Mit „Song to Song“ beschließt Terrence Malick seine unoffizielle Trilogie. Trotz einer Zunahme narrativer Elemente dominieren auch hier wieder Atmosphäre und Ästhetik.
Repetitiv, oberflächlich, langweilig, inkohärent, grauenhaft – die Adjektive, mit denen das neueste Werk von Terrence Malick in den letzten Monaten beschrieben wurde, verheißen nichts Gutes. Dabei unterscheidet sich „Song to Song“ nicht wesentlich von Malicks vorherigen beiden Filmen. Doch genau darin sehen viele das Problem. Bereits in „The Tree of Life“ (2011) war eine gewisse Schwerpunktverschiebung erkennbar geworden: Weg von linearer Narration und klassischer Dramaturgie, hin zu einer assoziativen Collage aus Tonaufnahmen und ästhetisch reizvollen anspruchsvollen Bildern. In jeder Einstellung wird deutlich, wie stark Malick von Menschen, von Körpern, vom Leben fasziniert ist. Für den US-amerikanischen Filmemacher gibt es offensichtlich keine banalen Momente; in jeder Erfahrung und Interaktion liegt etwas Schönes, Bedeutendes, dem es besondere Aufmerksamkeit entgegenzubringen gilt. War diese Perspektive in Filmen wie „The Thin Red Line“ oder „Brave New World“ noch verhältnismäßig subtil, so setzt Malick sie in den letzten Jahren kompromisslos in Geltung.
Wie schon bei „Knight of Cups“ (2015) geht es auch bei „Song to Song“ um die Unterhaltungsindustrie. Im Zentrum steht zunächst das Verhältnis zwischen den MusikerInnen Faye (Rooney Mara) und BV (Ryan Gosling) und dem Musikproduzenten Cook (Michael Fassbender). Als ihre Dreiecksbeziehung zerbricht, lernt Cook die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Rhonda (Natalie Portman) kennen. Auch Faye und BV gehen jeweils neue Partnerschaften ein. Die Musikszene Austins wird immer wieder angedeutet, doch wirklich plastisch wird sie im Verlauf des Films nicht.
Die Mittel, mit denen Kameramann Emmanuel Lubezki, der hier zum fünften Mal mit Malick zusammenarbeitet, den Puls des Lebens einzufangen versucht, sind vielfältig: Fisheye-Objektiv, tracking shots, ein Vorherrschen von Naheinstellungen. Gegenstände, Orte und vor allem Körper werden von einer rastlosen Kamera inspiziert. Nicht immer ist ein Zusammenhang zwischen dem Gezeigten und den ProtagonistInnen erkennbar: eine verlassene Straße, der Himmel bei Sonnenuntergang, ein herumfliegender Schmetterling wirken zufällig. Dazu kommt, dass sich der Film stets in der Schwebe zwischen Dokumentar- und Spielfilm befindet. Nicht immer ist klar, was gespielt und was echt ist. In den Momenten, in denen Patty Smith oder Iggy Pop aus ihrem Leben erzählen, fragt man sich, welche Dialoge noch improvisiert wurden und bei welchen weiteren SchauspielerInnen es sich um Laien handelt.
Der Film kann als eine Art visueller „stream of consciousness“ beschrieben werden. Dabei gilt das Hauptinteresse den ProtagonistInnen, wo sie sich befinden, ist eher nebensächlich. Nur schnipselartig wird zum Beispiel auf das Festival verwiesen, auf denen sich die drei aufhalten. Im Vordergrund stehen Stimmungen und Eindrücke, und so hat „Song to Song“ denn auch mehr Ähnlichkeiten mit einem impressionistischen Gemälde als mit einem Film. Es dominiert ein Gefühl der Melancholie und Isolation.
Auf dieses ungewöhnliche Seherlebnis muss man sich erst einmal einlassen, denn es wird den ZuschauerInnen abverlangt, die Leerstellen selbst zu füllen, die Malicks experimenteller Film bewusst offen lässt. Uns wird zwar etwas erzählt, aber eher mittels Bewegung und Atmosphäre als durch Dialoge. Manches an „Song to Song“ lässt sich in der Tat als oberflächlich, langweilig und inkohärent beschreiben. Dafür ist vieles aber auch aufregend und einfach nur wunderschön.