LuxFilmFest: Anthropocene: The Human Epoch

Hat der menschliche Einfluss auf unseren Planeten geologische Ausmaße? Eine Dokumentation versucht, diese Frage zu illustrieren. Leider hat sie einige Mängel.

Foto: Edward Burtynsky, courtesy Nicholas Metivier Gallery, Toronto

Seit einigen Jahren gibt es unter Wissenschaftler*innen eine Debatte darüber, ob wir nicht mehr im Holozän, sondern in einer neuen geologischen Epoche leben, dem Anthropozän. Die Begründung: Wir Menschen haben unseren Planeten derart stark verändert, dass dies als geologische Schicht erkennbar sein wird. Der Dokumentarfilm „Anthropocene: The Human Epoch“ zeigt Orte auf der Erde, wo diese Veränderungen besonders sichtbar sind.

Verschiedene Kapitel decken unterschiedliche Aspekte des Anthropozän ab: Umgestaltung von Landschaften, Extraktion von Ressourcen, die Schaffung neuer Materialien, Klimawandel und Artensterben. Der Film zeigt Szenen aus aller Welt: Marmorsteinbrüche in Italien, Lithiumabbau in Chile, Wilderei in Kenia, Braunkohleabbau in Deutschland oder Kaliumcarbonat-Minen in Russland, um nur einige zu nennen. Dabei werden nicht nur Landschaften gezeigt, sondern auch immer wieder jene Fabriken und Maschinen, mit denen die Veränderung des Planeten vorangetrieben wird.

Neben einer Erzähler*innenstimme (Alicia Vikander), die allerdings über weite Strecken des Films schweigt und recht wenig Erklärungen gibt, und die Zuschauer*innen stattdessen mit Zahlen bombardiert, setzt der Film größtenteils auf Interviews. Diese wurden vor allem mit Menschen in Fabriken, Steinbrüchen, usw. geführt, die von ihrer Arbeit erzählen. Dabei wird aber selten die genaue Wirkung auf die Umwelt erklärt oder in einem globalen Maßstab eingeordnet. So fokussiert sich beispielsweise die Sequenz über den Braunkohleabbau im deutschen Ruhrgebiet auf den Landverlust und die Zerstörung von Dörfern – weder der Hambacher Forst, noch der Klimawandel werden an dieser Stelle erwähnt.

So lassen einige Szenen das Publikum auch recht ratlos zurück: In einer Szene werden ausgiebig Bilder der Eröffnungszeremonie des Gotthard-Basistunnels gezeigt, ohne dass eine Einordnung möglich wäre. Auch die darauffolgende Vorstellung einer Firma, die in Londoner Luftschutzbunkern Gemüse anbaut, ist eher verwirrend. Gänzlich ohne Kommentar werden der chaotische Straßenverkehr und ein Gottesdienst in einer gigantischen Kirche in Lagos gezeigt, was eher wie Füllmaterial wirkt.

Die Bildsprache der Dokumentation ist in den meisten Fällen gewaltig und Ehrfurcht gebietend, allerdings ist dies nicht konsequent durchgezogen. Alles in allem ist „Anthropocene: The Human Epoch“ eine gute Möglichkeit, sich erstmals mit dem Konzept des Anthropozäns zu beschäftigen. Allerdings sollte dabei klar sein, dass die vermittelten Bilder lediglich Ausschnitte sind und nur einige Aspekte des globalen Wandels – zum Beispiel die unglaubliche Produktion von Hühnerknochen – behandelt.

Der Film läuft während des Luxembourg City Film Festivals am 9. März um 19 Uhr im Ciné Utopia und am 12. März um 14 Uhr in der Cinémathèque in der (zumeist) englischsprachigen Originalversion mit englischen Untertiteln.


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