Hsia-Fei Chang inszeniert sich in der Ausstellung „Les jeux sont faits. Rien ne va plus“ in der Escher Konschthal selbst. Eine Fotostrecke dokumentiert den Alltag der Künstlerin als Croupière im Pariser Club Berri. Eine Stelle, die Chang eigenen Aussagen nach gezwungenermaßen antreten musste: Ihr drohte die Streichung sozialer Beihilfen, weil sie bis dahin jedes Angebot des Arbeitsamts abgelehnt hatte. Das einhundert Meter lange Fotomaterial entstand im Pausenraum des Casinos, auf dem Arbeitsweg oder in den eigenen vier Wänden – an den Spieltischen galt Fotoverbot. Und trotzdem vermitteln Changs Aufnahmen ein Gefühl für die Ambivalenz von Spielhallen: Einerseits versprechen sie den großen Gewinn, andererseits zerstören sie menschliche Existenzen oder enttäuschen die Erwartungen der Spieler*innen. Mittendrin befindet sich Chang, die ihren Beruf und das Nachtleben subtil und doch merklich mit Gender-Fragen verknüpft. Was heißt es als Frau in diesem Bereich zu arbeiten? Was gibt sie die Künstlerin über sich preis? Wie gehen Intimität und Arbeit zusammen? Bilder von Changs entblößter Vulva stehen im Kontrast zu Selbstporträts, auf denen sie mit einer Katze kuschelt, die in Esch ausgestopft über ihre Werke wacht. Interessant ist auch, dass Chang all dem Porträts gegenüberstellt, die Pariser Straßenkünstler*innen von ihr angefertigt haben – so vereint sie den Blick auf sich selbst mit dem Eindruck, den andere Menschen von ihr haben. Eine kleine, aber feine Ausstellung, die Stoff zum Nachdenken bietet.
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