Die Messwerte der Luftschadstoffe verbessern sich in Luxemburg weiter- hin. Dennoch müssen neue Maßnahmen her, um die 2030-Ziele zu erreichen. Die legt das neue Programm gegen Luftverschmutzung fest.

(Foto: Raimond Spekking CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)
Anfang des Jahres veröffentlichte die Umweltverwaltung eine aktualisierte Version des „Programme de lutte contre la pollution atmosphérique“ (NAPCP). Die Öffentlichkeit suchte die Verwaltung damit jedoch nicht – es gab keine Pressemitteilung oder gar Stellungnahme des zuständigen Ministers. Das NAPCP wurde lediglich am vergangenen Montag auf die Open Data-Plattform data.public.lu hochgeladen. Das passierte nach einer öffentlichen Befragung, bei der eine einzige Privatperson eine Stellungnahme einreichte. Der Lagebericht zur Luftverschmutzung überprüft die Messungen fünf gesundheitsschädlicher Luftschadstoffe, wie Feinstaub oder Stickstoffdioxid. Diese können nicht nur Atemwegs- oder Herzkreislauferkrankungen auslösen, sondern haben auch Auswirkungen auf landwirtschaftliche Kulturen (woxx 1818). Um die in einer EU-Richtlinie festgelegten Reduktionsziele bis 2030 zu erreichen, stellt das Programm zudem neue Maßnahmen vor.
Wie auch schon in ihrem letzten Aktionsplan, merkt die Umweltverwaltung eine Verringerung der Schadstoffe seit 1990 an und prognostiziert sie über 2030 hinaus. Bereits vor rund zwei Jahren erfüllte Luxemburg die Reduktionsziele für Schwefeldioxid (SO2) und Feinstaub (woxx 1748). Laut dem Dokument sind die Konzentrationen von Schwefeldioxid gegenüber den Messungen von 2005 um 50 Prozent, jene von Feinstaub um 40 Prozent gesunken. Auch eine weitere Schadstoffgruppe, die „Flüchtige Organische Verbindungen ohne Methan“, liegt nach einer Reduktion von 42 Prozent nun unter dem EU-Grenzwert. Diese Schadstoffe bilden bodennahes Ozon, das gesundheitsschädlich ist. Zurückzuführen seien diese Verbesserung auf Prozessänderungen in der Stahlindustrie, optimierte Verbrennungsmotoren oder etwa die Einführung von Entschwefelungsanlagen und Partikelfiltern. Darüber hinaus würden die drei Stoffe bis 2030 weiterhin unter dem visierten EU-Wert liegen.
Bei den zwei anderen Schadstoffen, die beobachtet werden, ist indes noch Luft nach oben: Sowohl die Ammoniak- als auch die Stickoxidwerte (NOX) liegen im gesundheitsschädlichen Bereich. Letztere sollen die Zielwerte bis 2030 dennoch erreichen, prognostiziert die Umweltverwaltung. Das Programm bezieht sich dabei auf Pläne wie den nationalen Energie- und Klimaplan oder das Klimabündnis mit Gemeinden und einer Reihe schon eingeführter Maßnahmen, wie die kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel oder Techniken zur Reduktion von Verbrennungsabgasen.
Nicht unter WHO-Werten
Nicht so im Fall von Ammoniak. Denn laut den Prognosen der Umweltverwaltung sinken die Werte nicht schnell genug, um bis 2030 unter dem Grenzwert zu liegen. Zwar seien die Daten aus dem Jahr 2022 „vielversprechend, was die Verringerung der Emissionen in den nächsten Jahren angeht“, doch gleichzeitig brauche der Landwirtschaftssektor, dessen Düngemittel wie Jauche oder Mist als Hauptquelle von Ammoniak gelten, „eine gewisse Anpassungszeit“. Deshalb stellt die Umweltverwaltung im Programm einige neue Maßnahmen vor, allen voran eine „Taskforce Ammoniak“. Diese Gruppe soll neue Technologien fördern und Landwirt*innen beraten, etwa bei der Lagerung von Dung. Auch ein „Monitoring-Tool“ zur Kontrolle der Messungen soll entwickelt werden. „Viele der Maßnahmen, die auf Ammoniak abzielen, sind entweder genehmigt worden oder werden derzeit analysiert“, so die Verwaltung. Sie gibt sich demnach zuversichtlich: „Bei strikter Anwendung der Maßnahmen, die in enger Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftsministerium entwickelt wurden, sollte die Einhaltung im Jahr 2030 sichergestellt sein.“ In den nächsten fünf Jahren sollen die Ammoniakkonzentrationen gegenüber den Werten von 2005 um rund 26 Prozent verringert werden.
Luxemburg beruft sich jedoch auf bereits 2016 in einer EU-Direktive festgelegte Grenzwerte. Dies, obschon die Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit 2021 striktere Werte vorschlägt (woxx 1698). So liegen etwa die Stickstoffdioxidkonzentrationen in Luxemburg unter dem EU-Grenzwert von 40 μg/m³ und bei den meisten Messtationen unter 20 μg/m³ – laut WHO-Richtlinien sind allerdings schon Werte über 10 μg/m³ gesundheitsgefährdend. Zudem liegen einige Städte wie Echternach, Hesperingen oder Luxemburg-Stadt weiterhin „sehr nah an dem Grenzwert“ von 40 μg/m³. Die strengeren Normen der WHO kommentiert das Programm dabei nur knapp: Eine Neufassung der EU-Richtlinien sei „im Gange“.