Tom Hillenbrand: Montecrypto

Nach Luxemburger Kochkrimis und Science-Fiction-Romanen versucht sich Bestseller-Autor Tom Hillenbrand nun an einem Gegenwartsthriller rund um den Bitcoin. Herausgekommen ist ein vorhersehbarer Page Turner der Wissenschaftsjournalismus mit seichter Unterhaltung mischt.

Als der Millionär Greg Hollister, der sein Vermögen mit Kryptowährungen und dem Aufbau einer Zahlungsapp gemacht hat, mit seinem Privatflugzeug über dem Pazifik abstürzt, stellt sich vor allem die Frage nach seinem Vermögen – und damit sind weder Immobilien noch Aktien oder Diamanten gemeint, sondern virtuelles Geld, das der libertäre Anarcho-Kapitalist und Ayn-Rand-Groupie irgendwo gehortet haben muss. Der Privatdetektiv Ed Dante soll den Schatz im Auftrag von Hollisters Schwester aufspüren. Doch dem ehemaligen Wall Street Broker, der die vorherige Finanzkrise mit zu verantworten hat, kommt ausgerechnet der tote Hollister in die Quere: Vor seinem Ableben hat dieser kryptische Videos gedreht, die zeitversetzt ins Netz gestellt werden, und veranstaltet nun posthum eine planetare Schnitzeljagd nach seinem Vermögen. Dante ist also nicht der einzige der den Schatz des Montecrypto sucht …

Der literarische Nährwert von „Montecrypto“ ist gering, zu schwach sind die Stränge die der Autor aufbaut, zu vorhersehbar die Wendungen und auch fehlt es den Figuren an Tiefe. Von der Tragik eines Don Winslow oder James Ellroy ist Hillenbrands Buch weit entfernt. Das heißt aber nicht, dass es kein kurzweiliges Vergnügen wäre durch die 440 Seiten zu blättern – denn Hillenbrand versteht es einfach seine Leser*innen mitzunehmen und für kurze Zeit ihre Vorbehalte vergessen zu lassen. Vor allem für die Ü-40 oder Ü-50 Generation, eh das Zielpublikum Hillenbrands, ist es weniger die Story, die sie in Atem halten wird, sondern vor allem die Chance nicht einmal, sondern mindestens ein dutzendmal im Buch erklärt zu bekommen, was es mit diesen Bitcoins, Shitcoins, Fiat-Geld und der Blockchain so auf sich hat. In dem Sinne wäre die Lektüre auch manchen Abgeordneten des hiesigen Parlaments zu empfehlen – damit sie in Zukunft vielleicht besser verstehen über was sie da überhaupt abstimmen.


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