Heute wird der „Intersex Day of Remembrance“ begangen. Die woxx erklärt, worum es an diesem Tag geht.
Der Gedenktag soll auf die immer noch weitläufig praktizierten Genitalverstümmelungen aufmerksam machen, die an intergeschlechtlichen Kindern vorgenommen werden. Für diese „Anpassungen“ gibt es keine medizinische Indikation – sie sorgen jedoch oft für einen langen Leidensweg, da viele Komplikationen auftreten können und so weitere Eingriffe nötig werden. Als Datum wurde der Geburtstag der französischen intergeschlechtlichen Person Herculine Barbin gewählt. Barbin lebte im 17. Jahrhundert, ihre Memoiren wurden später von Michel Foucault wiederveröffentlicht und von Judith Butler in ihrem Werk „Gender Trouble“ rezipiert.
Im Rahmen der Filmreihe „queer looks“ wurde gestern der Film „Orchids: My Intersex Adventure“ gezeigt. In der anschließenden Diskussion betonte Erik Schneider von Intersex & Transgender Luxembourg, dass es in Luxemburg keine Informationen darüber gibt, wie medizinisch mit intergeschlechtlichen Kindern umgegangen wird. Dabei sind diese statistisch ungefähr so häufig wie Menschen mit roten Haaren. Mitte Oktober betonte Familienministerin Corinne Cahen, dass intergeschlechtliche Kinder ihr Geschlecht selbst wählen können sollten. Ein gesetzliches Verbot von Operationen ist laut Schneider angekündigt. Ein Gesetzesvorschlag, der es trans- und intergeschlechtlichen Personen erlaubt, Namen und Geschlechtseintrag ohne medizinische Hürden zu ändern, ist auf dem Instanzenweg. Das deutsche Bundesverfassungsgericht forderte die Bundesregierung heute auf, bis Ende 2018 einen dritten Geschlechtseintrag für intergeschlechtliche Personen zu schaffen.
Mehr Informationen zum Thema Intersex gibt es im woxx-Artikel „Intersex: Das tabuisierte Geschlecht“ und zum Beispiel bei Intersex & Transgender Luxembourg oder in dieser Broschüre des Menschenrechtskomissars des Europarates. Andere spannende Quellen sind zwischengeschlecht.org, The intersex Roadshow, intersexday.org. Viele Informationen sind auch – weniger formal präsentiert – auf Youtube oder twitter zu finden.
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