Sie ist Musikerin, Autorin, Aktivistin, Ikone: Patti Smith ist mit 69 Jahren immer noch aktiv wie eh und je und denkt nicht an Rente. Am 2. Juli präsentiert sie in der Rockhal ihr Kult-Album „Horses“, das auch 40 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Wirkung verloren hat.
In Chicago in eine ausgeprägt religiöse Familie hineingeboren, verbringt Patricia Lee Smith ihre Kindheit in Philadelphia und New Jersey. Nach Beenden der High School arbeitet sie in einer Fabrik; die Erfahrungen, die sie dort macht, geben ihrem Denken eine sozialkritische Richtung und werden später in dem Song „Piss Factory“ verewigt. Mit Anfang 20 schmeißt Smith das Kunststudium und zieht nach New York in der Hoffnung, sich als Schauspielerin, Performerin und Musikerin zu etablieren. Hier lernt sie ihren langjährigen Freund, den Fotografen Robert Mapplethorpe kennen, der ihre legendären Coverbilder schießen wird. Mitte der 1970er Jahre tut sich Smith mit dem Gitarristen Lenny Kaye und Drummer Jay Dee Daugherty, die beide immer noch zu ihrer Tourband gehören, zusammen, und mischt die New Yorker Musikszene mit ihrem „Art Punk“ auf. Im New Yorker Underground, rund um den legendären Punk-Club CBGB in Manhattan, treffen in diesen Jahren viele Ikonen der Musik aufeinander: David Bowie, Iggy Pop, die Ramones und Blondie. 1975 erscheint dann das Debütalbum, mit dem Smith Musikgeschichte schreibt: Produziert mit Velvet Underground-Mitbegründer John Cale, vermischt „Horses“ verschiedene Einflüsse wie Blues, Jazz oder gar Reggae, wobei der Grundton aber Punk/Garage Rock ist, gekoppelt mit den charakteristischen poetischen Smith-Texten. Auf „Horses“ folgten weitere zehn Alben, die bis heute ihren Status als „Godmother of Punk“ rechtfertigen. Mit Liedern wie „Gloria“, „Because the Night“, „People have the Power“ oder auch jüngeren Produktionen wie z.B. „E-Bow the Letter“ mit R.E.M. ist Patti Smith zu einer generationenübergreifenden Ikone geworden.
Patti Smiths künstlerisches Schaffen beschränkt sich aber nicht auf die Musik, sondern reicht auch in die Literatur, genauer gesagt in die Poesie, hinein, weshalb sie auch häufig als „Punk Poet Laureate“ bezeichnet wird. Im Laufe der Jahre hat sie zahlreiche Gedichtbände und Bücher veröffentlicht, darunter zwei Memoiren, „Just Kids“, wofür sie 2010 einen National Book Award gewann, und „M Train“. Ihr Schreiben – die Gedichte wie auch die Liedtexte – ist von den französischen Symbolisten beeinflusst, für die sie seit ihrer Jugend eine große Verehrung empfindet. Allen voran zählt der „poète maudit“ Arthur Rimbaud zu ihren großen Vorbildern. Mit Paris und Frankreich verbinden sie viele wichtige Momente ihres Lebens, eine Tatsache, die 2005 durch die Verleihung der Auszeichnung „Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres“ seitens des französischen Kulturministeriums offiziell gewürdigt worden ist. Patti Smith ist eine politische Künstlerin, die Position bezieht gegen soziale Missstände; sie ist auch eine engagierte Unterstützerin der Green Party.
40 Jahren nach Erscheinen des Albums „Horses“ hält dessen Wirkung unvermindert an. Weswegen Smith eine Reihe von Extra-Konzerten initiiert hat, um dieses epochale Werk zu feiern. Zu den Stationen dieser Extra-Tour gehört auch die Rockhal in Esch/Alzette, wo Smith am 2. Juli abends auftreten wird. Vor kurzem wurde bekannt, dass sie zusätzlich am Nachmittag um 16.30 Uhr ein kurzes Akustik-Set anlässslich der 10-Jahre-Festivitäten des Mudam präsentieren wird.