zur Nebenfigur geworden.
Sowohl Gaga als auch Cooper spielen schauspielerisch in der höchsten Liga. Dem subjektiven Empfinden nach steht aber fest: Ohne Gagas phänomenalen Gesang, würde ihr Cooper glatt die Show stehlen. Seine Rolle als alkoholkranker Musiker kauft man ihm in jedem Augenblick ab. Gagas Performance beeindruckt zwar in ihrem Naturalismus, im emotional herausfordernden zweiten Teil fällt ihre Leistung jedoch etwas ab.
Alles in allem ist Coopers Regiedebut ein gelungenes Remake, die Fokusverschiebung hin zum männlichen Protagonisten jedoch mehr als bedauerlich. Anders als der Titel vorgibt, geht es nun nämlich nicht mehr um den Star, der geboren wird, sondern um den, der zugrunde geht.
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