Ein Vortrag über etwas, das mit Argumenten und Einsichten allein nicht verändert werden kann: das von den „großen Erzählungen“ geprägte menschliche Verhalten. Am Donnerstag, im Rahmen der Mouvement-Konferenzen.
„Brauchen wir neue Erzählungen?“ so lautet der Titel eines vom Mouvement écologique organiserten Vortrags am Donnerstagabend. Gemeint sind nicht etwa Grimms oder Hauffs Märchen, sondern das, was auf Englisch „narrative“ genannt wird: ein Deutungsmuster, das den großen und kleinen Aspekten des menschlichen Daseins einen Sinn geben kann (siehe den deutschen Wikipedia-Eintrag zu „Narrativ“).
Wichtig sind diese „Erzählungen“, weil sie Werte vermitteln, das Verhalten der Einzelnen prägen und gesellschaftliche Prozesse strukturieren. In der Mouvement-Einladung wird der Referent des Abends, Sascha Meinert, zur Wachstums-Paradigma zitiert: „Die ökonomische Erzählung ist aus dem Mangel heraus geboren worden. In einer Zeit als der Mangel allgegenwärtig war. In dieser Erzählung kommunizieren wir maßgeblich über Zahlen, wobei ‚Mehr‘ stets besser ist als ‚Weniger‘. Sinnvolles Verhalten ist in dieser Erzählung maßgeblich durch Effizienz und Nutzenmaximierung geprägt.“
Sascha Meinerts neue Erzählungen
Dieses Paradigma ist aber denkbar ungeeignet, so der Mouvement, die gewaltigen Herausforderungen, vor denen wir stehen, anzugehen. Daher die Feststellung: „Wir befinden uns derzeit deshalb nicht nur in einer ökologischen und sozialen, sondern in einer kulturellen Krise!“
Meinert ist Politikwissenschaftler und Gründer des Berliner Instituts für prospektive Analysen. Seine Veröffentlichungen zur Nachhaltigkeit und zum Wandel der Arbeitswelt nehmen oft die Form von Szenarien an: unterschiedliche, aber gleichermaßen plausible Geschichten über die Zukunft, die zu einer Diskussion führen und Menschen bewegen, aktiv zu werden.
„Das Ziel der Nachhaltigkeit kann nur überzeugen, wenn es mit Geschichten, mit individuellen Lebensentwürfen verknüpft werden kann, wenn Nachhaltigkeit als eine spannende Reise, als Weg zur Beheimatung in einem größeren Ganzen erzählt werden kann“, so Meinerts Überzeugung. Der Vortrag wird diese Überlegungen ausführen und soll „Anregungen geben, wie derartige neue Erzählungen und prägende Leitbilder entstehen und kommuniziert werden können und welchen Beitrag die Zivilgesellschaft, die Politik und jeder Einzelne dafür leisten kann“.
„Brauchen wir neue ‚Erzählungen‘ für eine lebenswerte nachhaltige Zukunft? Wie können sie entstehen, wie können sie kommuniziert werden?“
Vortrag von Sascha Meinert,
am Donnerstag, dem 21. November um 20 Uhr
im Hôtel Parc Belle-Vue
5, av. Marie-Thérèse, Luxemburg