Man mische die treibenden Beats von Modeselektor mit den weichen Klängen und Vocals von Apparat, und heraus kommt Moderat. Das Elektro-Projekt aus Berlin wird am 2. Oktober in der Rockhal die Früchte seiner Zusammenarbeit präsentieren.
Berlin gilt unbestritten als die Hauptstadt des Elektro – doch während viele dabei nur an einen berühmt-berüchtigten Club in Friedrichshain-Kreuzberg denken, ist anderen bekannt, dass die Bärenstadt ein Schmelztiegel aller Varianten der elektronischen Musik ist. In dieser fruchtbaren Umgebung entstehen kreative Synergien, die Projekte wie Moderat hervorbringen. Bereits 2002 taten sich Apparat (Sascha Ring) und Modeselektor (Sebastian Szary und Gernot Bronsert) zusammen, und brachten die gemeinsame EP „Auf Kosten der Gesundheit“ heraus.
Trotz der positiven Aufnahme dieses Debüts, beschlossen die drei, erst einmal wieder getrennte Wege zu gehen und ihre jeweiligen Projekte weiterzuführen. Modeselektor produzierte in dieser Zeit ihr Meilenstein-Album „Hello, Mom“, das ihr weltweite Anerkennung brachte und neben anderen Thom Yorke auf sie aufmerksam werden ließ. Prompt wurde sie von Radiohead als Vorband für deren Japan-Tour 2008 gebucht. Währenddessen war auch Apparat nicht unproduktiv, eroberte zusammen mit der Berlin-Elektro-Pionierin Ellen Allien als „Orchestra of Bubbles“ die Lautsprecher und veröffentlichte sein zweites Album „Walls“, womit er seinen Status als Größe der internationalen Elektro-Musik festigte.
So dauerte es bis 2009, bis sich die drei Künstler wieder als Moderat zusammentaten und den lang erwarteten ersten Longplayer „Moderat“ herausbrachten. Das Resultat der Zusammenarbeit ist ein äußerst eingängiger, aber dennoch eklektischer Sound, der die Beat-Affinität beider Bands mit den Stimmeinlagen Sascha Rings verbindet und dabei einen Stil entwickelt, den der Kollege von Laut.de treffend als „Kopfkino-Sounds“ bezeichnet.
Die internen Filmbilder weiß die Band aber auch live grandios zu visualisieren; Moderat gilt als überragender, dafür auch mehrfach ausgezeichneter Live-Act und ist als Gast bei Festivals gerne gesehen. Wer sie bereits live erlebt hat, kann ihre hypnotisierende, treibende Kraft bezeugen; das fanden auch wieder Radiohead, die nun auch Moderat 2009 mit auf Tour nahmen.
Wie seine Vorgänger erscheint auch das nächste Album „II“ 2013 bei dem legendären Label Bpitch Control, dem keine Geringere als die oben genannte Ellen Allien vorsteht. Auch bei diesem Album demonstrieren die Musikkünstler ihre Vielschichtigkeit und überzeugen ihre HörerInnen von ihrer kombinierten „moderaten“ Schaffenskraft. Immer wieder widmen sich die beiden Bestandteile des Projekts ihren jeweiligen Hauptprojekten, was jedoch dem Erfolg von Moderat keinen Abbruch tut. Das dritte gemeinsame Album – natürlich „III“ benannt – ist daher erst vor wenigen Monaten erschienen. Die Musikkritik ist schwer begeistert und hat es wiederholt als Elektro-Album des Jahres bezeichnet. In der Tat hört man Moderat nicht mehr an, dass sie aus dem Zusammenschluss zweier Projekte entstanden ist, sie klingt ganz und gar wie eine Band, die ihren Sound gefunden hat. Dabei werden die Vocals mehr betont, ohne dass sie jedoch die typische Bass-Beat-Kraft und Energie verlieren. Vergegenwärtigt man sich nun das erwähnte Live-Talent von Moderat, sollten Aficionados elektronischer Musik am Sonntag unbedingt den Weg nach Esch-Belval finden.