Musik: Mit der Philharmonie um die Welt

Musikliebhaber*innen sollten sich den 25. August rot im Kalender markieren: An diesem Tag beginnt der Vorverkauf für die Konzertreihe „Autour du monde“ der Philharmonie. Die Höhepunkte des Programms im Überblick.

Susana Baca aus Peru kommt am 22. April in die Philharmonie. (COPYRIGHT: Javier Falcon)

Was originäre Musik aus den fünf Kontinenten des Globus angeht, ist die Philharmonie der einzig verbliebene ruhende Pol in Luxemburg. Zwar gibt es auch weiterhin vereinzelte Veranstaltungshäuser, die gelegentlich Weltmusik in Programm haben, aber den zweiten Fixpunkt für solche multikulturellen Klänge, das MeYouZik-Festival, hat Luxemburg-Stadt, die nicht müde wird, ihre vorgebliche Weltoffenheit zu plakatieren, heimlich während der Pandemie sterben lassen. Die Philharmonie bleibt aber am Ball.

Was lusophone Musik angeht, sind im Zuge der Saison drei bemerkenswerte Konzerte zu finden. Am 1. Oktober tritt António Zambujo auf. Er gehört zur führenden Riege der Fadosänger in Portugal. Im Ausland dominieren allerdings die Frauen beim Fadogesang. Hier gibt es also eine gute Gelegenheit, die maskuline Version des Fado zu erleben. Am 4. Oktober dann betritt Aldina Duarte die Bühne. Sie singt den klassischen Fado und tritt regelmäßig im renommierten Lissaboner Fado-Lokal Senhor Vinho auf. Die Kapverden vertritt Mário Lúcio, der sich als Sänger, Gitarrist und Schriftsteller einen großen Namen gemacht hat, und bereits in den 1990er-Jahren die berühmte Gruppe Simentera leitete. In der Philharmonie wird er am 8. Oktober vom Quintett Os Kriols begleitet sowie von den beiden bedeutenden kapverdischen Sängerinnen Lura und Nancy Vieira unterstützt. Youssou N’Dour ist in seiner Heimat, wie auch in der internationalen Szene, der unbestrittene Star der senegalesischen Musik. Schon Ende der 1970er-Jahre wurde er mit seiner Gruppe Étoile de Dakar in Senegal eine fixe Größe und zehn Jahre später das internationale Aushängeschild für afrikanische Musik. 1994 hat er zusammen mit Neneh Cherry den weltweiten Pop-Hit „Seven Seconds“ gelandet, ist im Kern aber der Protagonist des senegalesischen Mbalax geblieben, bei dem druckvolle westafrikanische Perkussion dominiert, die von der Talking-Drum angeführt wird. Auf den beiden letzten Platten hat er sich arg im Pop verlaufen, in Konzerten ist er aber üblicherweise so, wie man ihn liebt. Wenn er das am 10. November auch in Luxemburg so macht, wird es ein starker Auftritt.

Neuauflagen und Tradition

Das Programm der Philharmonie ehrt darüber hinaus eine Ikone afrikanischer Musik: Miriam Makeba. Die 2008 verstorbene südafrikanische Sängerin wäre im März dieses Jahres 90 Jahre alt geworden. Sie war in der Republik Südafrika schon früh ein Star, durfte dann aber nach einer Auslandsreise nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren, weil sie das damals herrschende Apartheid-Regime offen kritisiert hatte. Zunächst in den USA beheimatet, dann in Guinea, wurde ihr Name durch Hits wie Pata Pata zum Synonym für afrikanische Musik wie auch für den Kampf gegen Rassismus. Unter dem Titel „Zenzile – The Reimagination of Miriam Makeba“ wird am 12. März 2023 ein Konzert von Somi in der Philharmonie stattfinden: Somi wurde in den USA als Tochter von aus Uganda und Ruanda stammenden Eltern geboren und begann eine Karriere als Jazzsängerin. Unter dem Einfluss des südafrikanischen Trompeters Hugh Masekela wandte sie sich dann der afrikanischen Musik zu. In Luxemburg wird sie ihre ganz eigene Version der Musik Makebas zu Gehör bringen.

Neben Somi ist auch Susana Baca kommende Saison im Großherzogtum zu Besuch. Sie gilt seit Mitte der 1990er-Jahre als eine der berühmtesten Sängerinnen der Weltmusikszene. Was ihren Stil so besonders macht, ist die Verwurzelung in der Tradition des aus Afrika stammenden Teils der peruanischen Bevölkerung. Darüber hinaus hat sie aber auch immer offene Ohren für andere Einflüsse gehabt und nimmt auch Jazzelemente mit auf. Die nun 78-Jährige hat 2021 „Palabras Urgentes“ (siehe woxx 1663) herausgebracht und beweist darauf, dass ihre Stimme nichts von ihrer Ausdruckskraft verloren hat. Sie wird am 22. April in der Philharmonie auftreten.

Auch Musiker*innen aus dem asiatischen Raum sind nächstes Jahr in der Philharmonie vertreten. In China feiert man 2023 am 22. Januar das Neujahrsfest – nur acht Tage später, am 30. Januar, ist das China National Traditional Orchestra in der Philharmonie zu Gast. Das bis zu 110 Musiker*innen starke Ensemble wurde bereits 1960 gegründet und untersteht dem Pekinger Kulturministerium. Seine Aufgabe besteht darin, das vielfältige musikalische Erbe Chinas in orchestraler Form zu präsentieren. Es hat bereits die ganze Welt bereist und 2015 die legendäre Carnegie Hall in New York bespielt.

Ein weiterer Höhepunkt dürfte der Auftritt des Safar Ensembles sein. Über Afghanistan liest man hierzulande vor allem Negativschlagzeilen – dass in diesem Land eine ganz reiche und originelle Musikkultur existiert, ist bis heute den meisten unbekannt geblieben. Die geografische Lage und die wechselhafte Geschichte haben dazu geführt, dass die Klänge dort eine Verwandtschaft zu den Musikformen Nordindiens, Pakistans, Zentralasiens und Irans zeigen, aber dennoch einen ganz eigenständigen Charakter besitzen. Die Mitglieder des Safar Ensembles, das am 24. Mai auf der Bühne der Philharmonie stehen wird, haben offenbar alle ins Exil gehen müssen. In jedem Fall wird es hier eine der seltenen Gelegenheiten geben, diese bedauerliche Lücke im Klangkosmos des Westens zu füllen.

Weitere Informationen gibt es unter philharmonie.lu.

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