Als das Familienleben einer jungen Tänzerin aus den Fugen gerät, flüchtet sie sich in Straßentanz, Sex und Brandstiftung. Den Plan, den sie damit verfolgt, versteckt Pablo Larraín in einer eklektischen Bildwelt.
Die talentierte Tänzerin Ema (Mariana di Girolamo) und ihr Mann Gastón (Gael García Bernal), der gleichzeitig auch der Choreograf ihrer Tanztruppe ist, stecken in einer Familienkrise. Ihr 12-jähriger Adoptivsohn Polo hat ein Haus angezündet und damit seiner Tante schwere Verbrennungen zugefügt. Daraufhin hat das Paar beschlossen, den Sohn wieder zur Adoption frei zu geben. Ema ist mit der Entscheidung jedoch nicht zufrieden und versucht, eine Sozialarbeiterin dazu zu überreden, ihr Polos neue Kontaktdaten zu geben.
Die Episode hat ihre Beziehung zu Gastón angeknackst, zusätzlich kommt es zu Konflikten innerhalb der Tanztruppe. Ema verlässt mit einigen Freundinnen die Tanztruppe, zieht aus dem gemeinsamen Haus aus, verlässt ihren Nebenjob als Turnlehrerin und sucht eine Anwältin auf, um sich von Gastón scheiden zu lassen.
Mit einem Flammenwerfer, den Gastón für eine Kunstperformance besorgt hat, zieht sie durch die chilenische Hafenstadt Valparaíso und zündelt. Sie tanzt mit ihren Freundinnen in den Straßen zu Reggaeton, was Gastón zusätzlich erzürnt. Außerdem hat sie – scheinbar – wahllos Affären mit einem Feuerwehrmann, ihrer Anwältin und Tanzpartnerinnen. Dann offenbart sich, dass Emas Verhalten keineswegs nur Eskapismus war, sondern sie einen komplizierten Plan verfolgte.
„Ema“ beginnt mit einer leicht verwirrenden Collage von Szenen, die um eine Performance von Gastóns Tanztruppe aufgebaut sind. Danach entschied sich Regisseur Pablo Larraín (No, Jacky) für eine traditionellere chronologische Struktur, die trotz vieler ruhiger Szenen und langsamer Aufwicklung des Plots niemals langweilig wird. Di Girolamos Perfomance und Charisma – sowohl im Schauspiel als im Tanz – trägt den Film, der durch die atemberaubende Kulisse Valparaísos zusätzlich gewinnt.
Ema schläft im Film sowohl mit Frauen als auch mit Männern, und ihre Bisexualität wird erfrischenderweise niemals in Frage gestellt oder als „Phase“ abgetan, wie dies in anderen Medien oft passiert. Die filmische Gestaltung der vielfach vorkommenden Sexszenen erinnert an die Tanzperfomance, besonders was die Licht- und Farbgestaltung angeht. Die These manche Protagonist*innen, dass Sex und Tanz sehr nahe beieinander liegen, wird somit filmisch untermauert.
Obwohl am Ende einige Fragen, vor allem in Bezug auf das Verhalten des Sohnes Polo, offenbleiben, ist das Finale des Films befriedigend und bietet außerdem einen interessanten Blick auf nicht-traditionelle Familienmodelle.
Der Film läuft während des Luxembourg City Film Festivals am 8. März um 21 Uhr im Ciné Utopia und am 13. März um 10 Uhr im Kinepolis Kirchberg, jeweils in der spanischen Originalsprache mit französischen Untertiteln.