Die Renaissance der Nachtzüge wird in Luxemburg verschlafen. Gründe sind laut Transportminister Bausch die geographische Lage und die geringe Anziehungskraft des Großherzogtums.

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Wenn Firmen – oder auch nur ihre Briefkästen – nach Luxemburg kommen, heißt es oft, dass sie das wegen der strategisch günstigen Lage des Landes tun würden. Auch die Strahlkraft des Finanzplatzes wird stets genannt. Für Nachtzüge scheint das jedoch nicht zu gelten. In einer parlamentarischen Anfrage an Transportminister François Bausch wollten Carlo Back und François Benoy (alle drei Déi Gréng) wissen, wie denn die CFL zu Nachtzügen stehe.
Damit Nachtzüge sich wirtschaftlich lohnen, müssten sie große Städte oder bevölkerungsreiche urbane Regionen verbinden, so der Minister in seiner Antwort. Außerdem sei eine gewisse Entfernung zwischen den Zielorten vonnöten, damit die Nachtzüge keine Konkurrenz zu Hochgeschwindigkeitszügen darstellten. Damit Luxemburg von einem Nachtzug profitieren könne, müsse es also auf einer Nachtzugstrecke liegen und nicht am Anfang oder Ende einer solchen Verbindung liegen.
Nach Frankreich gibt es keinerlei Möglichkeiten, weil man laut François Bausch ja gut mit TGV nach Paris und an die Mittelmeerküste gelangen könnte. An die bis 2016 bestehende Nachtzugverbindung nach Nice scheint sich der Minister nicht mehr erinnern zu können. Nachtzüge in Richtung Deutschland sieht Bausch ebenfalls als unrealistisch an, weil Zugverbindungen, die zum Beispiel Paris mit Berlin verbinden würden, Luxemburg umfahren: entweder im Norden über Köln oder im Süden über Straßburg.
Potenzial gäbe es allerdings für eine Nord-Süd-Verbindung, die beispielsweise von Brüssel über Luxemburg in die Schweiz oder Italien führe. Die CFL seien „in ständigem Kontakt“ mit der belgischen Eisenbahngesellschaft SNCB. Aus Belgien gäbe es im Moment allerdings keine Signale, eine solche Verbindung errichten zu wollen. Die Bauarbeiten auf der Strecke Luxemburg-Brüssel, die noch bis 2030 andauern sollen, würden ein weiteres Hindernis darstellen.
Wer trotzdem mit dem Nachtzug fahren will, kann laut François Bausch einfach mit der CFL nach Koblenz fahren und dort den ÖBB-Zug nehmen, der zwischen Brüssel und Wien fährt. Die andere Alternative wird wohl leider auf längere Zeit der Tram bleiben, der in wenigen Jahren zum Flughafen fährt. Der bedient zwar auch ein unbeliebtes, geographisch ungünstig liegendes Ziel, schafft es aber trotzdem irgendwie, einen Markt zu schaffen.
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