Der SNE hat das Koalitionsabkommen einer kritischen Begutachtung unterzogen. Vor allem bei der Lehrkräfteausbildung sieht es Nachholbedarf.
„A ville Beräicher wéi, am ‚Space-Mining’ (…), wëllt Lëtzebuerg ‘à la pointe du progrès’ sinn, mee an der Schoulmeeschteschausbildung erlabe mir ons, deenen anere Länner hannendrun ze lafen. Dat ka jo net den Usproch vu Lëtzebuerg a Saache Bildung sinn!“ Am Montag sprach der Syndicat national de l’enseignement (SNE) der Presse gegenüber klare Worte. Zwar bewertet es die im Koalitionsabkommen festgehaltenen bildungspolitischen Pläne der Regierung als positives Signal, insgesamt lasse der Text jedoch zu viel Interpretationsspielraum. Es bleibe noch viel zu klären und auszudiskutieren.
Zum wiederholten Male wurde gefordert, das Bildungssystem nach den zahlreichen Reformen der letzten Legislaturperiode nun endlich zur Ruhe kommen zu lassen. Viele Änderungen seien überstürzt eingeführt worden, jetzt gelte es, sie auf den Prüfstein zu legen und bei Bedarf nachzubessern.
So verlangt der SNE eine grundlegende Überarbeitung der Lehrkraftausbildung. Die Student*innen müssten bereits in Praktika mit Aspekten wie Elternarbeit und administrativen Aufgaben vertraut gemacht werden. Zudem müsse der Vermittlung von didaktischem Wissen und Können ein zentraler Stellenwert zukommen. Bezüglich Ausbildung besteht die Hauptforderung des SNE darin, künftig auf Masterebene zu rekrutieren. „Als Lehrkraft muss man mittlerweile so viel können, dass ein Bachelorabschluss einfach nicht mehr ausreicht“, begründete dessen Präsident Patrick Remakel diese Forderung. Die Gewerkschaft schlägt vor, die Lehrer*innenausbildung so zu gestalten, dass auf einen Bachelor in Pädagogik oder Erziehungswissenschaften ein spezialisierender Master folgt, der auf ein spezifisches Schulfach vorbereitet. Auch ein umgekehrter Ablauf sei vorstellbar, so wie das beispielsweise in Deutschland und Frankreich die Regel sei. Der SNE hofft, dass der Beruf auf diese Weise wieder aufgewertet werden kann.
Ein recht negatives und pauschalisierendes Bild der Schüler*innen offenbart sich in der Forderung, Lehrkräfte müssten in ihrer Grundausbildung auf den „Enseignement secondaire général“ vorbereitet werden und diesbezüglich lernen, „wéi ee professionell mat engem jugendleche Schüler, sengem dementsprechende Behuelen, deem dach oft schwierege Schoulhistorique a ‚Background’ esou wéi senger oft negativer Astellung zur Schoul erfollegräich ëmgoe kann“.
Heftige Kritik wird am „Bildungsdësch“ geübt. Der Presse gegenüber kritisierte Remakel, dass Schüler*innen und Eltern bei diesen geplanten Diskussionsrunden unberechtigterweise ein Expert*innenstatus zugewiesen werde. In den Augen des SNE sollten sie aber nicht mitreden dürfen, wenn es etwa um die Initialausbildung von Lehrkräften geht. Gilles Glesener, Sekretär des SNE, betonte, den Mehrwert vom „Bildungsdësch“ nicht zu erkennen. Lehrkräfte würden dabei lediglich zur „Marionette“.