Serien-Empfehlungen: „Daria“ und „I Am Not Okay With This“

Wie jede Woche stellt die woxx eine neue Serie und einen Klassiker vor. Im Zentrum stehen diesmal Außenseiterinnen im Highschool-Alter.

Daria (1997-2002)

Die beiden Außenseiterinnen Daria und Jane (Mitte) begegnen dem Highschool-Alltag mit Zynismus. (Foto: MTV)

Die 16-jährige Daria Morgendorffer ist gerade mit ihrer Familie in die US-amerikanische Kleinstadt Lawndale gezogen. Gleich an ihrem ersten Schultag muss sie sich einem psychologischen Test unterziehen und bekommt geringes Selbstvertrauen attestiert. Dabei ist ihr Problem eher, dass sie von inkompetenten Lehrer*innen unterfordert und von ihren Klassenkamerad*innen genervt ist. Immerhin findet sie recht schnell Anschluss zu Jane Lane, einer anderen Außenseiterin – die beiden werden fortan beste Freundinnen. Gemeinsam ist das Leben an einer Highschool, in der vor allem Sportler*innen verehrt werden, als „brainy“ Außenseiterinnen halbwegs erträglich. Gemeinsam und mit zynischen und spöttischen Kommentaren gegenüber allem lässt sich das Leben auf Schulausflügen, im Einkaufszentrum und im billigen Pizzarestaurant besser aushalten. „Daria“ wurde 1997 zum ersten Mal auf dem Musiksender MTV ausgestrahlt und lief fünf Jahre lang. Im Laufe dieser Zeit entwickelten die Köpfe hinter der Serie, Glenn Eichler und Susie Lewis Lynn, die Charaktere konsequent weiter. Im Gegenzug zu vielen anderen animierten Serien für ein jugendliches Publikum wachsen die einzelnen Figuren, lernen dazu und ihre Beziehungen zueinander verändern sich.

Bemerkenswert ist, wie ernst Jugendliche und ihre Lebenswelten genommen wurden: Wie in jeder Teenie-Serie geht es in „Daria“ um Schule, Liebe, Freund*innenschaften, Partys, Sex – aber auch Tod, Trauer und Traumata werden thematisiert, ohne dass die Serie allzu düster wird. Allerdings werden manche Dinge auch ausgelassen: Niemand raucht und bei einem Charakter, der offensichtlich einen kiffenden „Stoner“ repräsentieren soll, werden niemals Drogen gezeigt. Kritik an Sexismus und Rassismus wird zwar ebenso wie Queerness angedeutet, nimmt jedoch keine zentrale Rolle ein. Dennoch ist „Daria“ eine exzellente Coming-of-Age-Serie, die zudem hervorragend das Leben kurz vor der digitalen Revolution dokumentiert: Computer und Internet existieren bereits, die Protagonist*innen kommunizieren jedoch am liebsten per Festnetztelefon, das Fernsehen ist omnipräsent. Die Wiederveröffentlichung auf DVD hat leider ein großes Manko: Die Popmusik der 1990er-Jahre, die bei der originalen Ausstrahlung verwendet wurde, wurde aus Lizenzgründen ersetzt.

Auf DVD.

I Am Not Okay With This (2020-)

Dina (Sofia Bryant), Stan (Wyatt Oleff) und Syd (Sophia Lillis) müssen in „I Am Not Okay With This“ lernen, mit Syds telekinetischen Kräften umzugehen. (Foto: Netflix)

Die 17-jährige Syd Novak (Sophia Lillis) hat nicht unbedingt ein normales Leben: Nach dem Tod ihres Vaters muss sie sich vermehrt um ihren kleinen Bruder (Aidan Wojtak-Hissong) kümmern, weil ihre Mutter (Kathleen Rose Perkins) 60 Stunden die Woche arbeitet. Bei Syd handelt es sich um eine intelligente Teenagerin, die mit ihrem Umfeld, das Footballer und Cheerleaderinnen vergöttert, nicht viel anfangen kann. Immer wieder hat sie Wutausbrüche, weshalb eine Schulpsychologin ihr schließlich empfiehlt, Tagebuch zu führen. Als ihre beste Freundin Dina (Sofia Bryant) ihr eröffnet, dass sie mit dem unsympathischen Footballer Brad (Richard Ellis) zusammen ist, bemerkt Syd, dass sie eine seltsame Fähigkeit hat. Immer wenn sie enorm wütend, aufgeregt oder traurig ist, bluten Nasen, reißen Wände oder fallen Supermarktregale zusammen; die Schülerin hat offensichtlich telekinetische Kräfte. Erst redet sich Syd noch ein, dass diese Vorfälle nichts mit ihr und ihren Stimmungsschwankungen zu tun haben. Als sie bei einem Vorfall von ihrem Nachbarn Stan (Wyatt Oleff) beobachtet wird, lässt sich nicht mehr leugnen, dass sie mysteriöse Kräfte hat. Und als wäre es nicht genug, mit spontaner Telekinese umgehen zu müssen, befindet sich Syd auch noch mitten in einem Selbstfindungsprozess zu ihrer sexuellen Orientierung.

Wie auch schon bei der Netflix-Serie „The End of the F***ing World“ handelt es sich bei „I Am Not Okay With This“ um die Adaption eines Comics von Charles Forsman, auch hier führte Jonathan Entwistle Regie. Die Außenseiterin mit übernatürlichen Kräften erinnert natürlich an „Buffy“, wobei „I Am Not Okay With This“ durchaus düsterer und bedrohlicher wirkt. Die Handlung entwickelt sich sehr schnell, trotzdem bleibt den Hauptcharakteren genügend Zeit, um Tiefe zu entwickeln. Syds zwischenmenschliche Beziehungen sind exzellent gezeichnet. Dazu gehören die komplizierten Freund*innenschaften zu Stan, der sich sowohl als Liebhaber als auch als Mentor versucht, sowie zu Dina, die sie heimlich begehrt, als auch ihr Versuch, ihren kleinen Bruder vor Bullys zu beschützen. Die Kürze der Folgen und der ersten Staffel – sieben Folgen mit zwischen 20 und 30 Minuten Laufzeit – lässt noch einiges Potenzial zur Charakterentwicklung offen, das hoffentlich in weiteren Staffeln genutzt wird. Die Tagebucheinträge, von Lillis aus dem Off vorgelesen, sind ein bekanntes Mittel in Coming-of-Age-Medien, werden jedoch hier sehr effektiv eingesetzt. „I Am Not Okay With This“ ist ein intelligentes Teenage-Drama mit fantastischen Elementen, das Lust auf mehr macht.

Netflix.

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