Willis Tipps
: September 2016

Baskenland – flamencofreie Zone

1389willi1Spanische Musik auf Flamenco zu reduzieren, wäre ganz verfehlt. Der Norden des Landes klingt völlig anders. Im Baskenland ist das diatonische Akkordeon (baskisch: Trikitixa) beliebt, und der unangefochtene moderne Meister dieses Instruments ist Kepa Junkera, der bereits 1986 seine ersten Plattenaufnahmen machte. Auf dem aktuellen Album „Maletak“ arbeitet er wieder mit der Frauenband Sorginak und zahlreichen weiteren Musikern, zum Beispiel aus dem nordwestlichen Galicien zusammen. Junkeras Kompositionen gründen in der baskischen Tradition und sein virtuoses Akkordeonspiel gibt bei allen Stücken den Ton an. Dass diese Musik außerhalb Spaniens leider immer noch Geheimtipp ist, zeigt die Verpackung, die Informationen ausschließlich auf Baskisch und Spanisch enthält. Für die, die ihn noch nicht kennen: auf jeden Fall eine Entdeckung wert! Für alle anderen: wie immer ausgezeichnet!
Kepa Junkera & Sorginak – Maletak (Fol Musica)


Brasilianische Experimente

1389willi2Belo Horizonte im südöstlichen Brasilien ist die Heimat des 2004 gegründeten Sextetts „Graveola“. Ihr drittes Album „Camaleão Borboleta“ enthält eine bunte Mischung aus brasilianischer, mit Reggae, Rock, kapverdianischem Funaná, afro-kubanischen Klängen und mexikanischem Mariachi angereicherter Musik. Das Verbindende in diesem in positiver Weise eklektischen Werk ist Tropicalia, ein Stil, der unter anderem von Caetano Veloso und Gilberto Gil in den 1960ern kreiert wurde und alle zehn Stücke des CD trägt. In ihren Texten unterstützt die Band die Kämpfe der Indigenen in Brasilien, wirbt für Legalisierung von Marihuana und outet sich als erklärte Gegnerin des Regierungswechsels in ihrer Heimat. Wieder eine spannende Platte aus dem brasilianischen Musiklaboratorium; modern, experimentell, und engagiert.
Graveola – Camaleão Borboleta (Mais um Discos)


Neues aus Guinea

1389willi3Die junge Sängerin und Gitarristin Nakany Kanté stammt aus dem westafrikanischen Guinea, lebt seit 2009 in Spanien und hat nun in Barcelona ihr zweites Album „Naka“ aufgenommen, auf dem sowohl schnelle, tanzorientierte Stücke mit Band als auch einige vor allem gitarrenbegleitete Balladen zu hören sind. Die Klänge der Malinke-Volksgruppe ihrer Heimat prägen die Kompositionen und erinnern an ihren berühmten Landsmann Mory Kanté („Yéké Yéké“), mit dem sie aber trotz Namensgleichheit nicht verwandt ist. Das westafrikanische Balafon ist oft zu hören, und auf einem Track ist der Sänger der Mestizoband „Macaco“ aus Barcelona beteiligt. Eindrucksvolle, im Wesentlichen traditionelle Melodien und eine schöne Stimme auf einem Album, das auf spektakuläre Effekte verzichtet und gerade deshalb überzeugt. Eine klassische und doch zeitgemäße Aufnahme aus Guinea wie sie in Europa schon lange nicht mehr erhältlich war.
Nakany Kanté – Naka (Slow Walk Music)

 

 

 

September – Top 20

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1. Refugees for Refugees – Amerli (Muziekpublique) Syrien/Irak/Afghanistan/Pakistan/Tibet
2. Kayhan Kalhor, Aynur, Cemîl Qoçgirî & Salman Gambarov – Hawniyaz (Harmonia Mundi) Iran/Türkei/Kurdistan
3. Kristi Stassinopoulou & Stathis Kalyviotis – Nyn (Riverboat) Griechenland
4. Ana Alcaide – Leyenda (ARC Music) Spanien
5. Khmer Rouge Survivors – They Will Kill You, if You Cry (Glitterbeat) Kambodscha
6. Kepa Junkera & Sorginak – Maletak (Fol Musica) Spanien/Baskenland
7. Constantinople & Ablaye Cissoko – Jardins Migrateurs (Ma Case) Iran/Kanada/Senegal
8. Calypso Rose – Far From Home (Because Music) Trinidad/Tobago
9. Lakou Mizik – Wa Di Yo (Cumbancha) Haiti
10. Mabiisi – Mabiisi (Akwaaba Music) Ghana/Burkina Faso
11. Richard Bona & Mandekan Cubano – Heritage (Qwest Records) Kamerun/Kuba
12. Elza Soares – The Woman at the End of the World /A Mulher do Fim do Mundo ( Mais Um Discos) Brasilien
13. Yo-Yo Ma & Silk Road Ensemble – Sing Me Home (Sony Masterworks) USA/Fusion
14. Tuuletar – Tules Maas Vedes Taivaal (Bafe’s Factory) Finnland
15. 2016: Afro Celt Sound System – The Source (ECC Records) GB/Fusion
16. M.A.K.U. Soundsystem – Mezcla (Glitterbeat Records) Kolumbien/USA
17. Leyla McCalla – A Day for the Hunter, a Day for the Prey (Jazz Village / Harmonia Mundi) USA
18. Quintet Bumbac – Libre Voyage dans les Musiques des Balkans (Collectif Çok Malko) Frankreich
19. Kimi Djabaté – Kanamalu (Red Orange Recordings) Guinea-Bissau
20. Fanfare Ciocărlia – 20  (Asphalt Tango Records) Rumänien (nur Vinyl)

Die ganze Chart auf http://www.transglobalwmc.com/ und bei Facebook „Mondophon auf Radio ARA“

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