In „Tomb Raider“ findet Lara Croft zurück zu ihren Wurzeln als coole Action-Heldin. Trotz einiger Schwächen weiß der Film zu unterhalten.
Selbst wer noch nie einen Controller in den Händen hielt, kennt den Namen Lara Croft und weiß auch, welche Konnotationen mit diesem einhergehen. Die Figur gilt als Männerfantasie, die aber irgendwie auch etwas Bestärkendes an sich hat. Mit „Tomb Raider“ leistet der norwegische Regisseur Roar Uthaug einen begrüßenswerten Beitrag zu dieser Debatte.
Die Handlung unterscheidet sich nur unwesentlich von derjenigen des 2013 erschienenen Videospiels, das dem Film als Vorlage diente. Immer wieder muss Lara Croft (Alicia Vikander) gegen karikaturesk-bösartige Schurken kämpfen, Rätsel lösen oder sich aus scheinbar ausweglosen Situationen winden. Nachdem Lara als Fahrradkurierin und Hobbyboxerin etabliert wurde, begibt sie sich erst nach Hongkong und anschließend auf eine Expedition im pazifischen Ozean. Dies jedoch nicht zur persönlichen Erholung; vielmehr will sie herausfinden, was ihrem Vater, Richard Croft (Dominic West) zugestoßen ist, der sieben Jahre zuvor zur Insel Yamatai aufgebrochen war. Das Schiff gerät jedoch in einen Sturm und erleidet Schiffbruch; mit Mühe und Not kann sich Lara ans Ufer der Insel retten. Nach einem Schlag auf den Hinterkopf wird sie bewusstlos …
Von Anfang an klar: Lara Croft kann nicht sterben. Das nimmt der Geschichte verständlicherweise ein wenig die Spannung. Umso beeindruckender ist es, wie es Regisseur Roar Uthaug und seinem Team gelingt, das Publikum mitfiebern zu lassen. Das glückt dank konstanter Tempowechsel. Die seltenen ruhigen Momente dienen entweder dem nötigen Informationsaustausch oder dem Spannungsaufbau. Die Actionszenen dagegen bestechen durch Kameraführung und Stunt-Choreographie, die das Publikum unmittelbar in die jeweiligen Situationen katapultieren. In jenen Momenten, in denen dem Film gelingt, was er sich vorgenommen hat, ist „Tomb Raider“ derart immersiv, dass es einem glatt den Atem verschlägt.
In Diskussionen rund um diese aktuelle Videospielverfilmung taucht die Frage nach derem feministischen Gehalt eher selten auf. Der Grund dafür mag darin liegen, dass der Film nicht dieselben Fehler begeht wie manche Teile der Videospielreihe sowie die Verfilmungen mit Angelina Jolie. Lara hat eine Persönlichkeit, eigene Interessen und zeigt Mitgefühl. Egal ob sie alleine unterwegs ist oder ihr Mitstreiter zur Seite stehen: Stets ist sie die Intelligenteste und Einfallsreichste im Raum.
Ihre Körperlichkeit ist zwar ein wichtiger Bestandteil des Films, doch nicht in dem Sinne, dass Brüste und Hintern betont werden, um dem männlichen Auge zu gefallen. Wenn ihr athletischer Körper in den Vordergrund gerückt wird, dann um zu verdeutlichen, wo ihre physische Stärke herkommt. Ihr Körper wird somit als ihre wichtigste Ressource etabliert und ist damit weit mehr als nur Objekt, das beliebig betrachtet und manipuliert werden kann. Das Konzept geht nicht völlig auf: Lara ist zu Kraftakten in der Lage, die ohne Superkräfte schlicht einfach nicht möglich wären.
Darin, sowie in einigen wenig nachvollziehbaren Plotwenden, liegt die größte Schwäche des Films. Immer wieder wurden einfache Lösungen gesucht, um die Handlung voranzutreiben und auch wenn Lara Croft selbst Kontur annimmt, so bleiben alle weiteren Figuren leider herzlich blass. Besonders bedauerlich ist die Dominanz an Männern, sowie der Umstand, dass Lara zu der einzig weiteren weiblichen Figur im Film in einem antagonistischen Verhältnis steht.
Ironischerweise fällt die Qualität des Films gerade in dem Teil des Films, in dem der eigentliche, titelinspiriende, Grabraub stattfindet. Alles in allem ist „Tomb Raider“ aber ein unterhaltsamer Action-Film.
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Bewertung der woxx : XX